Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
hatte einen Arm um die Hüfte seiner Ehefrau geschlungen. Die beiden wirkten sehr verliebt.
Bertane Corrers Tochter stand im Speisezimmer an einem der Fenster und schaute in die Nacht hinaus. Sie trug ein mit Kordeln und Bändern verziertes Kleid, dessen untere Ärmel angesetzt waren und in weit auslaufenden Spitzen endeten, und für das Amadeo keine andere Bezeichnung als schlammfarben finden konnte. Ihr braunes Haar schmückte ein Netz aus Goldgarn und Perlen. Neben Sancia wirkte sie unscheinbar.
Die Spanierin eilte sofort auf die junge Frau zu und begrüßte sie zärtlich, als würden die beiden sich schon Jahre kennen und wären beste Freundinnen. Es sah nicht so aus, als hätte die eine der anderen den Bräutigam ausgespannt. Amadeo ließ die Begrüßung seines zukünftigen Schwiegervaters über sich ergehen und überstand es auch, als seine Schwägerin Rafaela zu ihm brachte.
Das Mädchen hielt sittsam die Augen niedergeschlagen, als er sich über ihre Hand beugte und sie flüchtig mit den Lippen berührte. Zuletzt schenkte sie ihm doch ein Lächeln und ließ schiefe Zähne sehen. Amadeo zog seine Hand zurück, als hätte er sich an ihr verbrannt.
Beim Essen sorgte sein Vater dafür, dass er neben Rafaela zu sitzen kam, daneben ihr Vater. Während Vorspeisen, Suppe, Fleisch- und Fischgänge gereicht wurden, wurde nicht viel geredet. Bertane Correr lobte alles, was er aß; Amadeo bemerkte kaum, was er aß, und seine Verlobte fragte ihn bei jedem Gang, ob das Gericht zu seinen Leibspeisen zählte. An seine Antworten erinnerte er sich nicht. Er war sich Rafaelas Nähe überdeutlich bewusst, und sie tat auch alles, sie ihn nicht vergessen zu lassen. Als wären sie seit zehn Jahren verheiratet, legte sie ihm die besten Bissen auf den Teller.
»Signorina«, flüsterte er ihr zu.
»Ich weiß alles«, flüsterte sie zurück. »Mein Vater hat ganz offen mit mir gesprochen.«
Unter dem Tisch berührte ihn ihr Fuß – absichtlich oder unabsichtlich, wer konnte den Unterschied wissen. Schnell zog er seinen weg und verschluckte sich am Wein. Er hätte besser aufpassen sollen, denn sofort tupfte Rafaela ihm mit einem Tuch über das Gesicht, klopfte ihm auf den Rücken. Sie benahm sich wie eine Glucke, und er war ihr Küken.
Kein Nachtmahl war Amadeo jemals so lang vorgekommen wie dieses. Nach dem letzten Gang war es noch nicht zu Ende, denn es wurden Süßwein und Früchte serviert.
Amadeo erhob sich vom Tisch und schlenderte quer durch den Raum zu der von Rafaela am weitesten entfernten Ecke. Deodato folgte ihm, seine Ehefrau zog sich mit der jungen Braut in einen anderen Winkel zurück. Sie redeten eifrig aufeinander ein, während die beiden Väter am Tisch sitzen blieben.
»Unser alter Herr hat nicht viel Zeit verloren. Was hältst du von deiner Braut?«
»Frag nicht. Er ließ keinen meiner Einwände gelten.«
»Das war bei mir genauso, als er mir die Correr schmackhaft machen wollte.« Deodato hörte sich kein bisschen mitfühlend an. »Bei der nächsten Fahrt kann ich dir meinen Platz auf der Maestoso überlassen. Es geht nach Malta und Griechenland.«
Amadeo hatte gute Lust, seinen Bruder zu verprügeln. Wenn sie allein gewesen wären … So konnte er nur die Hände zu Fäusten ballen. »Ich will keine Frau mit schiefen Zähnen und glanzlosem Haar heiraten.«
»Wenn das Licht aus ist, siehst du davon nichts.«
»Witzbold.«
Deodato zuckte mit den Schultern. »Du machst ihr ein paar Kinder und suchst dir dein Vergnügen da, wo du es jetzt auch findest. So halten es viele, und was anderes erwartet Vater nicht von dir. Hauptsache die Familie Bragadin besteht fort, und du wahrst den Schein.«
»Machst du das bei Sancia auch so?«
»Das ist was anderes. Sancia ist ein Schatz, gegen sie verblassen alle anderen.« Er warf seiner Frau einen Blick zu. Die Spanierin war hübsch anzusehen, aber sie führte den Haushalt mit harter Hand und hatte ihre Augen und Ohren überall.
»Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Glück, Bruder.« Deodato ließ ihn stehen und ging zu seiner Frau, verstohlen schlangen sich ihre Hände ineinander.
Rafaela schien nur darauf gewartet zu haben, denn sie eilte auf ihn zu, und ehe er entschieden hatte, ob er dem Unvermeidlichen ins Auge schauen oder so unhöflich sein und gehen sollte, stand sie vor ihm. Sie hielt die Finger ineinander verhackt und sah ihn nicht an.
»Mein Vater hat offen zu mir gesprochen, Ihr könnt es auch, Amadeo. So darf ich Euch doch nennen?«
Was sollte er
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