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Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Grimes
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außer Gefecht gesetzt durch das, was passiert war. Ja, selbst das Hausmädchen , hieß es, sei völlig fertig. Sie ist nicht mehr dort, das Hausmädchen. Meine Güte, ich dachte immer, Dienstboten sollten einfach weiter bei der Stange bleiben, wie wenn nichts wäre.«
    »Wahrscheinlich auch so ein Märchen. Was ist mit Declan Scott? Ist er bei der Stange geblieben?«
    »Schon, ja, das ist er.« Cody lehnte sich zurück und runzelte die Stirn, als versuchte er sich zu erklären, woher der Stiefvater überhaupt die Geistesgegenwart gehabt haben konnte, »bei der Stange zu bleiben«.
    »Irgendjemand musste es ja schließlich, Cody. Jemand musste doch da sein, um Fragen zu beantworten und eventuelle Anweisungen entgegenzunehmen, falls diese Person anrief.«
    Cody überlegte einen Augenblick. »Ich war ziemlich viel in der Küche, habe Kaffee gekocht. Sie – also, Mary – kam herein. Die Küche bei denen ist ja riesig, so eine, die für große Dinnerpartys mit fünfzig Dienstboten angelegt ist. Na, jedenfalls hat sie sich dort dann immer auf einen Barhocker gesetzt und von Flora erzählt: Flora als Zweijährige, wie sie im Garten Purzelbäume schlägt, Flora mit vier, wie sie unbedingt will, dass Declan beim Bauern den Ziegenbock aus dem umzäunten Gehege holt. Lauter solche Sachen, ohne Ende. Und Flora war so hübsch. Sie hatte die blausten Augen, die ich je gesehen habe. Kornblumenblau, so blau wie das Kleid, das sie anhatte.«
    »Sie müssen für Mary Scott ein Geschenk des Himmels gewesen sein, jemand, mit dem sie reden konnte.«
    »Aber es war irgendwie gar nicht real. Mary war nicht ganz da. Sie lebte auf einer völlig anderen Ebene.«
    »Sie wollte es nicht wahrhaben, nehme ich an. Trotzdem – Sie konnten sie offenbar verstehen.«
    »Ja.« Er fummelte mit der Speisekarte herum, nahm sie aus dem verchromten Halter. »Sie wollte nicht nur über Flora reden. Sie erzählte auch viel von sich und von Declan Scott, und wie sehr er Flora liebte. Er wollte sie adoptieren, aber der Vater des Mädchens – dieser Baumann – sagte zu Scott nur, er solle sich verpissen, so was in dem Sinn.« Er steckte die Karte wieder in den Halter zurück.
    »Viktor Baumann?«
    »Wissen Sie, was das für einer ist?«
    Jury nickte. »Ein Kollege von mir, Inspector im Pädophiliedezernat, ist schon eine ganze Weile hinter ihm her.«
    »Wie muss das sein, wenn man Frau und Tochter verliert? Declan Scott muss sich innerlich völlig bankrott gefühlt haben.«
    »Das hat Fitzgerald gesagt, nicht? Der Punkt, an dem man aufhört, etwas zu fühlen, weil die Gefühle erschöpft sind. Innerlich bankrott, so beschrieb er seine Figuren. Kann ich aber nicht nachvollziehen. Es gibt immer irgendwo noch ein Konto, von dem man abheben kann. Immer. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das so ein Segen ist. Wenn die Verzweiflung schon um die Ecke auf einen lauert.«
    Cody blickte auf seine wenig einladende leere Tasse hinunter und schwieg eine Weile. Schließlich sagte er: »Vielleicht hätte ich doch was essen sollen.« Er sah Jury an, als wollte er sich vergewissern, ob der Superintendent für diesen Plan zu haben war.
    Jury musste schmunzeln, wie hochkonzentriert Cody diese Angelegenheit anging. »Nur zu. Ich hab’s nicht eilig.«
    Die Kellnerin schlenderte – anders konnte man ihre Bewegung zwischen den Tischen und Stühlen hindurch nicht nennen – zu ihnen herüber, und erst jetzt bemerkte Jury den Ring an ihrem Finger – ein Brillant, in lauter winzige Facetten geschliffen, so winzig, dass man meinen konnte, der Juwelier hätte es auf Atomspaltung abgesehen gehabt. »Ihr Ring gefällt mir«, sagte er. »Auch die Fassung. Wirklich wunderschön.«
    Sie lief fast fieberrot an. »Den habe ich erst gestern Abend geschenkt bekommen.« Sie streckte den Arm aus, damit sie ihn von weitem bewundern konnten. »Wenn ich ein bisschen belämmert wirke, dann wissen Sie ja...« Ihren belämmerten Zustand führte sie jedoch nicht weiter aus.
    »Belämmert nicht. Bloß etwas geistesabwesend, ist ja kein Wunder. Also, mein Freund hier möchte noch etwas bestellen.«
    »Ich glaube, ich nehme Bohnen auf Toast.«
    Was sonst? Jury lächelte.
    »Und noch Tee?«, fragte sie heiter. Als wäre die bloße Aussicht auf eine weitere Tasse ein Grund zum Feiern. Cody nickte, und sie bedankte sich. Dann ging sie, stolperte und fiel beinahe hin, als sie mit dem Fuß an einem von den aufgereiht dastehenden Hochstühlen hängen blieb.
    Jury beobachtete sie, wie sie auf ihrem Weg

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