Karparthianer 04 Magie des Verlangens
davon, dass es keine neuen Erkenntnisse gab, und verabschiedete sich.
Savannah blieb noch eine Weile am Grab stehen und blickte auf die wunderschöne marmorne Gedenktafel, die Gregori für Peter entworfen hatte. Die Tränen in ihren Augen galten einerseits dem Verlust ihres Freundes und andererseits Gregoris Fürsorge. Er hatte Peter nach Hause geholt und ihr den Tag der Beerdigung so erträglich wie möglich gemacht.
Als sie gerade zum Haus zurückgehen wollte, schlugen die Wölfe an. Gregori fuhr herum und zog Savannah an sich. »Ich glaube, es ist Aidan Savage«, erklärte er leise. »Wir müssen ins 170
Haus gehen, damit Carter keine Chance hat, Aidan zu entdecken. Ich möchte nicht, dass die Mörderbande auf Aidan aufmerksam wird.« Er gab seinen Wölfen einen leisen Befehl und führte Savannah eilig zum Haus.
»Ich dachte, das ganze Grundstück sei gesichert«, bemerkte sie.
»Es war zu gefährlich. Einer der Trauergäste hätte vom Weg abkommen und verletzt werden können.« Gregori strich ihr sanft übers Haar. »Du bist bestimmt sehr müde. Du solltest dich noch eine Stunde ausruhen. Wir sind viel zu früh aufge-standen.«
Savannah schmiegte sich an ihn und las die Reue in seinen Gedanken. »Es war nicht deine Schuld, Gregori. Ich habe dich niemals für Peters Tod verantwortlich gemacht.«
Gregori fuhr fort, die dunklen Strähnen zu liebkosen. »Ich weiß.« Er konzentrierte sich auf den Windstoß, der oft die Ankunft eines Karpatianers ankündigte. »Aber wenn ich nicht von meinen Gefühlen - von meiner Lust - abgelenkt worden wäre, hätte ich gewusst, dass der Vampir in dieser Nacht auf dich lauerte. Ich hatte Julian von der Verantwortung befreit. Du hättest unter meinem Schutz stehen sollen.«
»Musst du denn immer so hart mit dir ins Gericht gehen?«, entgegnete Savannah seufzend. »Du bist weder für alle Karpatianer verantwortlich noch für alle Sterblichen. Wenn jemand an der Tragödie schuld ist, bin ich es. Ich habe darauf bestan-den, meine Freiheit zu haben. Das war sehr gedankenlos von mir. Ich verstand nicht, was ich dir und auch allen anderen karpatianischen Männern, die ohne Gefährtin waren, angetan habe. Nicht ein Mal habe ich darüber nachgedacht, wie sehr du leiden musstest, während ich vor mir selbst und meinem Leben davonlief. Natürlich hatte ich keine Ahnung, dass ich Peter in 171
Gefahr bringen würde. Doch ich hätte wissen müssen, dass man mich verfolgen würde.«
Tröstend legte ihr Gregori den Arm um die Taille. »Du hast nichts Falsches getan, cherie«, erklärte er eindringlich.
Winzige Tropfen, die in allen Farben des Regenbogens schimmerten, begannen plötzlich, zwischen den Bäumen zu tanzen. Gregori schüttelte den Kopf, als die Tropfen allmählich Gestalt annahmen. »Du hast schon immer große Auftritte gehebt, Aidan«, begrüßte er den Besucher. Seine Stimme klang so ruhig wie immer. »Komm ins Haus.«
Flüchtig berührte Savannah seine Gedanken und las darin große Zuneigung zu dem anderen Karpatianer. Natürlich hatte sie von Aidan Savage gehört, der einer der größten Vampirjäger ihres Volkes war, doch Aidan hatte die Karpaten schon vor vielen Jahren verlassen und sich in Amerika niedergelassen. Seine Gestalt ähnelte Gregoris - er war groß wie alle Karpatianer, doch sehr kräftig und athletisch, mit klar definierten Muskeln. Anders als die meisten Männer ihres Volkes hatte Aidan jedoch kein schwarzes, sondern dichtes honigblondes Haar, das er im Nacken zusammengebunden hatte. Seine Augen waren bernsteinbraun mit goldenen Funken darin.
Der Zwillingsbruder dieses Mannes hatte sie fünf Jahre lang bewacht und beschützt. Aidan war ein imposanter Mann, also sah sein Bruder sicher genauso aus. Doch Savannah hatte ihn nicht ein einziges Mal entdeckt oder auch nur seine Anwesenheit gespürt. Wie hatte es Julian geschafft, sich vor ihr zu verstecken? Karpatianische Männer verfügten über eine unverwechselbare Ausstrahlung. Selbstvertrauen, Macht, die Autorität von Jahrhunderten der Jagd und der Anhäufung von Wissen.
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Gregori ließ den Arm von Savannahs Taille gleiten und legte ihn ihr Besitz ergreifend um die Schultern. Karpatianische Männer waren wirklich erst kürzlich von den Bäumen gestiegen, dachte Savannah amüsiert.
Das habe ich gehört, mon amour. Gregoris sanfte Stimme liebkoste ihren Geist und durchflutete ihren Körper mit Wärme.
Es schien beinahe, als wollte er sie necken, doch den Arm ließ er nicht sinken.
»Aidan, wir
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