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Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz

Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz

Titel: Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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deutlich vor sich sah. Jacobs Gesicht, verzerrt vor Schreck, die Augen ängstlich aufgerissen. Ein Messer, dessen Klinge in seinem Hals steckte. Warum war sie nicht gestorben?
    Und warum wusste sie, was geschehen war?
    Mikhails Zorn. Er war unvorstellbar gewesen und hatte die Grenzen menschlicher Kräfte gesprengt. Nichts und niemand hatte seinen Zorn aufhalten können, dessen Intensität den Sturm genährt und die Erde zum Erzittern gebracht hatte.
    Oder befand sich Raven mitten in einem fürchterlichen Albtraum? Nein, sie wusste, dass sie wach war und kurz davorstand, eine schreckliche Wahrheit zu erfahren. Sie hatte große Schmerzen und war so müde. Mikhail war ihr einziger Trost. Raven wollte sich in seine Arme fallen lassen, damit er sie beschützte, bis sie sich wieder etwas stärker fühlte. Mikhail wartete und ließ Raven ihre Entscheidung selbst treffen. Er strahlte Liebe und Wärme aus, schien jedoch etwas in seinem Innern vor ihr zu verbergen.
    Raven schloss die Augen und konzentrierte sich. Sie sah plötzlich Mikhail vor sich. Ängstlich sah er sie an, hielt sie in seinen Armen und suchte im Geist nach ihr, um sie festzuhalten, obwohl sie im Sterben lag. Sein Bruder und einige 245

    andere Karpatianer waren im Raum. Dann hatte sie das Gefühl, etwas Lebendiges würde ihren Bauch bedecken, das sich seinen Weg in ihren Körper suchte. Leise, beruhigende Gebete erfüllten den Raum.
    Mikhails Freunde strahlten Angst und Besorgnis aus.
    Mikhails Blut, heiß, süß und belebend, floss in ihrem Körper, versorgte ihre Organe, verwandelte ihr Gewebe. Doch sie nahm es nicht über eine Transfusion auf, sondern...
    Raven erstarrte. Die Erinnerung war so schockierend, dass ihr der Atem stockte. Es war nicht das erste Mal gewesen. Andere Erinnerungen stiegen in ihr auf. Mikhails hungrige Küsse. Ihr Mund, der sich an seine Brust presste.
    »Großer Gott!« Die Worte entrangen sich Ravens Kehle als halb erstickter Schrei des Entsetzens.
    Sie wusste, dass es sich nicht um eine Halluzination handelte, doch ihr Verstand weigerte sich dennoch, die Wahrheit zu akzeptieren. Es war einfach unmöglich! Sie befand sich in einem verrückten Albtraum und würde jeden Augenblick aufwachen. Ja, so musste es sein. In ihrem ver-wirrten Geist vermischte sich der fanatische Glaube der Vampirjäger mit Mikhails außergewöhnlichen Fähigkeiten.
    Doch Ravens geschärfte Sinne verrieten ihr die Wahrheit.
    Sie lag in einer unterirdischen Kammer, umgeben von Erde.
    Sie hatten versucht, sie zu begraben, um sie schlafen und ihre Wunden ausheilen zu lassen.
    Mikhail wartete geduldig darauf, dass Raven all die neuen Informationen verarbeitete. Er verheimlichte ihr nichts, ließ sie sogar seine Erinnerungen sehen. Dennoch kam ihre Reaktion völlig überraschend. Er hatte Tränen erwartet oder hysterische Schreie.
    Doch Raven ließ sich einfach von der Matratze rollen und wimmerte leise wie ein verwundetes Tier. Sie krümmte sich auf dem Boden zusammen, ohne an ihre schweren Verletzungen zu denken.
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    Seine Angst, dass sie sich Schaden zufügen könnte, verdrängte sein Mitgefühl, und er sprach einen scharfen Befehl aus, der sie lähmte, sodass sie hilflos in ihrer Lage gefangen war. Sie blickte ihn ängstlich an, als er sich neben sie kniete und sie untersuchte, um festzustellen, ob sich ihre Wunden wieder geöffnet hatten.
    »Entspann dich, Kleines. Ich weiß, dass diese Dinge dich sehr erschrecken«, sagte er leise. Blut rann aus drei der vier Stichwunden. Mikhail hob Raven auf seine Arme und zog sie fest an sich.
    Lass mich gehen. Ihr verzweifeltes Flehen hallte in seiner Seele wider.
    »Niemals.« Mikhails Züge wirkten wie in Marmor gemei-
    ßelt. Er sah zu der Tür hinauf, die sich über ihren Köpfen befand. Sie öffneten sich auf einen einzigen stummen Befehl.
    Raven schloss die Augen. Mikhail, bitte, ich flehe dich an. Ich kann nicht so sein wie du.
    »Du weißt ja gar nicht, was ich bin«, sagte er sanft und schwebte mit ihr empor, damit ihr Körper nicht erschüttert wurde. »Die Menschen mischen die Wahrheit über meine Rasse mit den Geschichten von Vampiren, die kleine Kinder stehlen und ihre Opfer zu Tode foltern. Ich hätte dich nicht wieder erwecken können, wenn du gestorben wärst. Wir sind ein Volk, das der Erde gehört, dem Himmel, dem Wind und dem Wasser. Wie alle anderen haben auch wir unsere besonderen Fähigkeiten, aber auch unsere Grenzen.«
    Mikhail verschwieg ihr, woher die Legenden von Vampiren stammten. Sie

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