Karparthianer 04 Magie des Verlangens
sehen und erfahren, wie weit es diese perversen Mörder schon getrieben hatten. Gary glaubte, die meisten Mitglieder teilten seine Einstellung, dass es sich bei Vampiren um romantische Figuren handelte, auf deren Existenz man hoffte.
Doch Gregori wusste, zu welchen Verbrechen diese Fanatiker fähig waren. Im Namen der Vampirjagd schlachteten sie unschuldige Frauen und Kinder hin. Gregori ergriff Savannahs Hand und verschränkte die Finger mit ihren. Ihre Nähe gab ihm Trost und Seelenfrieden.
Savannah drückte seine Hand. »Konntest du herausfinden, was es war?«
»Nein, aber es war real, chérie. Ich habe deine Gedanken gelesen, und es war keine Einbildung.« Sie gingen schweigend weiter.
In der Nähe des Hotels räusperte sich Gary. »Sagtest du nicht, es sei gefährlich, in mein Hotel zurückzukehren?«
»Das ganze Leben ist gefährlich, Gary«, gab Gregori leise zurück. »Immer an Rambo denken.«
310
Savannah lachte schallend, und die melodischen Klänge übertönten die Musik des Jazzquartetts, das an der Straßenecke spielte. Die Zuhörer drehten sich nach ihr um und starrten sie an. Savannah war ein Teil der Welt der Sterblichen und fühlte sich in ihrer Mitte wohl. Gregori dagegen war immer unerkannt geblieben und bevorzugte die Einsamkeit. Sie zog ihn in ihre Welt hinein. Er konnte kaum glauben, dass er hier mitten auf der Straße spazieren ging, in Begleitung eines Sterblichen, während ihn die Leute anstarrten.
»Ich wusste gar nicht, dass du Rambo kennst«, bemerkte Savannah und verbiss sich ein Lachen. Die Vorstellung von Gregori im Kino war zu komisch.
»Du hast einen Rambo-Film gesehen?«, fragte Gary ungläubig.
Gregori schnaubte abfällig. »Ich las Garys Erinnerungen. Sehr interessant. Albern, aber interessant.« Er warf Gary einen Blick zu. »Das ist also dein Held?«
Gary lächelte ebenso verschmitzt wie Savannah. »Jedenfalls bevor ich dich kannte.«
Der Karpatianer knurrte bedrohlich, doch seine beiden Begleiter lachten nur übermütig, ohne sich einschüchtern zu lassen.
»Ich glaube, er ist ein heimlicher Rambo-Fan«, flüsterte Savannah verschwörerisch.
Gary nickte. »Wahrscheinlich schleicht er sich immer in die Programmkinos und sieht sich die alten Filme an.«
Wieder lachte Savannah laut und steckte damit alle Menschen an, die sich in ihrer Nähe aufhielten.
Gregori schüttelte den Kopf und tat, als ignorierte er die Scherze der zwei. Doch ihm wurde viel leichter ums Herz, selbst als er das Hotel und die Umgebung telepathisch 311
absuchte, selbst als er wusste, dass ihnen bald eine weitere Begegnung mit den fanatischen Vampirjägern im Bann des Untoten bevorstand. Abrupt hielt Gregori inne und zog Gary und Savannah in den schützenden Schatten einiger Bäume.
»Jemand wartet in deinem Zimmer auf dich, Gary.«
»Aber du weißt doch gar nicht, welches mein Zimmer ist«, protestierte er. »In dem Hotel wohnen viele Leute, wir dürfen keinen Fehler machen.«
»Ich mache keine Fehler«, entgegnete Gregori leise und beschwörend. »Möchtest du lieber allein hinaufgehen?«
Das war unnötig, Gregori, wies ihn Savannah zurecht, und unter deiner Würde. Du magst diesen Sterblichen, und du willst auch nicht, dass ihm etwas zustößt.
Nun, vielleicht passt mir ja deine Vertrautheit mit ihm nicht, erwiderte Gregori unbeirrt und zog spielerisch an ihrem Zopf.
Ja, das willst du mich glauben machen, aber ich kann deine Gedanken lesen. Du empfindest Zuneigung für Gary.
Gregori wollte nicht zugeben, dass sie Recht hatte. Savannah zog ihn so tief in ihre Welt hinein, dass er Gefühle empfand, die ihn beunruhigten. Mikhail war mit einem Sterblichen befreundet gewesen. Gregori hatte gewusst, dass der Prinz der Karpatia-ner dem menschlichen Priester sehr zugetan gewesen war, doch verstanden hatte er die Freundschaft nicht, obwohl er sie respektiert hatte. Savannah hatte viel für Peter empfunden. Gregori wollte lieber nicht allzu lange über Peter nachdenken, doch auch diese Freundschaft war ihm unverständlich gewesen. Aber jetzt empfand er plötzlich Bewunderung und Zuneigung für einen Sterblichen und wollte ihn vor Unheil bewahren.
312
»Sag mir, was ich tun soll«, drängte Gary eifrig. Er hatte es endgültig satt, immer von den anderen herumgestoßen zu lassen.
»Du wirst in dein Zimmer gehen und so viel wie möglich über die Pläne der Bande herausfinden, bevor sie versuchen, dich umzubringen«, antwortete Gregori.
»Versuchen ist dabei hoffentiich das entscheidende
Weitere Kostenlose Bücher