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Karrieresprung

Karrieresprung

Titel: Karrieresprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Erfmeyer
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wieder, weil Rosenboom sich scheute, nur mit ihr zu tanzen, aber ich merkte, dass er am liebsten nur mit ihr getanzt und sie am liebsten nur mit ihm getanzt hätte. Ich habe sie mit Missachtung gestraft. Wahrscheinlich habe ich sie an diesem Abend verloren«, sagte er abwesend. »Reitinger und ich wurden immer betrunkener. Meine Frau stand, wenn sie nicht gerade tanzte, bei Hübenthal und dem Dicken. Wir haben gelacht. Wahrscheinlich fielen wir schon durch unser betrunkenes lautes Lachen auf, aber das war uns egal. Später habe ich mich mit Reitinger geduzt, und wir begannen, uns über die anderen lustig zu machen, nachdem von uns sowieso keiner etwas wollte. Zuletzt war Rosenboom das Ziel meines Spotts, als er wieder mit meiner Frau Foxtrott tanzte, und Reitinger richtete seine Attacken gegen Hübenthal. So hatten wir beide unsere Feinde. Ich hasste Rosenboom, und Reitinger hasste Hübenthal, weil der ihn nie beachtete und seine Arbeit nicht anerkannte. Reitinger wollte eigentlich nicht hoch hinaus. Er war selbst nicht unvermögend. Zu Anfang muss er auch größere Prozesse gehabt haben, und er hatte wohl auch Erfolge vorzuweisen. Aber dann hat er einen Prozess verpatzt. Ein richtig dickes Ding. Reitinger arbeitete wie ein Blöder gegen diesen Fehler an, stürzte sich noch mehr in die Arbeit, halste sich Zusatzaufgaben auf und kaufte sich schließlich sogar mit einem horrenden Betrag als Sozius ein. Hübenthal wollte ihn im Grunde nicht als Sozius, aber die angebotene Summe war zu groß, um nein zu sagen. Die Soziierung brachte ihm aber nichts ein. Er blieb für Hübenthal ein Nichts und wurde von allen bedeutenderen Sachen abgezogen. Ihm blieben stets nur die kleinen Prozesse. Hübenthal hatte ihm gesagt, dass man für die größeren Sachen gestandene Anwälte brauche.«
    »Hat er Ihnen das alles auf dem Fest gesagt?«
    »Nein. Auf dem Fest hatten wir uns nur in Rage geredet. Die Wut hat uns verbündet, und wir waren nur zusammengekommen, weil wir beide auf der Feier gleichermaßen fehl am Platze waren. Zum Schluss verband uns die betrunkene Solidarität der Überflüssigen. Die Details habe ich erst später erfahren. Als Rosenboom meiner Frau immer näher kam und sie plötzlich an mir rummäkelte und zum Schluss meinte, bisher im Leben alles verpasst zu haben, und schließlich bei mir auszog, um bei Rosenboom einzuziehen, erinnerte ich mich wieder an Reitinger. Ich suchte mein Recht gegen Rosenboom und rief ihn an.
    Wir haben uns ab diesem Zeitpunkt oft getroffen, und je mehr ich in Rosenboom den Feind erkannte, umso mehr sah er den seinen in Dr. Hübenthal, der ihn auf der Stelle treten ließ. Reitingers Frau wollte einen erfolgreichen Mann. Sie sah mit größter Bewunderung zu Figuren wie Hübenthal oder Rosenboom auf. Doch ihr eigener Mann drehte sich im Kreis und blieb im Schatten. – Reitinger konnte mir natürlich nicht helfen. Es gibt keine Rechte gegen Okkupanten wie Rosenboom. Aber es blieben die langen Gespräche mit Reitinger. Von Opfer zu Opfer sozusagen.«
    Knobel dachte daran, dass er über Dr. Reitinger dem Geheimnis der Prozesse Weinstein gegen Rosenboom hätte schneller auf die Spur kommen und wertvolle Hintergrundinformationen erhalten können, aber nichts hatte darauf hingedeutet, dass Dr. Reitinger in dieser Sache etwas wusste. Dr. Reitinger hatte nicht einmal Andeutungen gemacht, denn Rosenbooms Rechtsstreite mit Weinstein blieben durch Knobels eigene Initiative in der Kanzlei allen anderen Anwälten gegenüber mit Ausnahme von Dr. Hübenthal geheim.
    »Dr. Reitingers frühere Sekretärin sagte mir neulich, dass Rosenboom praktisch Teil der Kanzlei sei.«
    Weinstein nickte.
    »Ja, die gute Frau Klabunde. Reitinger war drauf und dran, sie ganz einzuweihen. Aber er tat es nicht, weil es ihm schließlich doch zu gefährlich war.«
    »Was wusste Reitinger?«
    »Er hatte über den Computer herausgefunden, dass viele der Beratungsmandate in Rosenbooms Firmensachen nur zum Schein geführt werden. Die Sachen werden mit horrenden Honoraren abgerechnet. Rosenboom lässt seine GmbH die Zahlungen leisten, in der Kanzlei werden sie jedoch nur zur Hälfte zum Soll gestellt und entsprechend verbucht, die andere Hälfte fließt an die Privatperson Rosenboom. So verdienen beide.«
    Jetzt begriff Knobel, warum er in die zahlreichen dünnen Akten über die diversen Beratungen der Firma Rosenboom keinen Einblick erhielt.
    »Also ging es nicht nur um Rosenbooms Bordell«, schloss Knobel.
    Weinstein

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