Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Grimes
Vom Netzwerk:
Garten hinüber. Sie waren schon da, Macmillan und seine Tochter, stampften das Erdreich fest, zogen Unkraut heraus und taten das, was in solchen Fällen eben zu tun war. (Melrose wünschte insgeheim, er hätte bei Miss Broadstairs besser aufgepasst.) Er beschloss, sich ein Herz zu fassen.
    »Mr. Macmillan!«, rief er. Macmillan erhob sich von seiner knienden Position, ein kleiner, aber kräftig wirkender Mann, der wahrscheinlich innerlich bebte vor Energie. Das Gleiche konnte man von seiner Tochter behaupten, die ihre Arbeit nun unterbrach, um sich wie eine Figur aus einem Gemälde von Whistler, nur nicht so anmutig, auf ihre Hacke zu lehnen.
    »Ich heiße Melrose Plant!«, verkündete er, froh, seinen eigenen Namen verwenden zu können. Diese Rasenplaggen-Expertise war schließlich bloß ein Steckenpferd. »Ich bin wegen der Plaggen für die Stufen hier.« Könnte sich einer wie er eigentlich als »Plaggenleger« bezeichnen? Er hielt sich wohl besser an »Rasenplaggen«. Den Auftrag für die Gestaltung des Cloisonnégärtleins erwähnte er vorerst nicht, um ihnen nicht allzu viel Gelegenheit für Fragen zu bieten.
    »Sehr erfreut.«
    »Ganz meinerseits.«
    Gott sei Dank hatte Jury ihn bei Scott als gebildeten Menschen angekündigt, so dass er nicht diesen scheußlichen Nordlondoner Akzent aufzusetzen brauchte, den ihm die Leute noch viel weniger abnahmen, als wenn er behauptete, er würde mit den Walen singen.
    »Millie!«, rief Macmillan unnötigerweise laut, denn Millie stand bereits neben ihm. »Also, wann legen Sie los mit den Stufen?« Er deutete mit dem Kinn zu mehreren kurzen Terrassentreppen hinüber, die vom steingepflasterten Innenhof über die grasbewachsenen Plateaus zum Springbrunnen hinunterführten.
    »Ach, bald. Erst muss ich noch ein paar Sachen besorgen, wissen Sie, eine ganz bestimmte Art von Dünger (besser nicht zu präzise sein, als wäre er dazu überhaupt fähig) und noch so ein paar andere Sachen.«
    »Wundert mich ja, dass Sie sich’s nich von Warburton mitbringen lassen. Der kennt doch die richtigen Läden.«
    Warburton, Landschaftsarchitekt. Umschalten. Melrose’ Blick fiel auf ein paar noch nicht eingepflanzte Rhododendronsträucher. »Machen Ihnen eigentlich die Wühlmäuse arg zu schaffen, Mr. Macmillan? Dann würde ich vorschlagen, Sie wickeln diese Wurzeln da bis in Bodennähe in Rinde ein.« Dies war eines der vier bruchstückhaften Mysterien des Gartenbaus, die Melrose inzwischen beherrschte. Vier an der Zahl fand Diane Demorney allerdings übertrieben. Er müsse die genauen Einzelheiten aller vier ja nicht lernen.
    Melrose war anderer Meinung. Je mehr er ins Detail gehen konnte, desto wohler war ihm.
    » Fangen Sie aber bloß nicht mit Rosen an. Sonst sind Sie ein toter Mann «, hatte Diane vor zwei Tagen im Jack and Hammer gesagt. » Verbitten Sie sich strikt , zum Thema Rosen oder allem, was mit Rosen zu tun hat, konsultiert zu werden. Falls Rosen zur Sprache kommen sollten – und welcher Gärtner bringt sie nicht gern aufs Tapet? -, behaupten Sie einfach, Sie seien seit jeher nach dem Grundsatz verfahren: Je weniger man drüber weiß, desto besser. Das hört sich so bescheuert an, dass man daraus sofort schließen wird, Sie müssten in Bezug auf Rosen ein wahrer Quell der Weisheit sein. Doch ich warne Sie, sobald Sie Sternrußtau erwähnen, sind Sie geliefert .«
    Macmillan kratzte sich am Hals. »Hm, so ein, zwei Wühlmäuse hab ich vielleicht schon.«
    Millie meinte: »Ich habe aber keine Spuren von Wühlmäusen gesehen, Dad.« Sie musterte Melrose von oben bis unten, als stünden die Spuren leibhaftig vor ihr.
    Melrose nahm seine Pfeife aus der Tasche und spielte mit dem Gedanken, sie anzustecken. Weil Pfeifen aber ganz schön kompliziert anzuzünden waren, schlug er bloß den Pfeifenkopf gegen seinen Schuhabsatz, um das letzte Restchen Tabak herauszuklopfen. Währenddessen musterte er Millie prüfend, die von den beiden vielleicht die Hellere war. »Ich habe nicht behauptet, es gäbe tatsächlich Wühlmäuse, Miss Macmillan. Ich habe bloß gefragt.« Er lächelte. Über Wühlmäuse hatte er sich etwas angelesen, weil sie kleiner als Mäuse waren und ihm die Zeichnung gefallen hatte, auf der sie an einem Baum hochhüpften und mit ihren »scherenscharfen« Zähnchen die Rinde abknabberten, wie in Country Life gestanden hatte. »Vielleicht«, fuhr er fort, »sollten Sie die junge Stechpalme dort drüben mit Baumschutzrohr verkleiden.« Er machte sich unbeliebt. Und

Weitere Kostenlose Bücher