Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
mit unserem Papà.« Deodato lachte. Das fröhliche Lachen eines Mannes, der die Mühe, eine Ehefrau zu finden, gemeistert hatte. Fast beneidete er den Bruder darum. Amadeo warf einen schnellen Blick zu Sancia hinüber. Sie wartete immer noch geduldig, schien sich die ganze Zeit nicht bewegt zu haben. Seine Giuliana hingegen – sie hätte längst mit blitzenden Augen vor ihm gestanden und verlangt, er solle sie helfen lassen; sie hätte Kisten gezählt und Ballen, hätte die Arbeiter dirigiert. Niemand hätte es bei ihr gewagt, aus der Reihe zu tanzen. Sie hätte nicht einmal Giuliana sein müssen, hätte auch Giulio sein können.
Er stellte sich vor, wie sie zwischen den anderen Arbeitern über die Laufplanken eilte, dabei eine Kiste auf der Schulter trug. In seiner Vorstellung war sie barfuß, trug eine kaum über das Knie reichende ausgefranste Hose, ein weites Hemd und eine ebenso weite ausgefranste Jacke. Schweiß rann in kleinen Tropfen ihren Hals herunter, ihr kastanienglänzendes Haar war windzerzaust und reichte ihr bis weit den Rücken herunter. Sie sah aus wie ein armer Bauer, dabei aber unvergleichlich verführerisch. Er musste ihr eine Nachricht zukommen lassen, dass er sie sehen wollte, um ihr weitere Lektionen zu erteilen. Er wusste auch schon, welche das sein würden.
Kapitel 8
Sie hatte von Amadeo eine neue Nachricht erhalten. Heute Abend wollte er sie sehen. Sorgfältig rieb sie sich Rinderfett in die Haut. Von der Arbeit in Madonna di San Fantino waren ihre Hände rau, die Haut rissig. Im Kleid hatte er sie bestellt. Das Cremefarbene diesmal. Wenigstens würde sie keine Schwertübungen mit Fabrizio Paruta über sich ergehen lassen müssen. Vielleicht hielt Amadeo diesmal den richtigen Zeitpunkt für den letzten Schritt vom Mädchen zur Frau für gekommen. Allein der Gedanke schickte ein warmes Gefühl durch ihren Leib. In einem Winkel ihres Leibes wusste sie, dass sie das nicht tun sollte - eine ehrbare Frau gehörte nur ihrem Ehemann an, aber sie war von Amadeo viel zu sehr angetan, um sich darüber Gedanken zu machen.
Sie zog das Kleid an, und schlagartig waren ihre rauen Arbeitshände vergessen. Sie fühlte sich wieder wie eine vornehme Dame, drehte sich und kämmte sich die Haare, bis sie seidig glänzten. Sie steckte sie hoch und schmückte sie mit einem goldfarbenem Haarband, zuletzt zupfte sie sich einige Löckchen in die Stirn. Nachdem sie noch in ihre Schuhe geschlüpft war und sich einen Umhang um die Schultern gelegt hatte, war sie bereit für ein weiteres Abenteuer. Der Umhang war lang und reichte beinahe bis zum Boden, er verbarg das Kleid vollständig. Vielleicht würde sie heute bei Mond- und Kerzenschein mit Amadeo in einer Gondel fahren. Das würde ihr gefallen.
Am Griff hob sie die Tür an und öffnete sie geräuschlos so weit, dass sie hindurchschlüpfen konnte.
Giuliana schob sich durch den Türspalt – und stand vor Ana. Der Schreck fuhr ihn in die Glieder.
»Was schleichst du im Haus herum?«, fuhr Ana sie streng an.
»Du schleichst herum und lauschst an Türen. Ich habe nichts zu verbergen.« Giuliana drehte den Spieß um. Angriff war in so einem Fall die beste Verteidigung, fand sie.
»Ich husche auch nicht in meine Kammer und sperre die Tür hinter mir zu. Wenn du dort etwas Verbotenes treibst«, Ana drohte ihr mit dem Finger, »dann wirst du mich kennenlernen.«
»Du huschst doch auch in Vaters Kammer und verriegelst die Tür hinter dir. Glaub nicht, ich habe das nicht bemerkt. Ich habe einen sehr leichten Schlaf und höre dich Nacht für Nacht.«
Ana tat ihr den Gefallen, rot zu werden. Ihren Ärger ließ das nicht im Mindesten verrauchen. »Werd nicht frech Mädchen. Was ich mit deinem Vater in seiner Kammer zu besprechen habe, geht dich nichts an.«
Die Haushälterin griff nach Giulianas Umhang und zog ihn vorn auseinander. Das Cremefarbene wurde sichtbar.
»Wo hast du das her? Das ist das Kleid einer … einer …«
»… einer vornehmen Frau«, fuhr Giuliana auf. »Ich habe es mir gekauft, weil ich einmal im Leben ein schönes Kleid haben wollte.«
Ihre Gedanken überschlugen sich, und sie hatte das Erstbeste herausgesprudelt, das ihr in den Sinn gekommen war.
»Von welchem Geld?«
»Meinem Geld. Papà gibt mir seit Jahren etwas, wenn ich ihm geholfen habe. Ich habe nie was davon ausgegeben.«
Das zumindest stimmte: Sie hatte Geld, es lag wohlverwahrt in einem Beutel in ihrer Truhe. Ana sah nicht überzeugt aus, deshalb fuhr sie schnell
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