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Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Grimes
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vielleicht zufällig darüber? Oder kennen jemanden, der Bescheid weiß? Ehrlich gesagt, ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand so esoterisch veranlagt wäre.«
    Jury lächelte. »Die Neugestaltung scheint Ihnen aber sehr am Herzen zu liegen.«
    »Hm. Da wären wir«, sagte Declan, als sie einem Mann im grauen Overall begegneten, mit Lederkappe und Gartenhandschuhen, die so steif waren, dass sie mit den Stiefeln zusammen in der Ecke stehen könnten. »Mr. Macmillan, das ist Mr. Jury, ein Freund von mir.« Er wandte sich an Jury. »Die Macmillans sind die gefragtesten Gärtner in ganz Cornwall. Und da Cornwall voller Gärten ist, will das etwas heißen.«
    Macmillan badete in diesem Kompliment, als hätte er gar nichts Geringeres erwartet. Er wedelte mit der Hand über den direkt um den Springbrunnen liegenden Bereich, vier von schmalen Wegen durchzogene Beete, und meinte: »Was wir hier machen woll’n, Mr. Scott, is Folgendes: Wir tragen das Ganze ab und – wenn Sie woll’n, dass ich dem alten Plan ganz genau folge« – die Betonung deutete darauf hin, dass er alles andere lieber täte, denn er pausierte lange genug, um Declan Gelegenheit zu geben, ihm freie Hand zu lassen, was Declan aber nicht tat -, »dann tun wir die Tulpen rein wie vorher, aber ich würd ganz gern die Zuchttulpen ausprobier’n, die haben nämlich ganz prächtige Farben, das würd sich schon lohnen.«
    »Na gut, Mr. Macmillan«, sagte Declan voller Ernst, »Sie sind der Experte.«
    Macmillan klimperte mit den sandblonden Wimpern, und seine hellbraunen Augen sahen gleich glücklicher drein. »Und was die Begonien anlangt, da würd ich Dragon Wing sehr empfehlen, falls wir’s in Ihrem Treibhaus heiß genug kriegen. Wenn ja, dann blüh’n die vielleicht dieses Jahr noch.«
    Declan sah zu zwei kleinen, merkwürdig unscheinbaren Glashäusern neben der Mauer hinüber. »Ich weiß nicht, das heißt, ich weiß nicht, wie es mit der Wärme da drin aussieht. Darüber reden wir später.«
    »Millie hat übrigens nach den Grasplaggen gefragt. Sie wissen ja, was für’ne Perfektionistin sie is. Und dann is da noch die Sache mit dem Cloisonnégärtchen. Ich hab ja nich so viel am Hut mit dem aufgemotzten Zeugs, aber -« Er tat das Thema Aufmotzen per Cloisonné mit einem Schulterzucken ab.
    »Sagen Sie Millie, sie soll sich mal keine Sorgen machen. Ich bin sicher, da findet sich noch jemand, so sicher wie die Wintersonnwende.«
    Das schien Macmillan nicht recht glauben zu wollen und warf Jury einen säuerlichen Blick zu, als hätte der seine Finger in dieser Gartengeschichte. »Und noch was, könnten Sie bitte dafür sorgen, dass der alte Abbot vorm Haus bleibt. Der wuselt nämlich die ganze Zeit hier rum und gibt seinen Senf dazu ab.«
    Declan lächelte. »Nein, Mr. Macmillan, das werde ich Abbot nicht sagen. Der ist nämlich schon ewig hier, länger als wir alle miteinander. Dieses Grundstück war früher seine Domäne. Sie werden sich damit abfinden müssen!«
    Macmillan lief leicht violett an, weil er eine Abfuhr erteilt bekommen hatte, und kehrte an seine Arbeit zurück.
    Declan und Jury setzten ihren Weg fort. »Was meinten Sie da gerade mit der Wintersonnwende?«
    »Nichts. Ich dachte, es muss etwas mit der Alchimie des Gartenhandwerks zu tun haben. Solche Sachen sage ich gern mal, damit man nicht denkt, ich wäre auf dem Gebiet eine komplette Null.«
    Jury lachte. »Das sehe ich doch, dass Sie das nicht sind.«
    »Dann sind Sie blind. Ich bin eine komplette Null.«
    Sie näherten sich dem unteren Ende des Gartens mit dem gelben Tatortband und begegneten einer jungen Frau, von der Jury annahm, dass es die Tochter des Gartenbauers war. Die gleichen sandblonden Augen und Wimpern, das gleiche rötlichbraune (nicht rötliche, nicht braune) Haar, der gleiche Overall. Die Ähnlichkeit war frappierend.
    Declan stellte Jury wieder vor.
    »Mr. Scott.« Millie sah zu der Mauer hinüber, die die großzügige Gartenanlage umgab. »Sie wollen doch bestimmt wieder Weintrauben haben.« Die Hand über die Augen gelegt, spähte sie in die Ferne, als hätten sich die Trauben womöglich durch den bröckeligen Backstein in die Freiheit geflüchtet. »Die zwei Treibhäuser für Reben sind absolut gut in Schuss, das ist kein Problem.« Daraufhin streute sie hier und da ein paar lateinische Fachausdrücke und andere auf ihre Arbeit bezogene Begriffe ein. Anfangs kam Jury noch ganz gut mit, aber als sie fertig war, hatte er keinen blassen Schimmer, wovon die Rede

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