Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Grimes
Vom Netzwerk:
Richtung seines verblüfften Blickes folgend, sah Jury ihm über die Schulter. »Was macht Aggrieved eigentlich da draußen?«
    »Das wäre meine erste Frage. Und die zweite: Was hat dieses andere Pferd da zu suchen?« Inzwischen war hinter Aggrieved nämlich ein Schimmel am Fenster vorbeigegangen.
    »Das«, sagte Agatha, »ist eben die Information, die ich kundtun wollte.«
    Melrose war ausnahmsweise ganz Ohr. Jury hielt mitten in seinem letzten Würstchen inne und spitzte ebenfalls die Ohren. »Nun, dann tue doch kund, meine Güte.«
    Agatha verharrte noch fünf Sekunden, während sie sich mit der Serviette zart den Mund abtupfte. »Das Pferd gehört Mr. Strether.«
    »Und für wen, zum Teufel, hält der sich, hier heraufzukommen und Aggrieved aus dem Bett zu schmeißen?«
    »Pferde schlafen im Stehen«, entgegnete Jury und betrachtete angelegentlich seinen leeren Teller.
    »Halten Sie sich da raus«, gab Melrose zurück. Er wandte sich wieder Agatha zu. »Na?«
    »Wenn du aufhören würdest zu schreien, würde ich es dir sagen.«
    Sie brummte mal wieder vor lauter Selbstgefälligkeit. »Ich habe nicht geschrien. Das ist geschrien !« Er legte los.
    Ruthven kam aufgeregt herbeigeeilt. »Mylord? Ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Schon gut, Ruthven. Ich habe nur einen Schrei vorgeführt.« Das verstand Ruthven doch bestens! »Wer zum Teufel ist das andere Pferd da draußen?«
    »Es wird wohl das von Mr. Strether sein, Mylord. Mr. Momaday sitzt auf Aggrieved.«
    Ruthven, der wusste, dass sie an allem schuld war, warf Agatha einen unterkühlten Blick zu.
    »Aber was will denn dieser Strether hier? Ist das ein Freund von Momaday?«
    »Nein, ich glaube, Lady Ardry hat ihn eingeladen.«
    Melrose wandte sich wieder ihr zu. »Das kapier ich nicht. Wieso? Das ist doch ein wildfremder Mensch.«
    »Für mich nicht«, versetzte Agatha. »Und ich dachte mir, deinem armen Pferd würde es gefallen.«
    Jury schmunzelte. Dann fragte er Ruthven: »Meinen Sie, Martha hat noch Eier und Würstchen da?«
    »Selbstverständlich.« Ruthven nahm Jurys leeren Teller.
    »Gefallen? Was? Dass es jetzt einen Spielkameraden hat?«
    Sie stieß einen gequälten Seufzer aus und verzehrte ihr Scone zur segensreichen Abwechslung einmal wortlos.
    Melrose warf seine Serviette hin und stand auf. »Kommen Sie«, forderte er Jury auf.
    »Wohin denn? Ich bin noch nicht fertig mit Frühstücken.«
    Agatha gluckste vor Vergnügen. »Endlich einmal einer, den du nicht herumkommandieren kannst!«
    Jury stand auf und kippte seinen Kaffee hinunter. »Klar kann er das.«
    Melrose unterhielt sich mit dem Mann auf dem Pferd, der recht hoch im Sattel saß und nun die Hand herunterstreckte, um die von Melrose zu schütteln. War es nicht ein Gebot der Höflichkeit, vom Pferde zu steigen?
    Er sagte: »Lambert Strether, Sir, aus Slough.«
    Melrose sah Jury vielsagend an, der jedoch nur mit den Schultern zuckte.
    »Lambert Strether, sagten Sie?«
    Nun schwang Strether doch das Bein über den Rumpf des Pferdes und stieg ab. Und strahlte, dass seine Zähne nur so blitzten. Er schüttelte Jury die Hand und sagte: »Wie ich sehe, sind Sie sehr belesen.«
    »Er schon«, bestätigte Jury mit einer Kopfbewegung in Richtung Melrose. »Ich nicht.«
    Strether wandte sich an Melrose. »Sagt Ihnen der Name etwas?«
    »Der sagt vielen was.«
    »Meine Mutter war eine Verehrerin von Henry James.«
    Melrose warf Jury einen Blick zu. »Ist Henry James denn verehrungswürdig? Ich glaube eher nicht.«
    »Lambert Strether ist die Hauptfigur in Die Gesandten .« Diese bruchstückhafte Information ließ Strether auf Jury los, als säße dieser die meiste Zeit schlafend in der ersten Reihe. »Eigentlich ziemlich peinlich, dieser Name, wenn ich gebildeten Leuten begegne.«
    »Wieso haben Sie ihn dann nicht gegen Fred oder Digby oder sonst was ausgetauscht?«
    »Oder Trevor?«, meinte Jury. »Trevor kommt immer gut.«
    Dieser Vorschlag schien Strether zu verwirren, der den Mund aufmachte, ohne jedoch eine Antwort parat zu haben.
    »Lassen wir das mit dem Namen – was tun Sie eigentlich hier, Mr. Strether?«
    »Nun, ich hatte eine Verabredung mit Lady Ardry, die behauptete, dies sei ihr Familiensitz.«
    »Ist es auch, bloß dass sie nicht drauf sitzt. Aber wieso ist mein Pferd da draußen und noch dazu gesattelt? Das bedeutet, dass ihn jemand geritten hat.«
    »Ihr Gartenpfleger, Ihr Geländewart hat auf ihm gesessen, als ihm plötzlich einfiel, dass er etwas zu tun hatte.«
    »Ja, zum Beispiel,

Weitere Kostenlose Bücher