Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht
tapfer.
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Aidan drehte sich langsam zu ihr um und ließ den Blick auf ihrem Gesicht ruhen. Ein Schauer überlief Alexandria, denn Aidans Augen wirkten eiskalt und seelenlos.
»Du weißt überhaupt nichts von mir, Alexandria, und du hast es auch nicht für nötig gehalten, das zu ändern. Versuche nicht, dich mir zu widersetzen. Du stehst noch ganz am Anfang, während ich einer der ältesten Karpatianer bin. Du machst dir keine Vorstellung von meiner tatsächlichen Macht. Ich kann die Erde unter deinen Füßen zum Beben bringen oder Blitze über deinem Kopf zucken lassen. Ich befehle den Nebeln und kann mich unsichtbar machen.«
Aidan versuchte nicht einmal, sie besonders zu beeindrucken. Seine Stimme klang sanft und gelassen. »Ich bin zu Dingen fähig, von denen du keine Ahnung hast.«
Alexandria war sich der unauflöslichen Verbindung zwischen ihnen bewusst. Sie spürte Aidans Zorn, der düster und gefährlich unter der Oberfläche lauerte. »Was ich getan habe, war allein meine Sache«, flüsterte sie.
Er kam auf sie zu und beugte sich über sie, groß, unendlich stark und mächtig. »Du hast mich verraten. Du hast Joshua verraten. Ich habe dir gesagt, was geschieht, wenn du dich dem Sonnenlicht aussetzt. Du hast dir vorgemacht, dass du meine Warnung überprüfen wolltest, dabei kanntest du die Wahrheit längst. Du hast versucht, dich selbst zu zerstören und damit Joshua einem ungewissen Schicksal zu überlassen.«
»Du würdest dich um ihn kümmern.«
»Ohne dich gibt es auch mich nicht mehr. Wir sind auf ewig miteinander verbunden. Wenn du in den Tod gehst, nimmst du mich mit dir.«
Alexandrias Hände zitterten, als sie sich durchs Haar fuhr. »Das kann nicht sein.«
»Du möchtest es vielleicht nicht wahrhaben«, erwiderte Aidan und nahm ihren rechten Arm, »aber es ist so. Ich lüge dich nicht an, 246
Alexandria. Ich habe dir ein gewisses Maß an Widerstand zugebilligt, jedoch nur, weil alles so neu für dich ist.«
Das Gel, das er auf ihre Wunden strich, kühlte und linderte den Schmerz. »Soll das heißen, dass ich von Anfang an keine Wahl hatte?«, fragte sie.
»Die Wahl wurde für uns getroffen. Deine Seele ist die andere Hälfte meiner Seele, mein Herz gehört dir. In Gedanken suchen wir nach der Nähe und Bestätigung des anderen. Wenn wir allein sind, fehlt uns etwas. Wir sind zwei Hälften eines Ganzen. Das ist die Wahrheit, Alexandria, ob es dir nun gefällt oder nicht.«
Alexandria schüttelte kaum merklich den Kopf. »Es ist nicht wahr. Es kann nicht wahr sein.« Sie weigerte sich, Aidans Worte zu akzeptieren. Sie würde sich nicht in seine Albtraumwelt hineinziehen lassen.
»Warum kann ich wohl deine Brandwunden behandeln, ohne dir wehzutun? Ich schirme den Schmerz von dir ab. Ansonsten würdest du es kaum aushalten.«
»Es ist nicht wahr«, wiederholte Alexandria leise.
»Ich bin wütend genug über deinen Leichtsinn, cara, um es dir zu beweisen. Streite nicht mit mir. Mein Körper verlangt nach deinem.
Nicht mit sterblichen Bedürfnissen, sondern mit der Sehnsucht eines karpatianischen Mannes nach seiner Gefährtin. Tag und Nacht quält mich mein Begehren, und ich finde nur Ruhe, wenn ich mir den tiefen Schlaf meines Volkes gestatte. Also fordere mich nicht dazu heraus, dir meine Behauptungen zu beweisen. Denn dann gibt es kein Zurück.«
Alexandria zog die Schultern hoch und vermied es, Aidan anzusehen. Er spürte, wie sich unbändiges Verlangen nach seiner Gefährtin in seinen Zorn mischte, zusammen mit dem Bedürfnis eines Karpatianers zu herrschen. Er beugte sich dicht über sie, und achtete nicht mehr darauf, seine Worte sorgfältig zu wählen. »Du bist nicht fähig, die Berührung eines sterblichen Mannes zu ertragen.
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Du empfindest dabei nichts als Abscheu, das weißt du sehr genau.
Ich habe deine Gedanken gelesen. Du begehrst nur mich.«
Er sandte ihr die Bilder ihrer eigenen Fantasie, erotische Gedanken, von denen sie eigentlich kaum etwas wusste und für die sie sich ein wenig schämte. Alexandria sah sich, wie sie vor Aidan kniete, ihn küsste und liebkoste; sie sah ihn, wie er von ihr Besitz ergriff. Aidan kannte ihre intimsten Gedanken und benutzte sie nun für seine Zwecke.
»Du bist ein brutaler Kerl, der nur an sich denkt«, flüsterte Alexandria und bedeckte ihr errötendes Gesicht mit den Händen.
»Und ich empfinde nichts für dich. Gar nichts.«
Aidan umfasste ihr Kinn und zwang sie, seinem golden 304
funkelnden Blick zu begegnen. »Ich
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