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Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Grimes
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kannten. Mit einem Blick hinüber zu der Ansammlung von Nieswurz lateinisch benannter Provenienz, weiß oder in blässlichen Tönen, meinte er: »So ungefähr, nur eben dunkler und ziemlich knuddelig.«
    »›Knuddelig‹?« Sie sahen ihn verblüfft an.
    Ach, verflixt, er hätte »knubbelig« sagen sollen. Na ja, dafür war es jetzt zu spät. Das kam eben von dem nur halb verdauten Zeug aus Country Life . »Ja, das ist so ein Ausdruck, mit dem ich gern Pflanzen beschreibe, die sich mit anderen gut vertragen. Nieswurzsorten, die zum Beispiel Schatten mögen. Obwohl die agitatoris gefiltertes Sonnenlicht vorzieht, kann sie sich durchaus auch mit Schatten befreunden.« Melrose lächelte. Es gab Zeiten, da wollte er sich einfach nur voller Anerkennung auf die Schulter klopfen. Die anderen drei sahen allerdings nicht so aus, als hätten sie dies im Sinn. Beziehungsweise die vier, wenn man Roy dazuzählte, der inzwischen angerannt gekommen war, um sich vor Melrose hinzuhocken und ihn mit krauser Schnauze anzublicken. Roy war der Einzige, der bei dem ganzen Unsinn den vollen Durchblick hatte.
    Mittlerweile hatte Marc Warburton ein Feuerzeug aus der Tasche geholt, einen von diesen Feuerwerfern, die man zum Karamellisieren von Crème brûlée benutzen konnte. Unmöglich, dass Melrose jetzt seine eigene, fast völlig von Tabak befreite Pfeife hervorkramte, außerdem sähe es dann so aus, als wollte er Warburton dadurch eine Vorlage geben. Nein, er würde sich eine grüblerische Aura zulegen müssen, ohne dabei durch besänftigende Rauchspiralen starren zu können. Vielleicht sollte er doch noch etwas sagen. »Ich...«
    »Mr. Plant«, bürstete Warburton sein »Ich« forsch beiseite, »mich würde interessieren, was Sie hierher geführt hat.«
    (Ein Mord und ein Vermisstenfall?) Melrose patschte das »hierher« herunter wie einen Federball. »Die Rasenplaggen, meinen Sie? Ja, Mr. Scott will die Gartenanlage wiederherstellen, das heißt sie in ihre ursprüngliche...«
    Patsch! (Das Spiel wurde allmählich gereizter.) »Das ist mir schon klar. Ich entwerfe sie schließlich.«
    Patsch . »Diese Sache mit dem Entwurf ist mir nicht ganz klar. Wo kommt der Entwurf zum Tragen, wenn Sie doch dem Original folgen?«
    Großer Patsch von Millie, die Warburton rasch zur Seite sprang. »Das muss er doch erst rauskriegen, oder? Er muss es wiederentdecken!«
    Melrose hätte sich zu gern auf dieses »wiederentdecken« gestürzt, hielt aber den Mund.
    Roy andererseits tat seine Gefühle nur allzu gern kund. Er drehte sich wieder und wieder im Kreis, was aber vielleicht nur seine Verwirrung darüber andeutete, was für ein Quatsch hier geredet wurde.
    Riesenpatsch von Melrose. »Aber der konturierte Abdruck (ausgezeichneter Begriff!) zeichnet sich doch deutlich ab. Die alten Beete, Rabatten und Wege sind gut zu erkennen, nicht wahr?« Er lächelte einnehmend.
    Nun, vielleicht doch nicht so einnehmend, denn einnehmen ließ sich offenbar niemand, mit Ausnahme von Roy, der von Warburton zu Melrose herüberkam, demjenigen, der gerade den hellsten Kommentar an diesem frühen Morgen gemacht hatte. Den konturierten Abdruck hätte selbst Roy finden können.
    Warburton suchte nach einem Gegen- Patsch, um die Sache mit dem Abdruck zu kontern. »Der Originalplan ist nicht so deutlich...«
    (Ach, was für eine lahme Entgegnung! Warburton sollte sich von Diane mal eine Lektion erteilen lassen.)
    Darauf Millie: »Sämtliche Pflanzen und Sträucher im Original müssen wiederentworfen werden.« Wiederentdeckt, wiederentworfen, Millie Macmillan war ganz schön versessen aufs Wiedertun.
    Melrose runzelte die Stirn. Er fragte sich, ob Warburton für diese Gartenerneuerung so unbedingt nötig war. Was Millie betraf, ganz bestimmt, aber... Außerdem hätte Melrose gewettet, dass es von Angel Gate und dem dazugehörigen Gelände Originalpläne gab. Er beschloss, sich zu empfehlen und rief mit einem Blick auf seine Uhr: »Oje! Ich muss ja los! Ich bin mit einem speziellen Düngemittel in St. Austell verabredet!«
    »St. Austell?«, sagte Millie. »Wäre es denn nicht einfacher, das hier in der Gegend zu besorgen? Nach St. Austell ist es ziemlich weit. Wir fahren ganz selten dorthin.«
    Na, eben! Melrose lächelte.

19
    In St. Austell – einem recht charmanten Städtchen, wenn Melrose in diesem Moment etwas für Charme übrig gehabt hätte – fand er ein Geschäft für Gartenbedarf, wo er zwei Sack Dünger der Marke Turf’n’ Grow erstand, einfach weil er das

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