Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht
hasst mich.«
»Thomas, Sie haben zu viele Ihrer eigenen Videospiele gespielt.
Welch lebhafte Fantasie!« Ihr leises Lachen ließ Thomas wohlig erschauern.
Er schob seine Hand auf dem Sitz langsam in Alexandrias Richtung. Nie zuvor hatte er eine Frau so sehr begehrt. Doch dann warf er einen Blick aus dem Fenster und entdeckte, dass sich Augen in der Scheibe spiegelten. Rot glühende Augen voller Hass und Rachsucht. Tödliche Gefahr lag in diesem Blick. Thomas stöhnte auf und begann zu zittern.
»Was ist denn, Thomas ?« Alexandrias Stimme war sanft und beruhigend. »Stimmt etwas nicht?«
»Haben Sie das auch gesehen?«, fragte er mit erstickter Stimme.
»Im Fenster? Sehen Sie es?«
Alexandria beugte sich vor und betrachtete die dunklen Scheiben.
»Was soll ich sehen?«
Die Augen waren verschwunden, als hätte es sie nie gegeben.
War es Savage gewesen? Oder hatte er sich alles nur eingebildet?
Thomas räusperte sich und brachte ein unsicheres Lächeln zu Stande. »Nichts. Wahrscheinlich kann ich nur mein Glück nicht fassen.«
In dem engen Innenraum des Wagens fiel es Alexandria nicht leicht, ihren Hunger zu ignorieren, der von innen an ihr zu nagen schien. Das Geräusch von Thomas' Herzschlag wurde immer lauter.
Sein Blut schien nach ihr zu rufen, sie anzulocken. Doch bei dem Gedanken, Thomas Ivan zu berühren, drehte sich ihr der Magen um.
Verzweifelt bemühte sie sich, freundlich zu lächeln. Er schien jede Gelegenheit zu nutzen, sie wie zufällig zu berühren, ihre Hand oder 262
ihr Bein zu streifen. Sie verabscheute es. Thomas' Berührungen verursachten ihr eine Gänsehaut. Doch gleichzeitig verwünschte sie sich dafür, seine verliebten Blicke und Berührungen nicht erwidern zu können.
Alexandria lächelte und gab passende Antworten, doch innerlich sträubte sie sich gegen Thomas. Tief in ihrem Innern keimte tiefe Furcht auf. Thomas Ivan war ein sehr begehrenswerter Junggeselle, wohlhabend, charmant, berühmt. Menschlich. Er teilte ihre Liebe zu alten Legenden und bewunderte ihre Arbeit. Sie hatten viel gemeinsam, und trotzdem widerten seine Aufmerksamkeiten sie an.
Alexandria hätte am liebsten geweint.
Cava mia, brauchst du mich? Aidans Stimme überwand die Entfernung zwischen ihnen und schien sie einzuhüllen wie eine Umarmung.
Alexandria presste die Lippen zusammen. Die Versuchung, nach Aidan zu rufen, war groß, doch sie nahm sich zusammen. Sie würde sich wie ein Mensch benehmen. Und sie würde einen sterblichen Mann finden, in den sie sich verlieben konnte. Vielleicht nicht Thomas Ivan, aber einen anderen. Ich amüsiere mich ausgezeichnet.
Die Hauptsache ist, dass Ivan sich nicht zu gut amüsiert.
Sie spürte, dass Aidan sich aus ihrem Geist zurückzog, und es schien, als hätte er alle Wärme, alles Leben mit sich genommen.
Entschlossen hob Alexandria den Kopf und schenkte Thomas ein besonders strahlendes Lächeln. Als er ihr aus dem Wagen half, legte sie ihm die Hand auf den Arm und nahm sich vor, den Abend zu genießen. Dann betraten sie gemeinsam das Theater.
Fremde Männer schienen Alexandria absichtlich zu streifen. Sie hörte Atemzüge und dröhnende Herzschläge. Alexandria versuchte, sich auf das Stück zu konzentrieren, das wirklich ausgezeichnet war, doch sie wurde immer wieder von Thomas Ivans Geruch und zufälligen Berührungen abgelenkt. Als er ihr etwas ins Ohr flüsterte, streifte er ihre Haut mit seinen Lippen. Alexandria wurde übel. Zwei 263
Mal wäre sie beinahe auf die Damentoilette geflohen, nur um Ruhe vor ihm zu haben.
Doch sie war fest entschlossen, den Abend zu überstehen. Sie würde sich menschlich verhalten, und wenn es sie umbringen würde. Gerade als das Publikum applaudierte, hörte sie in ihren Gedanken seine Stimme: Nun, es könnte jemand anderen umbringen.
Halt den Mund!, antwortete sie schnippisch. Trotz all ihrer Verzweiflung vermochte Aidan, sie zum Lachen zu bringen. Doch gleich darauf war er wieder verschwunden. Aidan neckte sie absichtlich, weil er spürte, dass sie sich von dem Mann abgestoßen fühlte, der neben ihr saß.
Thomas begann zu klatschen, die Lichter gingen an, und sie schienen plötzlich von Menschentrauben umgeben zu sein. Thomas war ganz in seinem Element. Er hatte eine bildschöne Frau an seiner Seite und war von vielen Bekannten umgeben. Einflussreiche Männer, die sich sonst kaum an ihn erinnerten, blieben stehen, um über das Theaterstück zu plaudern. Thomas hatte sich bislang vergeblich bemüht, seinen
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