Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht
überleben sollte. Wieder fielen ihr die Augen zu, und sie hatte nicht die Kraft, sie zu öffnen.
Joshua wollte seiner Schwester lieber nicht sagen, dass sie zum Fürchten aussah. Ihre Lippen waren geschwollen und hatten sich schwärzlich verfärbt. Meersalz überzog ihre Haut und verlieh ihr ein bleiches, unheimliches Aussehen. Ihr Haar hing in grauweißen Strähnen herunter, und man konnte nicht einmal mehr die eigentliche Farbe erkennen. Ihr Kostüm und die Strümpfe waren zerrissen und mit Seetang bedeckt. Alexandrias Beine waren von blutigen Kratzern übersät, die das Treibgut hinterlassen hatte. Selbst ihre Stimme klang seltsam, und ihr Hals war geschwollen. Aber sie schien diese Dinge überhaupt nicht wahrzunehmen. Josh hatte große Angst. Er setzte sich neben seine Schwester, hielt ihre Hand und wartete darauf, dass die Sonne unterging.
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Alexandria spürte es gleich, als die Nacht hereinbrach. Sie nahm ein leichtes Beben des Höhlenbodens wahr und wusste, dass der Vampir erwachte. Besorgt legte sie Joshua den Arm um die Schultern und zog ihn an sich. »Er kommt«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
»Ich möchte, dass du aus der Höhle gehst und dich versteckst, so gut es geht. Er wird versuchen, dich zu benutzen, damit ich tue, was er will. Aber vielleicht vergisst er dich erst mal, wenn er dich nicht sieht.«
»Aber Alex. . . « , protestierte der Junge.
»Du musst das für mich tun, mein Kleiner. Verhalte dich ganz still, was auch geschieht.« Sie gab ihm einen Kuss. »Geh jetzt. Ich hab dich lieb, Josh.«
»Ich dich auch, Alex.« Josh rannte aus der Höhle und presste sich draußen flach gegen die Felswand.
Besorgt blickte Alexandria ihm nach. Die Flut würde bald zurückkommen, und er war erst sechs Jahre alt. Ohne dass sie ein Geräusch gehört hätte, wusste sie plötzlich, dass der Vampir sie beobachtete. Sie drehte sich um und begegnete seinem Blick.
»Du siehst etwas mitgenommen aus, meine Liebe«, begrüßte er sie freundlich.
Alexandria schwieg und betrachtete ihn nur. Ein bizarres Lächeln verzerrte seine Züge. Er ging auf sie zu und nahm ihre Hände, um die Handgelenke zu untersuchen.
Der Vampir ließ sie nicht aus den Augen, während er das verletzte Handgelenk an seine Lippen hob und die Zungenspitze über die schmerzenden Wunde gleiten ließ.
Alexandria zuckte zusammen und versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen, aber er umklammerte sie so fest, dass er Alexandria beinahe den Arm gebrochen hätte. »Du willst doch, dass ich dich losmache, nicht wahr?«
Sie zwang sich dazu, ruhig zu bleiben und die widerlichen Liebkosungen über sich ergehen zu lassen. Als er ihr endlich die Fessel abnahm, stand sie mühsam auf.
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»Möchtest du diesen Ort verlassen?«, fragte er leise.
»Das wissen Sie doch.«
Yohenstria umfasste ihren Nacken und zog sie zu sich heran. »Ich habe Hunger, meine Liebe. Außerdem musst du dich jetzt entscheiden, ob das Kind noch einen Tag länger leben oder heute Nacht sterben soll.«
Alexandria hatte keine Kraft, um ihn zu bekämpfen, also versuchte sie es gar nicht erst. Allerdings konnte sie auch nicht verhindern, dass sie vor Schmerz aufschrie, als der Vampir abermals die Fänge tief in ihren Hals grub und trank. Alexandria wusste, dass er ihr langsam, aber sicher die Reste ihrer Lebenskraft aussaugte. Sie litt unter dem Blutverlust, und ihr wurde schrecklich kalt. Nichts schien mehr wichtig zu sein.
Yohenstria spürte, dass sie kraftlos gegen ihn sank, und er konnte sie gerade noch rechtzeitig auffangen. Ihr Herz schlug langsam, und sie atmete schnell und flach. Er hatte ihr zu viel Blutgenommen.
Ohne zu zögern, öffnete erseine Pulsader und presste dann sein Handgelenk fest auf ihren Mund. Selbst jetzt versuchte Alexandria noch, sich gegen sein Blut zu wehren. Es gelang dem Vampir nicht, ihren
Willen seiner Kontrolle zu unterwerfen. Obwohl er es immerhin schaffte, sie dazu zu bringen, etwas trinken, lag auch das nur an der Tatsache, dass Alexandria kurz vor dem vollständigen Zusammenbruch stand. Doch immer, wenn sie wenigstens einen Schluck von seinem Blut zu sich nahm, brachte er sie seiner finsteren Welt näher. Er würde nicht zulassen, dass sie starb, doch er musste sie dazu bewegen, noch viel mehr Blut aufzunehmen, damit sie am Leben blieb.
Plötzlich spürte Yohenstria einen seltsamen Lufthauch. Ein ärgerliches Zischen entrang sich seiner Kehle, und er drehte sich langsam um. »Wir wurden entdeckt, meine Liebe. Komm mit mir, du wirst gleich
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