Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
sie.
»Mit dir höre ich gern die Messe.«
Sie war glücklich, und als Amadeo begann, sie über ihr Leben als Giulio auszufragen, erzählte sie ihm von dem Auftrag in Madonna di San Fantino und dass ihr Vater die Verantwortung ganz allein ihr übertragen hatte. Was sie erzählte, hörte sich viel prächtiger an, als es in Wirklichkeit war.
»Signore Pietro Zianello hat uns die Arbeit vermittelt. Er kam eines Tages vorbei und hat sich damit gebrüstet.«
Eine seltsame Veränderung ging mit Amadeo vor sich. Er warf die Decke von den Schultern, setzte sich aufrecht hin und packte sie an den Händen. Seine Finger bohrten sich schmerzhaft in ihr Fleisch, drückten auf ihre Knochen, sein Gesichtsausdruck machte ihr Angst.
»Was hast du mit Pietro Zianello zu schaffen?«
»Nichts. Du tust mir weh.«
Sofort ließ er ihre Hände los, legte seine um ihre Wangen, zärtlich diesmal. »Halt dich von ihm fern. Dieser Mann ist Gift für eine schöne Schäferin wie dich. Er kann reden, was er will, glaub ihm nie ein Wort. Versprich mir das, Bella.«
Sie nickte. »Er war mir vom ersten Augenblick an unheimlich. Mein Vater besteht jedoch darauf, dass wir den Gefallen, den er uns erwiesen hat, nicht mit Füßen treten dürfen. Ich muss höflich sein, wenn ich ihm begegne.« Sie fühlte sich, als säße sie zwischen allen Stühlen.
»Dein Vater wird sich von ihm nicht um den Finger wickeln lassen. Zu Mädchen wie dir kann Zianello jedoch sehr charmant sein.«
»Er kennt mich nur als Giulio.«
»Auch für Giulio ist er Gift.«
Sie war der gleichen Meinung, und eigentlich war zu diesem Mann alles gesagt. Hätte sie doch nur seinen Namen nicht erwähnt! Die frühere zärtliche Stimmung war dahin und wollte sich nicht wieder einstellen, obwohl Amadeo erneut dicht neben ihr saß und die Pelzdecke um sie beide gelegt hatte. Er starrte missmutig vor sich hin, und Giuliana wusste nicht, wie sie seine düsteren Gedanken vertreiben sollte. Da fehlten ihr Lektionen, und sie war sich sicher, Benedetta hätte nur wenige Sätze gebraucht. Das hob ihre eigene Laune nicht.
Die Gondel legte wieder vor dem Haus der Kurtisane an.
»Ist der Abend beendet?«, fragte sie, nachdem Amadeo ihr beim Aussteigen geholfen hatte und ihre Hand länger hielt als nötig.
»Was erwartest du noch?«
»Eine Lektion? Den versprochenen Kirchgang?«
»Du willst noch deine Lektion? Du willst sie wirklich? Du sollst sie haben. Vorher musst du dich umziehen, die Lektion musst du als Giulio hinter dich bringen.«
»Ich soll nach Hause gehen, mich umziehen und wiederkommen?« Sie war verblüfft, und das entlockte ihm wenigstens ein Lächeln.
»Wir werden bei Benedetta etwas für Giulio finden.«
Amadeo behielt recht. Im Haus gab es Burschenkleidung wie die, die sie geschenkt bekommen hatte, nur war diese schwarz und aus feinerem Stoff. Sie passte Giuliana wie angegossen. Amadeo stand neben ihr, und man hätte sie beide für Brüder halten können, zumindest was die Kleidung anging. Giuliana stellte sich breitbeiniger hin und ahmte seine lässige Haltung nach. Im Kleid hatte sie sich besser gefallen, aber sie war in seiner Hand, und wenn er Giulio befahl, war sie Giulio.
»Wohin gehen wir, Signore Bragadin?«
»Nirgendwohin, wenn du so kokett schaust. Dann muss ich dir deine Lektion gleich hier und jetzt erteilen.«
»Ich bin gespannt, Signore.« Sie gab ihre männliche Haltung auf, wackelte mit dem Po und setzte ihr verführerischstes Lächeln auf.
»Frechdachs.« Amadeo gab ihr einen Klaps auf den Po. »Ich lege dich eigenhändig übers Knie, wenn du das heute Abend noch einmal machst. Das ist kein Scherz, du darfst mich nicht bloßstellen.«
Sie hatte Gehorsam gelobt, deshalb nickte sie.
Sie verließen das Haus und spazierten durch Venedigs enge und düstere Gassen.
»Wohin gehen wir?«
»Ins Theater. Warst du schon einmal dort?«
»Noch nie.«
»Freu dich drauf.«
Das Theater war ein großer runder Bau, die Wände waren mannshoch aus Stein und darüber aus Holz. Ein unheimlicher Lärm drang aus dem Haus. Amadeo ging achtlos daran vorbei. Giuliana stutzte. Hatte er nicht gesagt, er wolle mit ihr ins Theater gehen?
Er hatte ihr Zögern bemerkt. »Wir gehen nicht in dieses Theater, oder willst du zwischen schwitzenden Proleten eine Komödie von Plautus sehen?«
Sie wusste nicht, wer Plautus war und konnte sich unter einer Komödie im Theater nichts vorstellen, aber dem Schreien und Johlen nach zu urteilen, musste es etwas Lustiges sein. Sie
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