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Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Titel: Karpfen, Glees und Gift im Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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Trebisch.
    »Iech glaab dees näxde Mol, wenn der Kergnkoor widder nach Rom fährd, in den Waddigaan, foahr iech aa mied«, meinte sie.
    »Wos verschbrichsdern do davo?«, wollte ihre Freundin wissen.
    »Iech mecherd amol so gern dem Babsd sein Segn.« »So, so, du mechersd gern amol dem Babsd sein sehgn«, wiederholte diese. Dann prustete sie lauthals los: »Ja maansd du denn, der zeichd den dier so ohne Weiders?«
    Nachmittags um halb vier wankten der Gemeindekämmerer und sein Waiblinger Freund, sich gegenseitig stützend, zum »Geger rausschlogn.« »Was hanni zu mache?«, wollte Gustav Haeberle wissen und rülpste dabei wie eine Horde besoffener Chinesen. »Also, pass amol auf«, begann der Gemeindekämmerer, »iech erglär’der edz amol, wasd zu machn hasd! A Geger is a Goggl, a Hahn auf Hochdeidsch, und den missn mier – du und iech – mid an langa Holzschdeggn dreffn. Hosd mi?« »Armes Gegerle!« »Ka Sorch«, erklärte Alois Holzheimer weiter, »Mier Frangn senn ka Dierkwäler! Also der Geger is in Wirglichkeid a leere Brodheringsblechbixn. Die Bixn mussd du mit verbundna Augn mid dem Holzschdeggn dreffn. Damidsd ieberhabd aa Schaas hasd, sachd dier der Kerwabursch, in welche Richdung dassd schloogn mussd. Der sachd zum Beischbiel: ›Lings!‹, odder ›Rechds!‹, odder ›Nu a bisserla weider vor!‹ Wenn’er sachd ›Haaß‹, dann waßd, dassd mid deim Schdeggn ganz noh dran bisd. Dann mussd schaua, dassd die Bixn driffsd. Hosd droffn, gibds an Breis. Friehers woar dees nadürli nu ganz andersch. Do had der Gwinner dadsächli den Geger midhamm nehma derfn. Der is dann im Subbndobf gland. Insgesamd derfsd fimbf Mall zuschlagn. Damidsd die Oriendierung verliersd und dees Ganze a weng schwiericher werd, drehn di die Kerwaburschn um dei eichene Körberaxn. Wasd wos? Iech zeich ders. Iech machs amol vor. Schausd zu! Danoch kummsd du droo!«
    Das »Geger rausschlogn« war bereits voll im Gange. Gerade hatte der Jupp Hochleitner fünf Mal daneben gesemmelt. »Hundsverreg, dees is gor ned su einfach!«
    »Holzi, do kumm her, edz bisd du dro!”, rief ein Kirchweihbursche, als die beiden am Ort des fränkischen Brauchtums ankamen. Rings um den freien Platz waren Sitzbänke aufgestellt, auf denen zahlreiche Zuschauer Platz genommen hatten. Gustav Haeberle sah hinauf in die Spitze des schmucken Kirchweihbaumes.
    Holzi torkelte unsicheren Schrittes in die Mitte des freien Platzes. »Kannsd ieberhabd nu den Schdeggn haldn, Holzi?«, fragte ihn der junge Mann und grinste über alle vier Backen.
    »Do kannsd abber an Schiees drauf lassn. Dees wersd glei sehgn! Nach mier kummd mei Freind. Der Blasse, der dord hoggd.« Dabei zeigte er auf Gustav Haeberle, der auf einer der Bänke Platz genommen hatte. »Her midn Schdeggn!«, wies der Kämmerer den Kirchweihburschen an. »Gusdav, edz bass auf!«, rief er seinem Waiblinger Freund zu. Ein zweiter Kirchweihbursche trat hinter Alois Holzheimer und verband ihm mit einem 1.FCN-Schal die Augen. »Kannsd nuwas sehgn, Holzi?« Der schüttelte den Kopf. »Naa!« Dann wurde er drei, vier Mal um die eigene Achse gedreht. »Ned su schnell! Do werds an ja ganz schwindli!« Indessen zog ein weiterer Kirchweihbursche eine leere Bratheringsbüchse vom Format eines kleinen Eimers scheppernd über den gepflasterten Platz, dass es weithin hörbar war. Dann nahm er die Büchse auf und stellte sie sacht und leise an einer ganz anderen Stelle ab.
    Der Gemeindekämmerer hatte die Orientierung völlig verloren. Er fühlte, wie ihm ein Holzstecken in beide Hände gedrückt wurde. Dann wurde er vier Schritte nach vorne geführt und etwas nach rechts gedreht.
    »Hasd fei a lange Rudn, Alois«, rief einer aus dem Zuschauerkreis. Dann folgten die weiteren Kommandos: »A Schdiggerla vor! Ned suweid! A klaans Schdiggerla zurigg! A weng nach lings! A weng habbi gsachd!”
    Jupp Hochleitner rief dazwischen: «Rechds, Holzi, rechds!«
    »Orschgsichd!«
    »Nu a Schdiggerla lings!«, korrigierte einer der Kirchweihburschen.
    »Mach mer fei ka Schand, Holzi!«, rief der erste Bürgermeister Ludwig Gast, der eben auch am Ort des Geschehens eingetroffen war.
    »Hald! Bleib schdeh! Edz hauna nauf, den Geger!«, rief erneut einer der Zuschauer.
    »Jetscht passeds, Holzi!«, rief Gustav Haeberle dazwischen.
    Alois Holzheimer blieb ruckartig stehen, hob den dürren, drei Meter langen Holzstecken mit beiden Händen senkrecht in die Luft und schlug mit voller Kraft zu. Zischend sauste der Stecken durch die Luft

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