Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Grimes
Vom Netzwerk:
Jury musste sie einfach bewundern. Genau wie Joey.
    Als Declan die anderen näher kommen hörte, schaute er über die Schulter und stutzte. »Rebecca?« Er stand auf, ebenso wie Pat Quint und Lulu. Sie war blass. Sie lief zu Rebecca hinüber und packte ihre Hand. Als suchte sie festen Boden unter den Füßen, hüpfte sie auf und ab und hielt dann inne. Ihr Gesicht nahm einen entschlossenen Ausdruck an. Es war traurig mit anzusehen, wie sich das Gesicht einer Siebenjährigen verhärtete. Sie sagte: »Hast du ihnen nicht gesagt, dass wir alles erfunden haben? Du – wir – haben doch gar nichts getan!«
    Jury staunte, wie rasch Lulu sich selbst in das Ganze einbezog.
    »Wir haben es erfunden. Es ist bloß eine Geschichte. Ich bin wirklich Lulu, und niemand ist hinter mir her. Es ist doch ein Spiel!« Sie funkelte Macalvie wütend an, ging mit den Fäusten aber auf Cody los.
    Declan legte ihr den Arm um den Oberkörper und drückte sie fest an sich. »Ist ja gut, Lulu. Ich bin mir sicher, Rebecca passiert nichts.«
    Lulu hatte sich losgemacht und hüpfte wieder auf und ab. »Es war aber doch bloß eine Geschichte! Sag’s ihnen!« Sie klammerte sich an Rebeccas Hand.
    »Mir wird schon nichts passieren, Flora -«
    »Nein! Ich will nicht Flora sein! Ich will Lulu sein!«
    Patricia Quint war wie vom Donner gerührt.
    Declan erstarrte. » Flora ? Was redest du da?« Er schaute von Lulu zu Rebecca Owen hinüber.
    Sie sagte: »Es tut mir Leid, es tut mir ehrlich Leid, Declan. Ich konnte doch nicht -«
    Was sie nicht konnte, ging im Schweigen unter, bis Macalvie sagte: »Gehen wir« und Rebecca Owen zur Tür geleitete.
    Declan kniete hin und betrachtete Floras Gesicht, das zum ersten Mal, seit Jury sie kannte, so aussah, als würde es sich gleich in Tränen auflösen. »Es wird schon alles gut, Flora. Ich sorge dafür, dass Rebecca nichts passiert. Bleib du schön hier bei Pat.«
    Während er in seinen Mantel schlüpfte, sagte er zu Jury: »Was wird denn nun mit ihr?«
    »Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber ich kann mir vorstellen, dass die Umstände vor Gericht zu ihren Gunsten sprechen werden.« Jury ging mit Declan zur Tür. »Mr. Scott, eins verstehe ich allerdings nicht.«
    An der Tür drehte Declan sich um. »Was denn?«
    »Ich weiß, man sieht immer das, was man erwartet, und Flora sah als Lulu tatsächlich anders aus. Vermutlich so, wie Lena Banks und Georgina Fox verschieden waren. Ich begreife aber einfach nicht, dass Sie es nicht merkten.«
    Declan Scott deutete ein Lächeln an. »Wie kommen Sie darauf, dass ich es nicht gemerkt habe, Superintendent?«

KOMMT EIN MANN IN EIN PUB

49
    »Ich kann mir nicht denken, Superintendent«, sagte Agatha, »wieso Sie länger in Cornwall verweilen wollen als absolut nötig. Sie erinnern sich doch sicher an das letzte Mal, als wir dort waren.«
    Jury spießte ein Würstchen auf, Melrose trank seinen Tee. »An was denn genau?« Melrose zog erstaunt die Augenbraue hoch.
    »Die ganze entsetzliche Angelegenheit.«
    Melrose unterbrach sein Teetrinken lange genug für die Bemerkung: »Ich sollte mir dafür die Zunge abschneiden, aber mir ist irgendwie, als verspürte ich hier eine starke Präsenz von Henry James.«
    Jury kaute sein Würstchen und kicherte.
    »Und dabei ist Ihr Unfall erst drei Monate her, Superintendent -«
    Melrose fiel ihr ins Wort. »›Unfall‹, Agatha? So wie du das sagst, klingt es, als wäre er vom Fahrrad gefallen.«
    Agatha seufzte und belud sich wieder ein Scone mit Brombeermarmelade und Sahne. »Mach dich doch nicht lächerlich, Melrose. Ich spiele ja die Tatsache nicht herunter, dass er angeschossen wurde.«
    Jury lächelte. »Ich fühle mich ganz wohl, Lady Ardry. Pudelwohl. Jedenfalls, wenn Martha noch etwas Rührei hat.«
    Agatha grinste affektiert. »Martha wird allmählich zu alt zum Kochen.«
    »Agatha, jetzt hilf meinem Gedächtnis doch mal auf die Sprünge! Wieso bist du um neun Uhr morgens eigentlich hier?«
    »Wieso?«
    »Ja, so habe ich mich mehr oder weniger ausgedrückt.«
    »Ich schaue doch immer um diese Zeit vorbei – um zu sehen, wie es dir geht.« Sie war plötzlich richtig verschnupft.
    Dieses »Vorbeischauen« fand Melrose köstlich. »Nein, tust du nicht. Du kommst sonst zum Elf-Uhr-Imbiss, nicht zum Neun-Uhr-Imbiss.«
    »Nun, ich habe etwas Wichtiges zu berichten, aber da es dich nicht interessiert -«
    Momentan interessierte Melrose sein Pferd, das gerade draußen vorbeiging und zum Esszimmerfenster hereinschaute.
    Der

Weitere Kostenlose Bücher