Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens
Scharfe weiße Zähne blitzten. Jeff schrie auf, als heißer Atem seinen Hals versengte. Er spürte, wie die Zähne sein Fleisch aufrissen und seine Halsschlagader freilegten.
Heiße Flüssigkeit lief über seine Brust, und als er nach unten schaute, sah er sein Blut aus der Wunde spritzen.
Und dann verschlang ihn das Wesen, während sein Herz darum kämpfte, am Leben zu bleiben, und sein Geist um eine letzte Chance flehte.
Ringsum sah er die Geister der Frauen, die er 388
vergewaltigt und getötet hatte, und der Männer, die er auf Donnies Geheiß gefoltert hatte. Der Regen prasselte erbarmungslos in sein emporgewandtes Gesicht. Das Wesen stieß ihn in den Schlamm, wo er mit einem widerwärtigen schmatzenden Laut landete. Jeff wand sich auf dem Boden und versuchte wegzukriechen. Als er den Kopf hob, sah er einen Wolf von der Baumgrenze näher kommen. Er versuchte, einen Laut von sich zu geben, aber es kam nur ein rasselndes Stöhnen heraus.
Jacques kauerte sich vor ihn und sah ihm in die Augen. Völlig unbewegt beobachtete er, wie sich Jeff Smiths Blick trübte.
»Du kommst in eine Hölle, die du verdient hast«, sagte er verächtlich.
Jacques blieb neben dem Mann hocken. Rote Flammen brannten in seinen Augen, und der Dämon in ihm brüllte hungrig nach Vergeltung. Er wusste, dass Byron im Keller gefangen war, dass dieser Mensch und seine Freunde den Karpatianer genauso gefoltert hatten, wie sie vor sieben Jahren ihn selbst gefoltert hatten.
Adrenalin und das Gefühl von Macht strömten durch seinen Körper.
Mikhail ging rastlos hin und her. Jacques war mehr Tier als Mann und handelte nach den uralten Instinkten des Raubtiers. Leise Knurrlaute drangen unaufhörlich aus seiner Kehle, aber Mikhail war überzeugt, dass sein Bruder es nicht einmal merkte.
Jacques beugte sich weiter vor, packte das blutverschmierte Hemd und zog den Mann näher an sich heran. Sein Drang zu töten war übermächtig geworden.
Alles, was Shea ihm über diesen Mann, seinen Partner und ihre Pläne mit ihr, seiner Gefährtin, erzählt hatte, 389
hallte laut in seinem Kopf wider. Das Verlangen des Karpatianers, seine Gefährtin zu verteidigen, und der Hunger nach Rache trieben ihn dazu, das berauschende Gefühl auszukosten, ein Leben zu nehmen.
Mikhail konnte sehen, welche Kämpfe Jacques innerlich ausfocht. Es würde schwer für ihn sein, mit dem Wissen zu leben, während des Tötens das Blut seines Opfers getrunken zu haben. Gregori und er waren beide schon der Versuchung erlegen, aber der Rausch des Augenblicks war verlockend und gefährlich, und bei Jacques' Verfassung könnte es bei seinem Bruder bleibende Schäden hinterlassen.
Mikhail trat vorsichtig näher. »Tu es nicht, Jacques. Du hast zu viel zu verlieren.«
Jacques fuhr zu ihm herum, bleckte die Zähne und ließ ein warnendes Knurren hören, das Gregori bewog, sich sofort zwisehen die beiden zu stellen. »Lass ihn, Mikhail.
Wenn er den Sadisten tötet und dabei sein letztes Blut nimmt, ist das nur, was sie ihm schulden. Er ist kein Kind mehr, das du beschützen musst.«
Mikhail fluchte. Es ärgerte ihn, dass Gregori diese Sache so beiläufig abtat. Zu viele von ihnen waren in genau so einem Augenblick abtrünnig geworden.
Mikhail hatte Jacques verloren geglaubt; er wollte es nicht noch einmal erleben. Aber er kannte Gregori gut genug, um zu wissen, dass er versuchen müsste, an ihm vorbeizukommen, um zu seinem Bruder zu gelangen.
Gregori glaubte, dass Jacques eine Gefahr für sie alle darstellte. Mit einem Seufzer fügte sich Mikhail ins Unvermeidliche.
Gregori beobachtete, wie der Kampfgeist aus Mikhail wich, und wandte seine Aufmerksamkeit Jacques zu; er 390
wartete einfach ab, welche Entscheidung er treffen würde.
Jacques roch das verlockende Blut. Sein Hunger war gestillt, aber der Geschmack von Angst und Adrenalin blieb, und das Verlangen nach Rache brannte in ihm. Der Rausch der Macht war überwältigend, doch der kühle Wind, der Shea für ihn war, hielt ihn in der Realität. Sein Körper zitterte vor Verlangen, Blut zu trinken, während er tötete, zu fühlen, wie das Leben langsam aus dem Mann herausströmte. Widerwillig ließ er das Hemd des Mannes aus seinen Fingern gleiten. Jeff Smith würde sterben, wie es ihm bestimmt war, und Jacques würde sich den absoluten Höhepunkt des Tötens versagen. Er holte tief Luft, trat von dem reglosen Körper weg und beobachtete, wie seine Brüder, die Wölfe, sich seinem Opfer näherten. Indem er sich Stück
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