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Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Grimes
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damit befasst.«
    »Ja, wahrscheinlich.« Melrose hatte sich hingesetzt und wollte gerade seine Zigaretten herausholen, als er Jurys Blick bemerkte. »Was?«
    Jury runzelte streng die Stirn.
    Melrose achtete nicht darauf und steckte sich eine an.
    »Was haben Sie denn da draußen bei Ihrem Blumengärtchen mit Warburton gemacht?«
    »Er gab mir ein paar Ratschläge über das Arrangement.«
    »Ach, ist ja toll. Was ist, gibt’s denn bald mal Tee? Lang genug gezogen hat er ja inzwischen.«
    Melrose ging in die Küche und klapperte mit Tassen und Untertassen. Dabei redete er weiter über Warburton. »Auch er hat seinen Senf zu den Stiefmütterchen abgegeben. So wie Lulu. Die beiden waren allerdings unterschiedlicher Meinung. All diese Leute, die vorher nichts über Cloisonnégärtlein gewusst haben, die wollen mir jetzt vorschreiben.... Wie viel Zucker?«
    »Einen.«
    Melrose löffelte Zucker hinein, gab Milch hinzu und brachte die Tassen herein, wobei er ein wenig in Jurys Untertasse verschüttete.
    »Henkelbecher sind einfacher.«
    »Ich mag aber keine Henkelbecher«, sagte Melrose. »Ich hasse sie sogar. Bei Henkelbechern meint man immer, man muss beim Trinken herumlaufen und alle möglichen Sachen machen. Zum Tee sollte man sich hinsetzen und überhaupt nichts anderes tun, außer lesen. Aber auf jeden Fall sich hinsetzen. Wie zu den meisten anderen Dingen übrigens auch«, fügte er nachdenklich hinzu.
    Jury schüttelte den Kopf. »Sie sind schon zu lang in diesem Klub der Schwachköpfe.«
    »Wie bitte?«
    »Im Jack and Hammer, dieser Zweigstelle einer Nervenheilanstalt. Bei unseren Freunden.«
    Melrose reagierte mit gespielter Entrüstung. »Ist Ihnen klar, dass einer von diesen Schwachköpfen – Diane – mir einmal das Leben gerettet hat? Erinnern Sie sich nicht mehr, dass wir ohne dieses blöde Triptychon von Masaccio, hinter dem Trueblood her war, den Fall damals vielleicht nie gelöst hätten? Und was ist mit Truebloods brillanter Verteidigung in der Nachttopfaffäre?«
    »Nun gut, auch Schwachköpfe haben ab und zu mal eine Sternstunde. Das bestreitet ja keiner.«
    Melrose rührte seinen Tee um. Beim Anblick des Löffelchens musste er an Lulu denken. »Lulu kommt mir ziemlich traurig vor.«
    »Mir nicht.«
    Melrose zuckte gequält zusammen. »Ach Gott, bei Ihnen braucht es aber viel, bis Sie mal etwas Mitleid aufbringen.«
    »Dass ihre Lage nicht traurig wäre, das meine ich damit gar nicht. Das ist sie nämlich durchaus. Ich will damit sagen, in Lulu selbst kann ich keine besondere Traurigkeit entdecken.« Er lächelte. »Sie scheint sich ganz gut durchs Leben zu schlagen.«
    »Wie sollte sie nicht traurig sein? Wo sie beide Eltern auf einmal verloren hat?«
    »Wie alt war sie? Vier? Fünf? Wie viel konnte sie damals denn begreifen?«
    Das ärgerte Melrose unsäglich. »Ach was, Richard, jetzt stellen Sie sich doch bloß dumm.«
    »Vielleicht. Haben Sie eigentlich mal Ein Schmetterling flog auf gelesen?«
    »Nein. Von wem ist das?«
    »Von James Agee. Der Vater schlittert mit dem Auto von der Straße, schlägt mit der Stirn an einer besonders empfindlichen Stelle auf – wirklich ein ganz schreckliches Missgeschick – und ist sofort tot. An die Reaktion der Kinder erinnere ich mich noch ganz gut, ein Junge und ein Mädchen, etwa fünf und sieben. Die sind überhaupt nicht geschockt und überlegen, ob sie es vielleicht sein sollten.«
    »Verdrängung.«
    Jury zuckte die Achseln. »Kann sein. Wir sind aber immer viel zu schnell bei der Hand mit diesem Begriff. Wir werden mit einem Ereignis konfrontiert und glauben, auf eine ganz bestimmte Art und Weise darauf reagieren zu müssen. Bei einem Kind erwarten wir, dass es untröstlich ist, verzweifelt, dass es jammert und weint, wenn die Eltern sterben. Und bei vielen Kindern ist es ja auch so. Aber es kann auch anders gehen. Lulu scheint mir recht glücklich zu sein. Haben Sie nicht das Gefühl, sie findet es toll, dass man auf dem Anwesen eine Leiche gefunden hat?«
    »Ach, das meinen Sie. Aber das ist was anderes. Es war ja nicht ihre Leiche oder die eines Menschen, den sie gern hat. Das ist überhaupt nicht dasselbe.«
    »Vielleicht.« Jury sah aus dem Fenster hinaus in den Nieselregen. »Macalvie hat mir erzählt, was mit der Tochter seiner Geliebten damals passiert ist. Können Sie sich das vorstellen? Was für eine schwere Bürde. Das erklärt vermutlich einiges an ihm: diese ungeheure Akribie, seine Gründlichkeit, seinen hohen Anspruch. Er denkt

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