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Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Grimes
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setzen?«
    »Natürlich.«
    »Keine Handschellen, kein Strick, okay.« Er zuckte die Schultern und versetzte der Murchison einen rechten Schwinger, dass sie an der Wand herunterrutschte wie Eddie, nur mit dem Unterschied, dass sie noch lebte. Ihr Pech! Cody strahlte.
    Die Mädchen riefen laut. Das wurde ja immer besser. Was für Freuden hatte er denn noch auf Lager? Rosie hüpfte wie ein Korken auf und ab.
    Nachdem Murchison »außer Gefecht gesetzt« war, begrüßte Cody die Mädchen und breitete die Arme aus. Sie flogen ihm geradezu entgegen, doch er war stark und ließ sich nicht umhauen.
    Jury lächelte. Cody Platt, der Billardspieler, der Bulle, der Fänger im Roggen.

40
    Chief Superintendent Racer war stinksauer: Richard Jury, Racers ewiges Sorgenkind, sollte, wie weiland vor ihm Richard der Zweite und Richard Nixon, der Kommandogewalt entbunden, sprich, er sollte vom Dienst suspendiert werden. Sobald die Ergebnisse weiterer Ermittlungen vorlagen, konnte es so weit sein.
    Jury war bei Fiona in Racers Vorzimmer. Eingehend studierte er den Kater Cyril – definitiv kein Unterfangen, das rasch zu meistern war – und sagte: »Er vergleicht es mit einer Amtsenthebung oder Entthronung, was?«
    »Seit er Chief geworden ist, war er nicht mehr so gut gelaunt«, sagte Fiona. »›Eklatante Überschreitung der Polizeibefugnis‹, von wegen!« Der Ausdruck stand in irgendeiner Gesprächsnotiz, die ihr auf den Schreibtisch geflattert war. So oft hatte sie ihn schon aufgesagt, dass sie ihn auswendig wusste. »Haarsträubend ist das. Wirklich absolut haarsträubend! Mir wird ganz übel.« Um das Ausmaß ihres Haarsträubens und ihrer Übelkeit anzuzeigen, zog Fiona den Reißverschluss an ihrem Kosmetikbeutel auf, ohne jedoch Puder und Rouge aufzulegen. Lediglich etwas Lippenstift tupfte sie auf, als kleinen Tribut an die Schönheit, und schob den Beutel sodann in eine der unteren Schubladen. »Und wie verstört Cyril ist, sehen Sie ja!«
    Das tat Jury, ehrlich gesagt, nicht. Momentan war Cyril mit seiner Morgentoilette beschäftigt, worin er es, was die dafür aufgewendete Zeit betraf, durchaus mit Fiona aufnehmen konnte. Es sah aus, als würde er jedes einzelne rötlichbraune Haar in Katzenhaarhautschüppchenpracht zurechtlecken. Die Hautschüppchen, hatte Jury Fiona einmal belehrt, befanden sich nämlich im Speichel, nicht im Fell. Er hatte keine Ahnung, woher er das wusste, da er nie Katzen- oder Hundebesitzer gewesen war. Und plötzlich fühlte er sich im Stich gelassen, als wären sie ihm samt und sonders alle weggestorben.
    »Ich glaube, ich werde mir einen Hund anschaffen – ich meine, wenn ich jetzt viel Zeit zu Hause verbringen werde.«
    Cyril unterbrach seine Bemühungen und blickte ihn durchdringend an.
    Fiona flüsterte: »Mussten Sie das jetzt vor Cyril sagen? Sie wissen doch, wie er ist.«
    Niemand wusste, wie Cyril war. Cyril war unglaublich schlau, schlauer als Racer, was nicht viel heißen wollte. Die Entscheidung, Jury aufs Abstellgleis zu schieben, war in erstaunlicher Schnelligkeit getroffen worden. Nun, große Zweifel, dass er das getan hatte, was er getan hatte, bestanden ja nicht. Seine eigene Rolle in diesem schwer wiegenden Fall von »eklatantem Missbrauch polizeilicher Gewalt« spielte er jedenfalls hoch und die von Cody Platt herunter. Jury hatte gesagt, er begreife eigentlich gar nicht so recht, weshalb überhaupt eine Untersuchung des Falles stattfinden müsse, da er schließlich bereit sei, seinen Anteil einzugestehen bei der Frage, wie die Murchison und ihr Gefährte Eddie Noon in die Knie gezwungen worden waren, und zwar im wortwörtlichen Sinn. Jemand musste der Sache aber sozusagen sein Siegel aufdrücken.
    Jury machte sich Sorgen wegen Cody, denn der war natürlich auch an dem Einsatz beteiligt gewesen, wenn auch nicht in dem Maße. Jury selbst war es die Sache wohl wert gewesen. Er wusste, dass Cody ebenso dachte, vielleicht sogar mehr noch als Jury. Am meisten beunruhigte ihn aber die Frage, ob es ihnen wohl gelingen würde, Baumann vor Gericht zu bringen. Ob die Murchison ihn verraten würde. Oder was im Fall Irene Murchison überhaupt zulässig wäre, in Anbetracht der Tatsache, dass die »Räumlichkeiten« ja »unbefugt betreten« worden waren. Der ganze Laden war dort schon seit Jahren gelaufen. Ein kleines Mädchen war aus dem Haus gerannt und erschossen worden. Es bestand Jurys Ansicht nach also hinreichender Tatverdacht für die Polizei, das Haus zu betreten, wenn auch nicht ohne

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