Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
Hoffentlich war ihm nicht aufgefallen, wie schwer sie ihr gefallen waren.
»Ich halte mein Wort. Du bist Giulio Tasso, Il Sassos Sohn und Lehrling. Niemand wird von mir etwas anderes zu hören bekommen.«
»Und Benedetta?«
»Für sie gilt das Gleiche. Giuliana …«
»Giulio. Nein, sagt nichts. Wenn es das gewesen ist, kann ich mich wohl glücklich schätzen, so billig davongekommen zu sein.«
»Nicht so. Ich wollte nicht so mit dir auseinandergehen.«
»Wir waren nie zusammen, also können wir auch nicht auseinandergehen.«
Er wollte nach ihr greifen, aber sie wich ihm aus. Für ihn war sie ein Spiel gewesen, und sie hatte sich eingebildet … Ein Mann wie er und eine Frau wie sie … darüber lachten alle Ratten Venedigs, und sie war so blöd gewesen. Wenigstens wollte sie ihm nicht die Genugtuung geben, sie leiden zu sehen.
»Mein Vater erwartet, dass ich meine Arbeit erledige. Euch wünsche ich einen schönen Tag, Signore Bragadin.«
Sie drängte sich an ihm vorbei, ihre Stiefel klackten bei jedem Schritt. Im Flur schnappte sie sich den Besen und zog ihn mit wütenden Strichen über den Boden. Der aufwirbelnde Staub reizte sie zum Husten. Hinter sich hörte sie, wie Amadeo die Kammer und das Haus verließ. Sie drehte sich nicht um.
Kapitel 11
Im großen mit glänzenden Stoffen geschmückten und von unzähligen Kerzen erhellten Speisesaal im Palazzo Bragadin hatten Giuliana und ihr Vater einen Platz nahe der Türen zugewiesen bekommen, neben einem Weinhändler und seiner beleibten Frau. Es wurde ein Fest zu Ehren des neuen Familienmitglieds aus Spanien veranstaltet, und ihr Vater hatte nichts davon wissen wollen, die Einladung zurückzuweisen. Er und der Weinhändler unterhielten sich, während Giuliana kein Wort herausbrachte und nur auf ihren Schoß starrte. Sie war überzeugt, den ganzen Abend keinen Bissen herunterzubringen.
Ludovico Bragadin betrat den Speisesaal, ihm folgte eine ältere Ausgabe Amadeos, an seiner Seite die schwarzhaarige Sancia. Sie und ihr Ehemann hielten sich an den Händen und wirkten glücklich. Amadeo folgte ihnen in den Saal, an seiner Seite ebenfalls eine Frau. Giuliana konnte nicht anders, sie musste hinsehen. Die Frau an seiner Seite war jung und ihr Kleid mit Goldborten verziert und mit Perlen bestickt, sie glitzerte und funkelte. Dabei sah sie aus, als müsse sie sich hinter all ihrer Pracht verstecken. Giuliana schluckte – für sie war der Abend endgültig gelaufen.
Die Familie Bragadin und ihre besonderen Gäste nahmen an der Ehrentafel Platz, und gleich darauf wurden von einer langen Reihe Pagen die Vorspeisen hereingebracht. Mundschenke eilten mit großen Krügen umher und füllten die Gläser der Gäste.
Bevor das Tafeln begann, stand der Gastgeber noch einmal auf und begrüßte leutselig alle Anwesenden, liebe Verwandte und Freunde. Er stellte die schwarzhaarige Frau als Sancia, die Ehefrau seines ältesten Sohnes Deodato vor, Tochter eines Notars aus Valencia in Spanien. Er freue sich über sein neues Familienmitglied, dem zu Ehren er dieses Fest gebe, bedauerte nur, dass ihr Vater heute nicht dabei sein konnte.
Der Weinhändler beugte sich zu ihnen herüber. »Er wird schön geflucht haben, als sein Ältester mit einer Frau ankam und alle seine schönen Heiratspläne zunichtegemacht hat. Meinen hätte ich über das Knie gelegt, egal wie alt er ist. Die arme Rafaela Correr sitzt da oben wie ein mit Soße übergossenes Huhn. Würde mich gar nicht wundern, wenn jetzt der jüngere Sohn ranmuss, um diese Scharte wieder auszuwetzen. Für mich sieht es ganz danach aus.« Er deutete mit einem in Teig gebackenen Lauchstengel zum Ehrentisch und begann gleich darauf zu erzählen, welchen Ärger er mit der einzigen Lieferung Wein gehabt hatte, die er jemals aus Valencia kommen ließ.
»Zu teuer, zu sauer, kam viel zu spät. Nicht mal als Messwein zu gebrauchen.«
Giuliana hörte ihm nicht mehr zu, ihr Herz hatte sich zusammengekrampft. Amadeo und heiraten. Ihr Blick ruckte zu ihm hoch. Das Biest saß neben ihm und ließ sich nichts von dem entgehen, was er tat, sagte oder aß. Amadeo und diese Rafaela – kein Wunder, dass er die Vereinbarung mit ihr für null und nichtig erklärt hatte. Er hatte sie schützen wollen. Auf einmal sah sie alles in einem anderen Licht.
Musikanten und Akrobaten traten auf, unterhielten die Speisenden mit wilden Klängen, fantastischen Kostümen und tollkühnen Kunststücken. Giuliana hatte nur Augen für Amadeo am Ehrentisch. Er
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