Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
weniger angetan als seine Freunde und hatte offenbar völlig vergessen, dass sie ein Mädchen war, denn er schlug ihr kumpelhaft auf die Schulter.
»Was sagst du zum Theater?«
»Gefällt mir«, murmelte sie mit dem Mund voller Kuchenkrümel.
»Ich meine nicht das Essen.«
»Ich auch nicht.« Sie schluckte und schob sich den Rest des Kuchens in den Mund, dabei lachte sie ihren Lehrmeister an.
Aus einer Klappe im Bühnenboden sprangen auf einmal knorrige Zwerge mit nichts als Lendenschurzen bekleidet. Die obere Hälfte ihrer Gesichter war mit Masken bedeckt, die in geschwungenen Hörnern endeten.
»Die Satyrn«, stöhnte das Publikum auf.
Die kleinen Männer sprangen zwischen den Nymphen umher, die so taten, als fürchteten sie sich, und kreischend hinter den Bäumen in Deckung gingen. Bald lugten sie wieder hervor. Die Satyrn nahmen die Jagd von neuem auf. Sie fingen die erste Nymphe. Drei oder vier stürzten sich auf das Mädchen, bedeckten ihren Körper mit schmatzenden Küssen, rieben sich an ihr, und vorwitzige Finger suchten Wege durch die dünnen Schleier. Die ersten fielen zu Boden.
Das Spiel schlug Giuliana nun doch in seinen Bann, sie erkannte die Begierde in den Gesichtern und Gesten der Satyrn und ließ sich davon anstecken. Es heizte ihre eigenen Sinne an, und sie stellte sich vor, nur mit dünnen Schleiern bekleidet vor Amadeo zu tanzen. Sie würde sich genauso raffiniert drehen wie die Mädchen, und ihn hin und wieder einen Blick auf einen unbekleideten Teil ihres Körpers erhaschen lassen. Zuerst nur einen Knöchel, eine Schulter, dann vielleicht auch mal ein Knie, einen Ellenbogen, ihre Hüfte. Amadeos Augen würden glänzen, und am Ende würde sie einen Schleier nach dem anderen fallen lassen, bis sie nackt vor ihm stand. Was würde er für Augen machen. Bestimmt hatte er sie mitgenommen, damit ihr genau diese Gedanken kamen.
»Da möchte man gerne Satyrn sein, was?«, fragte Carlo neben ihr. Er lachte, als er ihr einen Arm um die Schultern legte.
Derart zwischen den Männern eingezwängt, fühlte Giuliana sich unwohl, aber sie wagte nicht, sich aus seinem Griff zu befreien. Das passte nicht zu Giulio.
»Die Nymphen kümmern sich nachher um uns. Du kannst dir schon mal eine aussuchen. Mir gefällt die kleine Rothaarige am besten, die hat Feuer. Und dir?«
»Ich … äh …« In ihrem Kopf drehten sich die Gedanken. Sie sollte sich doch wohl nicht mit einem Mädchen für ein Schäferstündchen zurückziehen. Amadeo!
Er hatte ihren stummen Hilferuf gehört und stieß den Freund an. »Nun lass Giulio doch erst mal schauen.«
»Das ist doch nur, um sich einen Vorgeschmack zu holen. Am Ende bist du selbst verliebt in ihn.« Diese letzten Worte sprach Carlo so leise, das nur Giuliana sie hören konnte.
Bernardo war ein harmloser Spaßvogel mit einem großen Mundwerk, aber bei Carlo musste man vorsichtig sein, entschied sie. Auf jeden Fall war sie aus ihren Gedanken gerissen, und auf das Spiel auf der Bühne konnte sie sich auch nicht konzentrieren. Verstohlen sah sie sich um, als sie hörte, wie hinter ihr eine Türe für einen späten Gast geöffnet wurde. Es schlich sich noch jemand in den Raum. Ihre Begleiter waren so von dem Satyrnspiel gefangen, dass sie nichts bemerkt hatten. Dort waren die meisten Nymphen inzwischen von den Satyrn überwältigt. Die spielten sich als große Eroberer auf, schnitten wilde Grimassen, klopften sich unter Schreien und Grunzen auf die Brust.
»Ich würde die schlanke Schwarzhaarige wählen«, sagte Giuliana. Die Genannte war eines der wenigen Mädchen, das sich noch ihrer Freiheit erfreute.
»Dann kommen wir einander nicht in die Quere«, meinte Bernardo freundlich und schlug ihr noch einmal auf die Schulter.
Amadeo warf ihr einen seltsamen Blick zu.
Die Schwarzhaarige wurde jetzt gejagt. Mit einem wilden Sprung warf sich einer der Satyrn, ein besonders kräftiger, auf sie. Sie konnte noch einmal ausweichen, geriet dann aber dem nächsten in die Arme. Lachend ließ sie sich überwältigen. Es fiel die letzte Nymphe, die von Bernardo favorisierte Rothaarige. Es gab noch Geknutsche und Getatsche und viel Gelächter auf dem Boden, dann traten die Akteure ab. Auf der Bühne wurden die Kerzen gelöscht.
»War es das?« Giuliana war verwirrt. Das hatte sie sich so nicht vorgestellt, nicht so ein abruptes Ende.
»Nicht doch. Das war nur der erste Teil von insgesamt zwei. Hat es dir gefallen?«
»Ja«, sagte sie, obwohl sie der Nymphen- und Satyrndarbietung
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