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Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Grimes
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lächelte. Das Ganze hatte eine zuträgliche Seite: Sie würden nicht mit ihm reden wollen und ganz bestimmt nicht versuchen, einen derart arroganten Gärtner belehren zu wollen – und ihn in aller Ruhe seine Pseudo-Arbeit machen lassen. Nachdem er mit seiner Rindenwickelung und den Wühlmäusen kein Interesse geweckt hatte, wartete Melrose mit seinem dritten Bruchstückchen auf. »Also, wo soll ich denn mein kleines Cloisonnégärtlein anlegen?« Er blickte um sich, als handle es sich um eine rhetorische Frage. Wer scherte sich schon darum, abgesehen von irgendeinem mittelalterlichen Poeten, der sich lang und breit darüber auslassen könnte? »Ich hatte schon immer eine Schwäche für mittelalterliche Gärten, Sie nicht? Die sind so romantisch.« Entzückend! Beide musterten ihn verblüfft aus zusammengekniffenen braunen Augen.
    »Vielleicht da drin?«, sagte Millie, auf eine von einer dichten Hecke umgebene Parzelle deutend. »Da ist auch ein Teich. Es ist recht hübsch.«
    »Wirklich?« Melrose trat an die Öffnung in der Hecke und spähte hinein. »Ja. Das ist so eine Art Geheimgarten, nicht? Das würde hübsch passen. Man kann sich natürlich ganz komplizierte Muster ausdenken, aber mir ist ein einfacheres lieber. Dieser Effekt hat es mir schon immer angetan. Gewöhnlich fängt man erst im Frühjahr an, und zwar damit man vorher das Gras mähen kann. Im siebzehnten Jahrhundert, heißt es, schnitten die Gärtner mit der Schere um jede Blume einzeln herum, damit die Blüten sich schön abhoben.«
    »Das ist wie bei Schmuckstücken, Dad«, sagte Millie. »Winzige Stückchen von bunten Schmucksteinen werden so angeordnet, dass ein...«
    Sie wurden unterbrochen, als eine dritte Person auftauchte, die, Millies Gesichtsausdruck nach, für sie von besonderem Interesse war. »Marc!«, rief sie und winkte.
    Melrose wusste nicht recht, was das Rufen und Winken sollten, da außer ihnen sonst niemand in der Nähe war.
    Marc Warburton war ein gut aussehender Mensch, der sich wohl von keinem etwas vormachen ließ, was Melrose nicht besonders behagte. Wenn ihn hier jemand durchschaute, dann vermutlich Warburton. Macmillan und Tochter schlugen sich sogleich auf dessen Seite. Sie sagte: »Unser Mr. Plant sucht nach einer passenden Stelle für sein Cloisonnégärtlein.«
    Das Wörtchen »sein« in ihrer Bemerkung behagte Melrose nicht so recht, denn es hörte sich an, als würde Declan Scott dieses exzentrische Vorhaben geduldig über sich ergehen lassen.
    »Ja, ich weiß, sehe aber eigentlich keinen Grund dafür.« Warburton lächelte. In dem Lächeln kam ein leichtes Augenzwinkern durch.
    »Es ergibt eben immer einen sehr hübschen Effekt, finde ich«, sagte Melrose standhaft. Nie von einem Standpunkt zurückweichen, egal wie schwach oder lachhaft der ist. Nie, nie, nie, nie zurückweichen . Diane klang wie Winston Churchill, wenn er in Hochform war. »Ich fand schon immer, es hat so einen charmanten präraffaelitischen Touch. Wie ich bereits sagte, kommt es natürlich im Frühling am besten zur Geltung, da man ja das Gras schneiden muss, um Platz zu schaffen für die Blumen. Aber ich dachte mir, ich probiere einfach einmal ein kleines Muster aus, dann sehen wir, wie es Mr. Scott gefällt.«
    Diesmal kniff Warburton verblüfft die Augen zusammen. Er war, stellte Melrose fest, nicht so selbstsicher, wie er sich gab. »Was für Blumen würden Sie denn dafür nehmen?«
    »Immergrün? Veilchen, Stiefmütterchen...« Gütiger Himmel, wüsste ein Stiefmütterchen Anfang März denn überhaupt, wie ihm geschah? Nicht zurückweichen, nicht zurückweichen... Allmählich wurde ein richtiges Mantra daraus. »Vor einem Hintergrund von, na, sagen wir, Helleborus agitatoris .« Das hätte er jetzt aber gern mit einem Glas Whiskey hinuntergespült.
    Inzwischen hatte Warburton seine Pfeife hervorgeholt, und Melrose wünschte, er hätte seine ebenfalls im Mund und würde vor sich hin paffen.
    »Das ist mir ja ganz neu«, sagte Warburton, der selbst gleich lospaffen wollte, sobald er das Ding angezündet bekommen hatte.
    »Ja, die sind ziemlich schwer zu beschaffen. Ich könnte meinen Diener aber ein paar von Ardry End kommen lassen.« Nicht nur war er der Besitzer dieses seltenen Helleborus-Gewächses, sein Diener war ebenfalls eingeweiht!
    Nun gab Macmillan seinen Senf auch noch dazu. »Wie sieht’n das dann aus?«
    Melrose ging (alter Feigling, hätte Diane gesagt) lieber auf Nummer Sicher, indem er sich an die Dinge hielt, die diese Leute

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