Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht
den Jäger kennen lernen. Er ist einzigartig auf der 44
Welt. Er gibt niemals auf.« Paul Yohenstria zerrte Alex aus der Höhle ins Freie.
Um sie herum peitschten die Wellen auf und sprühten ihre Gischt über den Sand und die Felswände. Der Vampir stieß Alexandria zu Boden und stellte sich in die Mitte des kleinen Strandstücks vor der Höhle. Suchend betrachtete er den Nachthimmel.
Alexandria kroch auf Joshua zu. Er kauerte im Schatten der Klippe, hatte die Arme um die Knie geschlungen und wiegte sich vor und zurück, um sich zu beruhigen. Alexandria kämpfte sich an seine Seite vor und platzierte sich zwischen Joshua und dem Vampir. Etwas Schreckliches würde geschehen. Sie spürte das drohende Unheil in der Luft. Der Wind frischte auf, und Nebelschwaden waberten um die Höhle.
Plötzlich schien etwas aus der Dunkelheit auf den Strand zuzurasen, und der Vampir stieß einen gellenden Schrei aus, der zu gleichen Teilen aus Zorn und Furcht zu bestehen schien. Alexandria blieb vor Schreck beinahe das Herz stehen. Wenn der Vampir sich vor dem Wesen fürchtete, das in der Nacht auf ihn lauerte, dann hatte sie allen Grund, ebenfalls Angst zu haben. Sie zog Joshua an sich und bedeckte seine Augen mit ihrer Hand. Zitternd klammerten sie sich aneinander.
Aus dem dichten Nebel tauchte plötzlich ein großer, golden schimmernder Raubvogel auf. Mit ausgebreiteten Klauen und blitzenden Augen stürzte er auf den Strand zu. Die Nebelschwaden zogen sich zusammen und waberten, dann verzogen sie sich und enthüllten eine Gestalt, die halb Mann, halb Vogel zu sein schien.
Mit Mühe unterdrückte Alexandria einen Schrei.
Die Kreatur verwandelte sich gleich darauf gänzlich in einen Mann, groß und muskulös, mit kräftigen Armen und einer breiten Brust. Sein langes blondes Haar wehte im Wind, und er bewegte sich mit einer Eleganz und Kraft, die an eine Raubkatze erinnerte.
Alexandria konnte sein Gesicht nicht erkennen, doch sie sah seine Augen, deren goldener Schimmer den Vampir zu bannen schien.
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»Endlich treffen wir uns, Paul.« Seine Stimme war schön, eine Folge von harmonischen Klängen, deren Reinheit und Klarheit Alexandrias Seele zu durchdringen schien. Der Fremde stand hoch aufgerichtet und gelassen da und wirkte wie ein tapferer Wikingerkrieger. »Es hat mich viel Zeit gekostet, das Chaos zu beseitigen, das du in meiner Stadt angerichtet hast. Ich nehme deine Herausforderung natürlich an.«
Der Vampir wich einige Schritte zurück. »Ich habe dich nie herausgefordert, sondern immer Abstand gehalten.« Seine Stimme klang so unterwürfig, dass Alexandria schauderte. Dieser Jäger war so mächtig, dass seine bloße Anwesenheit den Vampir in Angst und Schrecken versetzte.
Der Jäger legte den Kopf zur Seite. »Du hast getötet, obwohl es verboten war. Du kennst das Gesetz, Unreiner.«
Der Vampir stürzte sich auf seinen Feind, die scharfen Krallen ausgebreitet, die Zähne gebleckt. Doch der Jäger trat einfach zur Seite und fuhr beiläufig mit einer Kralle über seinen Hals. Blut schoss aus der Wunde.
Entsetzt beobachtete Alexandria, wie sich das Gesicht des Jägers zu einer Wolfsschnauze verlängerte. Er biss in den Oberschenkel des Vampirs, sodass der Knochen zersplitterte. Das Geräusch hallte von den Felswänden wider und ging Alexandria durch Mark und Bein.
Sie zuckte zusammen und umarmte Joshua fester, während sie seinen Kopf an ihre Schulter drückte, damit er nichts von den grauenvollen Geschehnissen sah.
Der Vampir wischte das Blut ab, das über seine Brust rann, und sah den Jäger hasserfüllt an. »Du glaubst, dass du nicht so bist wie ich, Aidan, aber du irrst dich. Du bist ein Mörder, und du genießt den Kampf. Nur in der Schlacht fühlst du dich lebendig. Kein Jäger kann verhindern, sich von der Macht verführen zu lassen, wenn er tötet. Sage mir, Aidan, stimmt es, dass du die Welt nicht in Farbe sehen kannst? Dass du keinerlei Empfindungen hast außer in der Hitze der Schlacht? Du bist der perfekte Mörder. Du, Gregori und 46
dein Bruder Julian. Ihr seid die finstersten Schatten, die auf unserer Welt liegen. Ihr seid das Böse.«
»Du hast unsere Gesetze gebrochen, Paul. Du hast deine Seele verloren, weil du die Illusion der Macht begehrt hast, anstatt in die Sonne zu treten. Du hast eine sterbliche Frau umgewandelt und sie zu einer wahnsinnigen Vampirin gemacht, die das Blut unschuldiger Kinder trinkt. Du kennst die Strafe, die darauf steht.«
Die Stimme des Jägers war rein und
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