Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens
wegzuge-hen.
Komm zu mir, Shea. Eiserne Härte lag in seinen Worten, und diesmal übte er einen kaum merklichen, aber beängstigenden Druck auf sie aus.
Shea hielt sich den Kopf. Hör auf! Du kannst mich nicht zwingen!
Natürlich kann ich das. Noch während die Worte in seinem Kopf echoten, erkannte er, dass es die Wahrheit war. Er konnte nahezu alles.
Er trat auf die Veranda in den strömenden Regen hinaus und streckte wohlig seine Muskeln. Er war wirklich wieder lebendig. Er konnte Shea ohne Weiteres zu sich holen und ihren Willen seinem unterwerfen. Sie musste lernen, dass karpatianische Frauen ständig unter dem Schutz ihres Gefährten standen. Frauen trafen nie Vorkehrungen für ihre Sicherheit, überprüften nie ihre Umgebung; sie dachten nie daran, sich zu schützen.
War das die Art Mann, der er geworden war? Oder war er schon immer so gewesen? Jemand, der bereit war, seinen Willen der Person aufzuzwingen, die für ihn sorgte und die ihr Leben für ihn riskiert hatte? War es so viel verlangt, ihr die Zeit zu geben, die sie brauchte?
Jacques fuhr sich nachdenklich über den Nasenrücken.
Sie war so zart und verletzlich. Shea konnte den reißendsten Fluss oder den höchsten Berg bezwingen. Sie war stark genug, um mit jeder Krise fertig zu werden, nicht aber mit ihren Gefühlen. Sein tüchtiger kleiner 298
Rotschopf hatte Angst vor ihren Gefühlen für ihn. Ihre Kindheit war ein einziger Albtraum gewesen. Er konnte nicht zulassen, dass ihr Leben mit ihm genauso wurde.
Jacques spürte, wie etwas in der Gegend seines Herzens schmolz, er spürte die Wärme, die durch seine Adern strömte. Meine Kleine, warum bestehst du darauf, gegen mich zu kämpfen ? Seine Stimme, die leise in ihrem Bewusstsein erklang, war voller Zärtlichkeit. Weißt du, was ohne dich aus mir wird?
Sie sprach mit ihrem ganzen Wesen auf die samtweiche Liebkosung seiner Stimme an, auf die Liebe, die darin lag. Wenn er weiter widersprochen und befohlen hätte, hätte sie vielleicht eine Chance gehabt, aber in dem Moment, als er in diesem zärtlichen, liebevollen Ton zu sprechen begonnen hatte, war sie verloren gewesen. Tiefe Verzweiflung befiel sie. Sie konnte nie von ihm frei sein, nie.
Ist das denn so schlimm, mein Liebes ? Seine Stimme traf sie bis ins Herz. Mit mir zusammen zu sein ? Diesmal klang er eine Spur verletzt. Bin ich wirklich so ein Monster?
Ich weiß nicht, wie ich mit dir zusammen sein kann. Ich fühle mich, als wäre ich in der Falle, als könnte ich mich nicht mehr rühren, nicht mehr denken. Shea lehnte sich an den Baumstamm und presste ihre Finger an ihre Schläfen. Ich will dich nicht brauchen. Ich will nicht zu diesen Leuten gehören.
Er kam jetzt stetig näher, nicht schnell, nicht langsam.
Der Regen fiel auf seine breiten Schultern und spritzte in feinen Tropfen von seinem Rücken. Die Kühle verstärkte nur die Hitze, die sich in seinem Inneren aufbaute. Shea erschien klein und wehrlos. Mit jedem Schritt in die Nacht hinaus, mit der Erde unter seinen Füßen und dem 299
uralten Blut in seinen Adern wuchs seine Kraft.
Ich brauche dich allein, um zu atmen, Shea, gestand er offen. Es tut mir leid, dass dir das Angst einjagt. Ich wünschte, ich hätte mehr Selbstbeherrschung, doch ich kann nicht mehr allein sein, nie wieder. Ich versuche, nur wie ein Schatten in dir zu sein. Vielleicht werde ich mit der Zeit etwas lockerer. Mit mir zusammen zu sein, macht dir Angst, aber ohne dich zu sein, macht mir Angst. Leichte Belustigung stahl sich in seine Stimme. Wir ergänzen uns wirklich gut.
Shea wusste, dass er zu ihr kam; sie merkte es daran, wie ihr Herz schneller schlug und ihr Körper zum Leben erwachte. Das Gesicht in der Armbeuge vergraben, klammerte sie sich an den Ast. Du kennst mich nicht, Jacques.
Ich bin in deinem Inneren. Ich kenne dich. Du hast Angst vor mir, vor dem, was ich kann. Du hast Angst vor meinen Stimmungsschwankungen und vor meiner Macht. Aber du bist eine starke Persönlichkeit, und du willst auf keinen Fall, dass mir etwas zustößt. Und gib zu, dass dein Verstand fasziniert von den Möglichkeiten der Existenz unserer Rasse ist. Sein Lachen war leise und einladend. Ich bin dein Gefährte und verpflichtet, dich zu hüten, zu beschützen, zu verehren und immer für dein Glück zu sorgen. Und du hast dieselben Fähigkeiten wie ich.
Zuerst wolltest du mich mit Gewalt dazu bringen, zu dir zurückzukommen, warf sie ihm vor.
Shea, mein Liebes, du denkst nie daran, deine Umgebung zu
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