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Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)

Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Oliver
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nicht die Kraft eines Steinmetzen?«
    »Fingerspitzengefühl.« Sie hoffte, dass die Frauen über ihren einsilbigen Antworten das Interesse am Mosaiklegen verloren.
    »Das hast du in diesen schlanken Gliedern?« Lucrezias Stimme war eine Oktave tiefer geworden. »Oder überlegst du, ob du mir mit dieser Scheibe den Schädel einschlagen willst?«
    Die Schwarzhaarige sog scharf die Luft ein.
    »Was? Natürlich nicht. Warum soll ich das wollen?« Vor Schreck hätte Giuliana beinahe den Kuchen fallen gelassen.
    »Weil du einen geheimen Groll gegen mich hegst.«
    »Nein – nein. Auf keinen Fall. Ihr seid überaus schön, Signora.« Und eine falsche Schlange, setzte sie in Gedanken hinzu. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand Euch Übles will.«
    »Jemand, der ein Geheimnis vor mir verbergen will.« Sie lächelte Giuliana so offenherzig an, dass man ihre Freundlichkeit leicht für echt halten könnte.
    »Ich habe ganz bestimmt kein Geheimnis vor Euch, edle Signora. Wir sind uns noch nie begegnet.«
    »Sind wir das wirklich nicht?«
    »Nein.«
    »Lass doch den Jungen«, mischte sich die Schwarzhaarige ein.
    »Das ist doch ein netter Junge. Wie alt bist du?«
    »Mein Name ist Giulio Tasso, und ich bin siebzehn Jahre alt.«
    »Reichlich jung für das Mosaiklegen. Es scheint mir schwierig.«
    »Ich arbeite mit meinem Vater zusammen, seit ich elf bin.« Das stimmte sogar, aber Giuliana war nicht siebzehn, sondern in Wirklichkeit zwanzig Jahre alt. »Er lehrt mich alles, was man über Mosaiklegen wissen muss. Ich werde noch viele Jahre mit ihm zusammenarbeiten.« Vorsichtig legte Giuliana den Kuchen auf der zweiten vor der Hütte stehenden noch ungeöffneten Kiste ab.
    »Ich bleibe dabei: Du bist noch reichlich jung und kannst nicht viel Erfahrung haben, außerdem siehst du nicht aus wie der Lehrjunge eines Handwerkers.«
    »So.« Giuliana klopfte sich Staub von der Hose und trieb damit die Schwarzhaarige einen Schritt zurück. »Wie muss denn ein Handwerksbursche aussehen?«
    »Männlicher, kräftiger, mit einem kantigen Kinn. Auf deinen Wangen ist nicht der Anflug eines Bartes zu sehen.«
    »Ihr habt gute Augen, Signora, und das mit dem Bart ist mir auch ein Ärgernis. Das macht es mir zwischen den anderen Lehrjungen nicht leicht.«
    »Was treibt diese Person im Palazzo Bragadin?« Amadeos wütende Stimme schallte über den Hof.
    Diesmal zuckte Giuliana sichtbar zusammen. »Ich kontrolliere die Kuchen für die Mosaiksmalti.«
    »Dich meine ich doch nicht.« Amadeo blitzte Lucrezia Balbi wütend an. »Um die geht es.«
    »Schwager, was fällt dir ein.« Die Stimme der Schwarzhaarigen klang jetzt schrill. »Das ist Lucrezia Balbi, sie entstammt einer der angesehensten Familien Venedigs, war mit Giustano Balbi verheiratet …«
    »Sie ist in diesem Haus nicht willkommen, Sancia.« Amadeo sah immer noch aus, als hätte er am liebsten eine oder beide Frauen übers Knie gelegt. Giuliana vermied es, ihn direkt anzusehen; sie fürchtete, sich durch ein Wort, eine Geste, einen Blick zu verraten.
    »Hast du Fieber? Sie hat mir ihre Aufwartung gemacht, wie es leider nicht viele Venezianerinnen für nötig befunden haben. Wir sind befreundet,  und ich lasse mir nicht sagen, wen ich in diesem Haus empfange.«
    »Sie wird den Palazzo Bragadin nicht wieder betreten.«
    »Ich sage Deodato und deinem Vater, wie ungebührlich du dich benimmst.«
    »Gerne. Beide werden deine Freundschaft mit dieser Person nicht dulden.«
    Die schwarzhaarige Sancia sah aus, als wolle sie gleich platzen.
    Ludovico Bragadin kam in den Innenhof, an seiner Seite trippelte ein Diener, der den Hausherren offenbar alarmiert hatte. Während des Wortgefechts zwischen ihrer Freundin und Amadeo hatte Lucrezia nur dagestanden und belustigt zugehört. Beim Anblick des Familienoberhaupts versteinerte ihre Miene, und für Giuliana sah sie auf einmal so aus, als wäre sie am liebsten ganz woanders. Zwei, drei Schritte schaffte sie in Richtung Tor, bevor Ludovico Bragadin sie erspähte.
    »Was macht diese Person in meinem Haus? Amadeo!«
    Sancia eilte zu ihrem Schwiegervater, als wäre er ihre Rettung. »Don Ludovico, Papà, du musst deinen Sohn zur Rede stellen. Er benimmt sich ungebührlich gegen meine Freundin.«
    »Welche Freundin?«
    Amadeo hob seine Hände in einer Geste, die besagte, er habe mit alldem nichts zu tun.
    »Señora Lucrezia Balbi. Statt sie zu begrüßen, überhäuft Euer Sohn sie mit Schmähungen.«
    »Sie wird jetzt gehen und dieses Haus nie wieder

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