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Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Grimes
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glaube, das nehme ich.«
    »Nun, es handelt jedenfalls nicht bloß von Gartenerde.« Er schob seine Brille mit dem Metallgestell auf der Nase hoch. »Darf ich fragen, was es mit Ihrem Interesse an Grassoden auf sich hat?«
    »Sie dürfen.«
    Während der darauf folgenden Schweigepause wartete Theo auf eine Erklärung, die jedoch nicht kam. Theo räusperte sich. Melrose blätterte einfach weiter die Seiten in Der heitere Gärtner um. Der Denkansatz des Buches gefiel ihm ausnehmend, denn er war inaktiver Natur.
    Erneut gab Theo seinem Zweifel daran Ausdruck, dass Melrose ein ganzes Buch nur über Rasenplaggen finden würde. »Was Sie ausfindig machen müssen, ist ein Experte auf diesem Gebiet.«
    »Was ich werden muss, ist ein Experte auf diesem Gebiet.«
    Aus der Ferne war eine Stimme zu vernehmen. »Ich hab eins gefunden!« Dann kam Polly angerannt, ein Buch in der Hand. Zwei Bücher, denn ein weiteres hatte sie unter dem Arm.
    Melrose nahm es. » Penny legt Plaggen . Interessant.«
    »Das ist ein Kinderbuch«, sagte Theo, ein Meister des Offenkundigen. »Was soll Ihnen denn das nützen?«
    »Ein Buch für alte Kinder. Für betagte Kinder. Penny legt tatsächlich Rasenplaggen aus. Was ist das andere?« Er nickte von Penny zu dem leuchtend blauen Buch unter Pollys Arm hinüber.
    Sie zeigte es ihm.
    »Meine Güte, eins meiner Lieblingsbücher, ein Bestseller in Long Pidd: Patrick, das blaue Schwein .«
    »Das will ich kaufen, bloß dass es schon jemand versaut hat.«
    Theo zog pfeifend den Atem ein. »Was? Wie? Das ist ein nagelneues Buch.«
    Polly schlug die beanstandeten Seiten auf. »Sie sollten es zum halben Preis verkaufen.«
    Verärgert schlug Theo das Buch an den Seiten auf, die sie markiert hatte. Es sah aus, als hätte jemand Erde, vielleicht Blumentopferde, darauf verschüttet oder sogar hineingerieben. »Eine Schande ist das!« Er sah Melrose an, als sei dieser selbst hier in der Rolle des Zerstörers tätig gewesen. »Diese Sally oder ihr Bruder, die waren es...!«
    »Sally und Bub haben hier doch Hausverbot, wissen Sie das nicht mehr? Haben Sie eigentlich zwischenzeitlich eine Unterlassungsklage gegen die beiden angestrengt?«
    »Machen Sie sich doch nicht lächerlich. Sie waren es doch, Mr. Plant, der die beiden ungeschoren davonkommen ließ. Sie erwarben dieses Buch, ich meine, ganz genau so eines, und schenkten es ihnen. Und wiesen ihnen damit geradewegs den Weg in die Kriminalität.«
    »Wohlan, Mr. Browne, ich nehme das Penny-Buch hier.«
    Sie begaben sich in den vorderen Teil des Ladens.
    »Und ich will das hier«, sagte Polly. »Da können Sie aber nicht die ganzen sieben Pfund fünfzig dafür verlangen.«
    »Und ob ich das kann!«
    »Dafür kauft es aber keiner.«
    »Womit sie übrigens nicht Unrecht hat.«
    Theo hob die Ladentischklappe und trat an seine Kasse. Verdrossen meinte er: »Ich reduziere den Preis um ein Pfund.«
    Polly schüttelte heftig den Kopf.
    »Nehmen Sie doch, was Sie kriegen können, Mr. Browne. Der halbe Preis ist ein gutes Angebot.«
    »Na, gut.« Er ließ die Finger so flink auf den Tasten der Registrierkasse tanzen, als dirigierte er die Londoner Symphoniker. »Das wären dann drei Pfund fünfundsiebzig.«
    Melrose wollte gerade nach seiner Brieftasche greifen, als Polly einen Fünfpfundschein aus der Tasche holte und ihn Theo reichte. »Na, so was«, sagte Melrose. »Deine Mum hat dich heute aber schön ausgestattet!«
    »Nein. Das hab ich mir verdient.«
    »Und womit, wenn ich fragen darf?«
    Sie warf einen Blick auf Patrick, das blaue Schwein . »Mit blaue Bilder malen.«
    »Tatsächlich. Und – machst du eine Ausstellung in der Royal Academy?« Auf der anderen Straßenseite ging Trueblood gerade in sein Antiquitätengeschäft. »Ah, da ist ein Freund von mir. Mit dem muss ich unbedingt reden. Wird ja auch Zeit, dass du wieder zu deiner Mutter gehst, nicht?«
    Polly sah nicht so aus, als sei sie ebenfalls der Meinung, dass es Zeit war, etwas zu tun, was sie nicht wollte. »Nein«, sagte sie.
    »Nun denn, ich muss gehen.«
    »Wiedersehen.«
    Als er das Geschäft erreichte, in dem Trueblood soeben verschwunden war, wandte sich Melrose um. Sie stand immer noch dort drüben, wo er sie verlassen hatte, so als ob er sie tatsächlich sich selbst überlassen hätte. Immerhin hatte er sich über eine Stunde mit ihr abgegeben und hielt Schuldgefühle für fehl am Platz. Wo steckte denn die Mutter? Er stürzte sich in den Laden, der kühl und schattig war und vollgestopft mit

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