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Karrieresprung

Karrieresprung

Titel: Karrieresprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Erfmeyer
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obwohl man doch weiß, dass sie ausgebrannt und schon Vergangenheit ist. Aber man hetzt ihr hinterher, weiß seine Liebe vielleicht in neuen Händen, wünscht, dass sie auf der Stelle verdorren möge, aber der Wunsch erfüllt sich nicht. Sie hören, dass die Liebe glücklich ist, und Sie verurteilen sie als Betrug. Dann hören Sie, dass die neue Liebe unglücklich ist, und Sie hoffen, dass sie zerbricht. Aber so wenig das eine die Liebe fortträgt, so wenig bringt das andere sie zurück.«
    Sie schwiegen eine Weile.
    »Sie erwarten Nachwuchs?«, fragte Weinstein.
    »Alles läuft planmäßig«, nickte Knobel.
    »Sie sind zu beneiden. Wir haben keine Kinder. Irgendwann hatten wir uns damit abgefunden, dass es nicht klappte. Wir hatten ja uns.«
    Weinstein malte ein kleinbürgerliches Idyll. Sein Gedächtnis kramte vergangene Urlaube hervor. Zwei Wochen Taormina auf Sizilien, zuletzt eine Fahrt in den Harz. Eine Woche Braunlage. Der Mensch brauche nichts Großes, sagte er und erinnerte Knobel daran, dass er es doch auch so sehe, und Knobel bestätigte die kleine Welt.
    Weinstein seufzte.
    »Und dann gehen Sie mit Ihrer Frau ein Eis essen, und plötzlich kommt einer aus der großen Welt, sitzt da und isst auch nur ein Eis. Es ist wahrscheinlich das untere Ende seiner großen Welt, mal nur ein Eis zu essen, und er greift von dort in unsere Welt hinein.«
    Knobel wagte sich weiter vor.
    »Wenn Rosenboom sich für das Geschäft und gegen Ihre Frau entscheidet, besteht die vage Möglichkeit, dass Ihre Frau zu Ihnen zurückkehrt. Wenn er sich für Ihre Frau entscheidet, bestrafen Sie ihn mit wirtschaftlichem Ruin. So weit, so gut. Aber im Grunde muss nicht Rosenboom die Entscheidung treffen, sondern Sie. Glauben Sie wirklich, dass Ihre Frau in die kleine Welt zurück will, wenn sie diese Welt gerade deswegen verlassen hat, weil sie die große Welt reizte. Sie wird die kleine Welt nicht mehr wollen. So, wie Sie selbst diese Welt nicht mehr wollen. Bleibt also nur die zweite Alternative: Rosenboom bleibt bei Ihrer Frau. Deshalb muss er sich demütigen und zahlen. Einzig aus dieser Alternative können Sie Nutzen ziehen, indem Sie an Rosenbooms Reichtum partizipieren. Aber wenn Sie ihn mit den Prozessen in die Öffentlichkeit drängen, graben Sie sich über kurz oder lang selbst das Wasser ab. Realistisch ist also nur die Variante dieser Alternative: Sie beschränken sich darauf, von Rosenboom Geld zu nehmen und verzichten darauf, ihn zu demontieren.«
    »Also haben Sie doch ein Angebot?«
    Weinstein fühlte sich angenehm unverantwortlich.
    »Ich kann das Verhältnis Rosenbooms zu Ihrer Frau nicht beurteilen. Aber er macht einen zufriedenen Eindruck. Ich gehe davon aus, dass er sich den Frieden etwas kosten lassen würde.«
    »Wie gut kennen Sie ihn?«
    Knobel war versucht, Rosenbooms Großzügigkeit zu schildern, ohne sie am eigenen Beispiel zu illustrieren, doch er unterließ es.
    »Er ist ein guter Mandant«, sagte er nur.
    »Ich weiß. Dr. Hübenthal und er kennen sich schon aus Schulzeiten.«
    »Sie kennen den Senior?«
    Knobel war überrascht.
    »Natürlich. Seit Rosenbooms fünfundfünfzigstem Geburtstag. Da habe ich einige aus Ihrer Kanzlei kennen gelernt. Es war ein großes Fest in Rosenbooms Garten. Damals waren wir noch die neuen Freunde des Hauses zwischen all den noblen Herrschaften. Aus Ihrer Kanzlei waren auch drei Personen da. Dr. Hübenthal natürlich, dann ein aufgeschwemmter Kerl, der immer in Hübenthals Nähe blieb und laut lachte, wenn Hübenthal lachte.«
    »Löffke«, sagte Knobel und nickte.
    »Und dann noch ein Dritter, der im Bunde der beiden anderen nie etwas zu sagen hatte, bloß dabeistand, zuerst mit den Blicken zwischen Hübenthal und dem Dicken hin und her wechselte und irgendwann den Tisch verließ, um sich etwas zu trinken zu holen. Auf dem Rückweg blieb er an dem Tisch stehen, an dem meine Frau und ich standen. Wir kannten ja außer Rosenboom auch niemanden, und Rosenboom kümmerte sich natürlich um die anderen Gäste, bis er später mit meiner Frau tanzte …«
    Knobel unterbrach ihn.
    »Dr. Reitinger?«
    »Ja, es war Reitinger. An dem Abend trank er viel. Reitinger war allein beim Fest. Er hatte Streit mit seiner Frau. Als Rosenboom meine Frau zum Tanz entriss, blieb ich mit Reitinger allein zurück. Wir haben dann Bier auf Bier getrunken. Gegen unsere Frauen, gegen die Arbeit, gegen die Arroganz der Gesellschaft, die sich um Rosenboom scharte. Meine Frau kam natürlich zwischendurch

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