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Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Grimes
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beäugen. Ach was, die ganze Teestube kaufe ich Ihnen! Nun legen Sie endlich los! »Was sollten Sie lieber nicht sagen?«
    Jetzt war sie damit beschäftigt, ihre Papierserviette zu fälteln.
    »Noch Tee!«, sagte Melrose und machte der Besitzerin ein Zeichen, die verdrossen angeschlurft kam.
    Hermione lachte leise. »Na gut, wenn Sie...«
    Melrose bat um eine weitere Kanne Tee und eine Auswahl von Kuchen aus dem Fenster.
    Die Frau nahm den leeren Gebäckteller, ging zum Fenster, legte nachlässig vier kleine Kuchen auf den Teller und brachte ihn wieder an den Tisch. Dann nahm sie die Kanne und trollte sich.
    »Sie macht das alles ja so schwungvoll, finden Sie nicht? Also, Sie sprachen gerade über Declan Scott -«
    Sie schien immer noch unschlüssig.
    Spiel jetzt nicht die Dumme, du blöde Nuss. »Sie wollten gerade sagen, dass sich Declan Scott in etwas eingemischt haben könnte.«
    »Ja, ach, ich weiß nicht, ob ich das sagen soll, aber vielleicht hat Declan den Hardcastles eine große Geldsumme gegeben, damit sie Ruhe geben.«
    »Ruhe geben!« Da wird ein Kind umgebracht, und das Einzige, was Hermione dazu zu sagen hat, war »Ruhe geben«. Falls Geld im Spiel gewesen war, war das ziemlich kaltblütig, aber nicht von Scott, sondern von den Hardcastles. Sie hatten sich von ihm bezahlen lassen. Melrose fragte sich, wie viel Geld wohl den Besitzer gewechselt hatte.
    Auch fragte er sich, ob Jury über diesen Unfall Bescheid wusste. Weil zwischen Elsies Tod und Floras Verschwinden nur ein paar Monate lagen, brachte die Polizei die beiden Vorfälle vielleicht miteinander in Verbindung. Und Declan? Der musste damals den Eindruck gehabt haben, dass die Hardcastles sich zufrieden gaben. Dass sie Mary – untröstlich, aber letztlich nicht mit ihr hadernd – abnahmen, dass sie das Mädchen nicht gesehen hatte. Immerhin hatte Scott die Polizei verständigt, und Mary hatte den Unfall zugegeben.
    Die mürrische Bedienung stellte ihnen eine frische Kanne Tee auf den Tisch und machte sich wieder davon.
    Hermione sagte: »Die Polizei hat verschiedene Leute vernommen, Marys Freunde. Ich dachte mir, sie wollten vielleicht etwas über ihren Charakter erfahren. Der Beamte, der mich vernahm, wollte wissen, was für ein Mensch Mary Scott war, und was ihren Charakter betraf, sagte ich, der sei untadelig. Von ihrer Zerstreutheit und dass sie in Gedanken manchmal ganz woanders war, sagte ich nichts. Ich fürchtete, dann hätten sie vielleicht ihre Zweifel, ob sie auf die Straße geachtet hatte. Wenn überhaupt jemand schuld war, dann die Gemeinde, finde ich. Die Ampel war schon seit Stunden außer Betrieb, das haben mehrere Leute bezeugt. Die zuständigen Stellen – die Polizei oder sonst wer – hätten da doch etwas machen müssen.«
    »Als Flora Scott verschwand, hieß es da vielleicht, die Hardcastles steckten womöglich dahinter?«
    Sie runzelte die Stirn. »Na ja, kann ich mir schon denken. Aber die Hardcastles sind so anspruchslose, bescheidene Leute, ich könnte mir nicht vorstellen, dass sie auf eine Gelegenheit gelauert hätten, den Scotts zu schaden. Das ist doch niederträchtig, finden Sie nicht?«
    »Schon, aber manche Leute können niederträchtig sein.«
    »Sie haben noch ein anderes Kind. Einen Sohn. Elsie war ja nicht ihr Einziges.«
    Und würde deshalb auch nicht so sehr vermisst werden? Eltern teilten ihre Liebe doch nicht auf, sondern liebten jedes ihrer Kinder ganz und gar, dachte Melrose. Wenn eines starb, dann starb doch nicht die Hälfte von einem Ganzen. Es war das Ganze. Er hatte darin zwar keine Erfahrung, konnte sich aber vorstellen, dass es so war. Er fragte sich, ob Hermione Kinder hatte – vermutlich nicht.
    »Wer hätte es dann gewesen sein können? Ich kann mir vorstellen, dass Sie sich das gefragt haben.«
    Hermione ließ sich dies, soweit sie dazu fähig war, ernsthaft durch den Kopf gehen. »Es muss jemand Fremdes gewesen sein. Obwohl mir der Gedanke zuwider ist – ein Kinderschänder vielleicht? Oder eine frustrierte Frau, die selbst keine Kinder bekommen kann. Und was ist mit der Ermordeten?«
    Überrascht hob Melrose den Blick. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Keine Ahnung, vielleicht bloß, weil es eine Verbindung zwischen den beiden zu geben scheint.« Sie sah auf ihre Armbanduhr. »Ach, du liebe Zeit, wir sitzen ja schon über eine Stunde hier. Ich muss jetzt wirklich nach Hause.«
    Melrose machte der Besitzerin erneut ein Zeichen. »Kann ich Sie nach Hause chauffieren? Das mache ich

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