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Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Grimes
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bloß so dahergesagt. Baumann hat ihr wegen dieses kleinen Mädchens immer totalen Stress gemacht. Vermutlich war sie der Meinung, dass es für Flora besser war, wenn sie mir nichts über diese Frau im Brown’s Hotel erzählte.«
    Macalvie schüttelte den Kopf. »Das nehme ich Ihnen nicht ab. Sie hätte bestimmt mit Ihnen darüber gesprochen. Deshalb nehme ich Ihnen Ihre Version auch nicht ab.«
    »Hören Sie, Commander Macalvie, ich kann Ihnen dazu nur eins sagen – Sie irren sich!« Nun setzte sich Declan doch hin, musterte Macalvie und wandte den Blick dann ab. »Ich fürchte, Flora ist tot.«
    »Eltern geben die Hoffnung gewöhnlich nicht auf, solange noch eine winzige Chance besteht, dass ein Kind am Leben ist.«
    »Ich bin aber nicht Floras richtiger Vater. Ich glaube, diese Zuversicht hat viel mit Blut zu tun. Das ist wie ein sechster Sinn, eine Art Intuition. Wenn man etwas wider alle Vernunft einfach weiß. Mary hatte diese Zuversicht. Damit will ich nicht sagen, ich hätte Flora nicht geliebt, denn das tat ich – absolut. Aber ich war ja nur kurz mit ihr zusammen. Gut, ich kann verstehen, wie Sie zu dieser Schlussfolgerung kommen, ich hätte Floras Entführung womöglich inszeniert. Das erklärt aber immer noch nicht, weshalb ich Lena Banks umbringen sollte.«
    »Mehrere Möglichkeiten. Wut auf Georgina, weil sie Sie betrogen hat -«
    Declan lachte. »Ach, wirklich? Hm, das Problem ist nur, dazu hätte ich wissen müssen, dass Lena Banks Georgina ist.«
    Macalvie tat es schulterzuckend ab. »Wer sagt denn, Sie wussten es nicht? Zweite Möglichkeit: Lena Banks bekam heraus, dass Sie Flora hatten, dass Sie sie irgendwo versteckt hielten.«
    »Wenn das der Fall ist, weiß Viktor Baumann es auch.«
    »Vermutlich.«
    »Dann wird er kommen und sie holen – also was ist, erheben Sie jetzt Anklage gegen mich? Dann wäre diese Geschichte wenigstens teilweise abgeschlossen.« Er hörte sich sehr erschöpft an.
    Macalvie musterte ihn nachdenklich. »Nein. Unter Anklage stellen kann ich Sie nicht, nicht ohne weitere Beweise. Wir haben ja noch nicht mal die Tatwaffe gefunden.«
    »Wieso erzählen Sie mir dann das alles?«
    »Ich will wissen, wo Flora ist.«
    »Sie ist tot.« Die Arme auf die Knie gestützt, hielt Declan den Kopf gesenkt und betrachtete den Teppich, als könnte das Muster ihm irgendetwas verraten.
    »Das sagten Sie bereits.« Doch die Verzweiflung in Declans Worten klang echt, und Macalvie begann zu zweifeln. Oder verspürte er einfach nur Mitleid? Oder lag es daran – was um einiges wahrscheinlicher war -, dass er sich mit ihm identifizierte? Und sich an das kleine Mädchen erinnerte, das mit einer Kugel im Kopf am Tisch saß? Er sollte eigentlich gar nicht an diesem Fall arbeiten. Er ging ihm zu nahe. »Wusste Ihre Frau, dass sie sterben würde?«
    »Ja, aber nicht, wann. Bis zum Schluss nicht. Innerhalb weniger Monate wurde ihr Herz so schwach, dass sie manchmal kaum atmen konnte.« Er wandte sich ab.
    »Es tut mir aufrichtig Leid.«
    »Ja. Danke.«
    Declan Scott erhob sich, und Macalvie, der fast zwei Meter groß war, hatte immer noch das Gefühl, dass Scott ihn überragte. »Ich bringe Sie zur Tür«, sagte Scott.
    Macalvie sah zur Terrassentür hinüber. »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gern den Weg durch den Garten nehmen. Ich will noch mit meinen Leuten im Wohnwagen sprechen.«
    Declan nickte. Als Macalvie die Tür öffnete, sagte Declan: »Sie irren sich, Commander. Sie irren sich gewaltig.«
     
    Beaminster und Wiggins saßen in dem Polizeiwohnwagen, wo es recht kalt war. Irgendetwas stimmte nicht mit dem kleinen tragbaren Heizgerät. Die Heizdrähte sahen ziemlich blutleer aus. Wiggins, mehr verträumt als bleich aussehend, telefonierte gerade und nickte grüßend herüber.
    Beaminster, der ebenfalls am Telefon gewesen war und über etwas gelacht hatte, legte rasch auf, als wäre Gelächter, ob nun im Dienste der Ermittlungen oder nicht, verboten.
    Wiggins beendete sein Gespräch. »Ich habe jedes Nonnenkloster und jede Schule im Umkreis von fünfundzwanzig Meilen von Paris und Florenz überprüft. Keine Spur von ihr. Eine Nonne...« Er konsultierte die Seite mit seinen Notizen – »... eine gewisse Schwester Anne gab mir ziemlich deutlich zu verstehen, dass man es nicht sehr schätzte, wenn die Polizei sich dort blicken ließe. Ihr Kloster sei ein geheiligter Zufluchtsort, und ob ich tatsächlich glaubte, sie würde es mir verraten, wenn sich so ein Kind dort befände? Hört

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