Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht
während ich Aidan ins Auto helfe. Dann drückst du das Gaspedal durch, und wir hoffen, dass wir den Vampir abhängen können.«
Das ist der schlechteste Plan, den ich je gehört habe. Trotz seiner gefährlichen Lage lag ein humorvoller Unterton in Aidans Stimme.
Stefan schnaufte verächtlich. »Das ist der schlechteste Plan, den ich je gehört habe. Du bist nicht stark genug, um Aidan ins Auto zu schleppen. Und wir können auch nicht die Rollen tauschen, weil du bestimmt noch nie in deinem Leben eine Pistole abgefeuert hast.«
»Nun, ich habe aber auch noch von keinem der Herren einen Geistesblitz zu hören bekommen«, erwiderte Alexandria gereizt. »Es ist schon seltsam, wie gut Männer sich verstehen, auch wenn sie einander nicht hören können.«
»Wovon sprichst du?« Stefan warf nervöse Blicke zum Himmel, in den Rückspiegel und aus dem Seitenfenster.
»Schon gut. Diese Straße hier. Aidan ist am Meer. Nein, die andere Richtung, den Hügel hinunter. Wir sind gleich da.«
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Alexandria konnte kaum noch atmen, so stark war das Böse, das die Luft zu erfüllen schien. »Der Vampir ist auch in der Nähe. Ich kann seine Gegenwart spüren.«
Komm nicht her, cara. Fahrt zurück, flehte Aidan.
Er sucht nach dir, Aidan. Ich spüre sein Triumphgefühl. Er glaubt zu wissen, wo du bist. Er hat die Gestalt eines Vogels angenommen - nein, die eines anderen Wesens, das fliegen kann - aber er ist verwundet. Er schont seine rechte Seite. Alexandria rieb sich die Schläfen. Die telepathische Verbindung zehrte an ihren Kräften. Sie hatte pochende Kopfschmerzen, und ihr Oberschenkel brannte, als hätte sie sich verletzt.
Komm nicht näher, Alexandria. Er weiß, dass du hier bist. Deshalb triumphiert er. Er hat dich aus deinem sicheren Versteck gelockt. Du musst mir gehorchen ! Vorsichtig presste Aidan eine Hand auf den tiefen Schnitt in seiner Schläfe und die andere auf die stark blutende Wunde in seinem Oberschenkel, die ihn immer mehr schwächte. Er hatte schon zu viel Blut verloren, das unter ihm ins Erdreich sickerte.
Der Geruch würde den Vampir anlocken. Doch auch Aidan hatte die Witterung aufgenommen, und die Aura des Bösen war so stark, dass sie die die Harmonie der Natur störte. Aidan brauchte Alexandrias Warnungen nicht, um zu wissen, dass der Vampir nahte. Dieser Untote war weitaus mächtiger als Yohenstria und verstand es perfekt zu täuschen. Aidan begegnete nicht zum ersten Mal einem so mächtigen Vampir, doch nie zuvor hatte er einen Kampf mit so schweren Verletzungen ausfechten müssen. Aber da Alexandria in Gefahr schwebte, hatte er keine andere Wahl, als zu kämpfen und zu siegen. Auch wenn er die Erde aufgesucht hätte, wäre es dem Vampir sicher gelungen, ihn vor Sonnenaufgang zu finden. Mühsam stand Aidan auf. Er verdrängte die quälenden Schmerzen, ja sogar die Gedanken an Alexandria. Es gab keinen anderen Ausweg, als den Vampir zu besiegen. Aidan verhielt sich ganz still und wartete.
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Kapitel 7
Der Wind frischte auf, und die Wellen schlugen leise rauschend gegen die Klippen. Sterne funkelten am Himmel, und die Nacht schien viel zu schön zu sein, um so böse, grausame Kreaturen zu bergen wie die Untoten. Aidan hob den Kopf und atmete tief ein, um die Geheimnisse der Nacht zu entschlüsseln.
Der Vampir befand sich hoch über ihm. Er flog vom Meer her auf ihn zu, in der Hoffnung, dass die Brandung und der Geruch des Salzwassers seine Spur verwischte. Auch der Vampir war verwundet, und Aidan konnte die Blutspur mühelos verfolgen. Der Blutverlust weckte Aidans Hunger, und seine Eckzähne zeigten sich.
Das Blut des Vampirs war zwar nicht gerade verlockend, aber ohne Nahrung würde Aidan bald sterben. Schon vor vielen Jahrhunderten hatte er sich geschworen, sich niemals an einem Mitglied der Familie zu vergreifen, die ihm seit Menschengedenken treu gedient hatte.
Und er würde diesen Schwur nicht brechen, auch wenn es ihn das Leben kosten sollte. Und Alexandria war viel zu schwach, sodass es sie gefährden würde, wenn er ihr Blut zu sich nahm. Sie hatte noch keine Ahnung, was mit ihm geschehen würde, falls er sie verlor.
Aidan hatte gelernt, den Tod zu akzeptieren. Viele Jahrhunderte lang war ihm der tödliche Sonnenaufgang als einziger Ausweg erschienen. Doch gerade jetzt war er nicht bereit, sein Leben zu lassen, da er endlich sein Glück gefunden hatte. Er würde kämpfen, um wenigstens Alexandria und Stefan vor den Folgen ihrer Torheit zu bewahren. Wenn es sein musste, würde
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