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Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Grimes
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noch im Mantel, bei Declan Scott im Wohnzimmer.
    »Warten Sie, Commander, ich nehme Ihnen den Mantel ab.«
    »Danke, ich behalte ihn an. Ich will auch gar nicht lange bleiben. Wo ist sie, Mr. Scott?«
    Declan ließ den Arm sinken, den er nach dem Mantel ausgestreckt hatte. »Wie bitte?«
    »Flora. Wo ist sie?«
    Declan trat näher, als könnte es ihm durch körperliche Nähe besser gelingen, zu verstehen, was Macalvie meinte. »Verzeihung, Sie müssen mir schon erklären -«
    Macalvie erklärte aber gar nichts. Er behielt den Mantel an und fuhr fort: »Wieso ich so lang gebraucht habe, um es herauszukriegen, weiß ich auch nicht. Warten Sie. Doch, ich weiß es. Ich habe diesen Fall zu persönlich genommen. Tue ich wahrscheinlich immer noch. Ein drittes Motiv kam mir überhaupt nicht in den Sinn. Ich meine, außer Geld oder der verqueren Sehnsucht nach einem Kind. Flora wurde entführt, damit ihr nichts zustoßen konnte, damit ihr keine Gefahr drohte. Gefahr hieß in diesem Fall – Viktor Baumann, der ja unerbittlich ist, wenn er etwas haben will. Als Mary dann starb, wurde es für Sie sogar noch brenzliger, denn Sie hatten keinerlei rechtliche Handhabe, Flora zu behalten. Da er ihr Vater ist, hätte Baumann das Sorgerecht bekommen. Also, wo steckt sie? In Frankreich? In Italien? In Florenz? Venedig? In einem Internat vielleicht? Einem Kloster?«
    Ohne die Aufforderung abzuwarten, setzte sich Macalvie hin, während Declan stehen blieb und ihn völlig verdattert anstarrte. Nun forderte Macalvie ihn auf: »Setzen Sie sich doch!«
    »Danke. Aber ich bin außerstande, mich zu setzen.« Er ging zum Kamin hinüber und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen den Sims. »Nehmen wir einmal an, Sie haben Recht...«
    »Nehmen wir es an.«
    »Was ist dann mit Mary?«
    »O, Ihre Frau war natürlich eingeweiht. Sie haben es vielleicht sogar ihretwegen getan.«
    »Dann wäre es aber doch kein Verbrechen, oder?«
    »Wahrscheinlich nicht. Abgesehen davon, dass Sie die Polizei für nichts und wieder nichts in der Gegend herumgejagt haben.«
    »Dann -?«, begann Declan.
    » Dann ist da ja auch noch Lena Banks, die auf einem Seziertisch in der Pathologie liegt. Mord – ist ein Verbrechen, Mr. Scott.«
    »Wieso sollte ich diese Frau ermorden?«
    »›Diese Frau‹? Klingt ganz schön reserviert, wenn man bedenkt, dass Sie ein Verhältnis mit ihr hatten. Wieso Sie sie umbringen sollten? Weil sie vermutlich einen Haufen Ärger machte.«
    »Inwiefern?«
    »Sie behaupten, sie hätte bei Brown’s mit Ihrer Frau gesprochen. Wir haben diesbezüglich nur Ihre Aussage.«
    »Wieso sollte ich lügen?«
    »Vielleicht um die Tatsache zu erhärten, sie sei wegen Mary hierher gekommen und nicht Ihretwegen.«
    »Sie kam aber wegen Mary. Dora Stout hat die beiden gesehen. Und wieso sollte sie sich unkenntlich machen?«
    »Damit Sie sie nicht erkennen vielleicht?«
    Declans Lachen klang fassungslos. »Commander Macalvie, ich kannte sie damals überhaupt noch nicht.«
    »Aber bestimmt dachte sie – oder dachten die beiden, Lena Banks und Viktor Baumann -, Sie würden sie später möglicherweise irgendwann kennen lernen. Und hätten sie gewollt, dass so eine einprägsame Person wie Georgina hierher kam? Ich weiß, es ist reine Spekulation, aber das Ganze geschah ja nicht plötzlich, sondern war ein genau eingefädelter Plan. Es war auch eine Drohung im Spiel. Und die, nehme ich einmal an, lautete etwa so: ›Wenn du Flora nicht herausgibst, holt Viktor sie sich auf irgendeine andere Weise, und das wäre für Flora noch viel traumatischer.‹«
    »Das tat er ja auch: Er holte sie sich.«
    »Nein, das tat er nicht, Mr. Scott. Viktor Baumann sucht immer noch nach ihr. Das war doch der Zweck dieser ganzen Affäre mit Lena Banks in Paris. Die beiden glaubten, Sie würden reden, wenn Sie bloß das richtige Gegenüber hätten. Sie redeten aber nicht.«
    In Declans Lachen klang wieder Fassungslosigkeit durch. »Ich redete nicht, weil ich nichts zu sagen hatte. Meine Güte! Und vor mehr als drei Jahren in dem Hotel – könnten wir jetzt einmal annehmen, dass ich die Wahrheit sage?«
    »Okay. Auch dort war sie in Viktors Auftrag. Wie ich schon sagte, sie hat Mary bedroht.«
    »Vielleicht haben Sie Recht. Weil Mary mir aber nicht sagte, worüber sie redeten, kann ich es weder bestätigen noch leugnen.«
    »Warum hätte sie es Ihnen denn nicht sagen sollen? Sie waren schließlich ihr Ehemann.«
    »Weil Mary in Bezug auf Flora paranoid war. Das ist jetzt nicht

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