Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht
übergehen?«, fragte sie, während sie den Hörer auflegte.
»Hat man mir den Schriftzug Bitte herumstoßen auf die Stirn tätowiert?«
»Lass mich mal sehen«, bat Aidan und trat auf sie zu. »Nein, hier steht nur Bitte oft küssen.«
Sie versuchte, ihn von sich zu stoßen, doch Aidan bewegte sich keinen Zentimeter. »Erspar mir deine Verführungsmasche, Savage.
Man sagte mir, du seist ein gefährlicher Mann, mit dem nicht zu spaßen sei, was auch immer das bedeuten soll.«
»Aber warum sollte ich denn gefährlich sein?« Er hielt Alexandria mit seiner Wärme und seinem Verlangen nach ihr gefangen. Sie sehnte sich nach ihm. »Bin ich gefährlich?«, flüsterte er an ihren Lippen.
»Wenn du mir nicht sofort aus dem Weg gehst, dann werde ich
. . . « Alexandria stellte sich vor, wie sie mit aller Macht das Knie anzog, sodass Aidan sich vor Schmerzen am Boden wand. Das Bild war ebenso lebensecht wie der Hai, den Aidan ihr suggeriert hatte.
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Lachend wich er ihr aus. »Du verfügst ja über ein sehr aufbrausendes Temperament, Alexandria.«
»Ja, auch so eine meiner schlechten Angewohnheiten«, entgegnete sie zufrieden.
Kapitel 11
Das Haus wirkte beunruhigend. Thomas konnte zwar nicht genau sagen, woher dieser Eindruck kam, wünschte sich aber, die richtigen Worte dafür zu finden. Es lag nicht allein am Besitzer. Das Haus selbst schien lebendig zu sein und ihn wachsam zu beobachten. Falls es ihm gelingen sollte, seinen Eindruck auf den Computerbildschirm zu bannen, um seinen Kunden zu vermitteln, wie das Haus auf ihn zu lauern schien, würde es ihn zu einem der reichsten Männer der Welt machen. Irgendetwas stimmte nicht mit Aidan Savage und seinem Reich, und er, Thomas, würde der Sache auf den Grund gehen.
Die Umgebung erstreckte sich in wildromantischer Schönheit vor ihm, und auch das Haus war ein architektonisches Meisterwerk.
Dennoch spürte Thomas deutlich, dass etwas Unheimliches in den Mauern der Villa vorging. Dankbar stellte er fest, dass sich der übliche Morgennebel bereits aufgelöst hatte, als er die Stufen zur reich verzierten Eingangstür hinaufstieg. Auch der Streifenwagen auf dem runden Vorplatz wirkte beruhigend. Ivan wusste, dass er sich bei der Polizei keine Freunde gemacht hatte, doch die Anwesenheit der Beamten flößte ihm den Mut ein, Aidan Savage gegenüberzutreten.
Thomas musste sich eingestehen, dass ihm der Mann eine Heidenangst einjagte. Es lag an seinen Augen. Savage hatte den durchdringenden Blick eines Raubtiers. Selbst-Sicherheit und große 211
Intelligenz spiegelten sich in den goldbraunen Augen des Mannes wider, doch Thomas hätte schwören können, dass er darin auch ein unheimliches rotes Glühen gesehen hatte. Vor einigen Jahren hatte Ivan sich für eines seiner Spiele mit Raubkatzen beschäftigt - Tiger, Leoparden und einige andere -, und er erinnerte sich daran, wie gut diese Tiere in der Dunkelheit zu sehen vermochten. Die riesigen Pupillen in den runden Augen der Katzen schlossen sich bei Tag zu schmalen Schlitzen, weiteten sich aber in der Dunkelheit zu voller Größe. Plötzlich hatte Thomas deutlich das Bild einer Raubkatze vor Augen, die ihre Beute beobachtete, bevor sie zuschlug.
Er schauderte und bemühte sich, die aufkeimende Furcht zu unterdrücken. Offenbar ging die Fantasie mit ihm durch. Savage war kein Raubtier, sondern nur ein Konkurrent. Das war alles. Sie kämpften miteinander um eine Frau, da gab es keine dunklen Geheimnisse. Thomas hatte schon immer Schwierigkeiten gehabt, seine Fantasie im Zaum zu halten.
Bewundernd betrachtete er die Bleiglasscheiben der Eingangstür.
Sie waren wunderschön gearbeitet und wiesen ein kompliziertes Muster aus fremdartigen Symbolen auf. Je länger er das Glas anstarrte, desto stärker fühlte er sich davon angezogen, bis er das Gefühl hatte, darin gefangen zu werden wie eine Fliege in einem Klumpen Bernstein. Wieder stieg namenlose Furcht in Thomas auf.
Wenn er das Haus betrat, würde es ihn nie wieder hergeben. Die Muster der Glasscheibe begannen sich zu bewegen und ihre Form zu verändern, bis sie einen Wirbel bildeten, der nur dazu gedacht war, ihn in die Tiefe zu ziehen. Thomas' Herz schlug so laut, dass ihm die Ohren schmerzten.
Beinahe hätte er laut aufgeschrien, als sich die Tür öffnete. Der Bann war gebrochen, und Aidan Savage blickte mit ausdrucksloser Miene auf ihn herab. Er trug Freizeitkleidung, ausgeblichene Jeans und ein Sweatshirt mit V-Ausschnitt, und wirkte dennoch eigenartig
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