Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht
krochen und sich zu seinen Füßen sammelten.
»Findest du nicht, dass es Zeit ist, mit den kindischen Spielen aufzuhören?«, fragte Aidan. »Komm zu mir, Diego, und erinnere dich an den ehrenhaften Mann, der du einst gewesen bist.« Seine Stimme klang so hypnotisch, dass der Untote ihr beinahe gefolgt wäre.
Dann knurrte Diego. Das Geräusch klang im Vergleich zu Aidans Stimme unrein und hässlich. »Ich werde erst dich töten, dann den Jungen, und danach werde ich mir deine Gefährtin nehmen.« Er grinste bösartig. »Sie wird für deine Sünden lange und qualvoll büßen.«
Aidan zuckte gelassen die Schultern. »Falls du tatsächlich das Unmögliche erreichen und mich besiegen solltest, würde meine Gefährtin mir in den Tod folgen. Du hast keine Chance, sie je zu besitzen. Außerdem ist das Kind in Sicherheit, denn es ist noch ein zweiter Jäger in der Nähe, der viel mächtiger ist als ich. Du kannst mich nicht besiegen, und niemand kann den zweiten Jäger bezwingen«, erklärte Aidan voller Vertrauen.
Der Vampir schrie auf, erfüllt von einem Hass, der ihn zu verschlingen drohte. »Gregori! Wie kann er es wagen, in dieses Land zu kommen? Was gibt ihm das Recht dazu?« Seine Stimme klang 347
plötzlich verschlagen und schmeichlerisch. »Gregori ist nicht wie du, Aidan. Du bist ein gerechter Mann und lebst nach einem strengen Ehrenkodex. So fehlgeleitet deine Jagd auch sein mag, so tust du doch nur, was du für deine Pflicht hältst.« Der Untote blickte sich hastig um und senkte die Stimme. »Gregori ist ein kaltblütiger Mörder. Er kennt keine Reue. Ich habe Gerüchte gehört, von denen andere schwören, dass sie wahr sind. Der große Heiler hat gemordet.
Er gibt vor, der mächtigste Karpatianer zu sein, dabei ist er der Verdorbenste von allen. Und Mikhail duldet seine Gräueltaten; er ist ein Heuchler.«
Für jeden anderen hätte die Stimme des Untoten verführerisch und überzeugend geklungen - für Aidan nicht. Er dachte an den kleinen, verletzlichen Jungen, der in einem Kofferraum schlief, weil der Vampir ihn für seine Rache missbraucht hatte.
»Du willst Zeit gewinnen, Untoter. Warum? Welchen Plan verfolgst du, dass du mich davon überzeugen willst, mein Freund zu sein?« während Aidan noch sprach, begannen die Schlangen zu zischen. Sie glitten in einem wimmelnden Knäuel auf ihn zu.
Als sie Aidan beinahe erreicht hatten, verwandelten sich die Schlangen in Frauen, die zischend über den Waldboden krochen. Sie wanden sich obszön und umschmeichelten Aidan. Er nutzte den Nebel, um seine Spur zu verwischen, und tauchte blitzschnell hinter dem Untoten auf. Während Diego sich noch nach ihm umsah, schlug Aidan zu. Er beabsichtigte, einen tödlichen Streich gegen den Untoten zu führen, der dem Kampf ein schnelles Ende setzte. Doch im letzten Augenblick sprang der Vampir zur Seite, während seine Kreaturen knurrten und Gift in Aidans Richtung versprühten.
Bäuchlings und auf allen vieren krochen sie auf ihn zu.
Kümmere dich nicht um seine Trugbilder, Aidan. Lass den Vampir nicht aus den Augen. Er wartet nur darauf, dass du abgelenkt wirst.
Alexandrias Stimme klang sanft und rein in seinem Geist und vertrieb die Verwirrung, die der Vampir bereits hervorgerufen hatte.
Er ist geschickt, cara, gestand Aidan ein.
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Aber nicht geschickt genug, erwiderte sie voller Vertrauen.
Die Frauen stimmten ein lautes Klagegeheul an, das vom Wind davongetragen wurde. Aidan lächelte den Vampir spöttisch an. »Du möchtest also Gregori in unseren kleinen Kampf hineinziehen? Dann bist du noch törichter, als ich dachte. Selbst ich, der ich nichts zu befürchten habe, würde es nicht wagen, Gregoris Einsamkeit zu stören. Bei diesem Lärm wird er sich bestimmt zu uns gesellen.«
Aidan schaute in die seelenlosen Augen des Vampirs und hielt ihn mit dem hypnotischen Funkeln seines Blicks fest. »Ich habe viele Jahre mit Gregori zusammengearbeitet. Wusstest du das, Diego?
Gregori erledigt seine Aufgaben kühl und überlegt. Niemand ist ihm ebenbürtig. Vielleicht möchtest du im letzten Augenblick deiner Existenz deine lächerlichen Fähigkeiten mit den seinen messen?«
Wieder wiegte der Vampir seinen Kopf rhythmisch hin und her.
Er zischte einen Befehl, und die obszönen Ausgeburten seiner Fantasie zogen sich aufstöhnend zurück. Mit einem Wink verwandelte er sie in harmlose, ungiftige Schlangen.
Der Untote begann einen langsamen, einlullenden Tanz. Er umkreiste Aidan und wiegte weiter den Kopf. Aidan
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