Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Karrieresprung

Karrieresprung

Titel: Karrieresprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Erfmeyer
Vom Netzwerk:
und die Gefahr, dass die Wahrheit über die Hintergründe dieses üblen Spiels herauskäme, immer größer.
    Rosenboom lachte höhnisch.
    »Er will also, dass ich ihm ein Angebot mache?«
    »Weinstein mag auf seine Art ein Verbrecher sein, aber er ist sehr verletzt, dass Sie ihm die Frau genommen haben.«
    Rosenboom sträubte sich gegen den Vorwurf, sich gegenüber Weinstein in Schuld verstrickt und etwas anderes als das getan zu haben, was sich aus der Situation ergeben hatte, aber er ließ die Frage auf sich beruhen. Es war das erste Mal, dass Rosenboom gegenüber Knobel etwas auf sich beruhen ließ, und er wurde unvermittelt ruhiger.
    »Was schlagen Sie vor?«
    »Wir müssen das Gespräch suchen«, meinte Knobel. »Weinstein geht es offensichtlich nicht so sehr um das Geld. Er will Sie lieber anders bluten sehen.«
    »Ein Gespräch?«, fragte Rosenboom belustigt.
    Knobel hielt gereizt dagegen, dass es keine ernsthafte Alternative gebe. Knobel versprach, mit psychologischer Raffinesse bei Weinstein genau den neuralgischen Punkt zu finden, von dem aus sich eine Gesprächsbasis entwickeln ließe. Weinstein und er, Rosenboom, zögen an den Enden eines Seils, in dessen Mitte der Knoten saß, daher müsse eine Ebene des Vertrauens gefunden werden, die es gestatte, das Seil loszulassen und den Knoten zu lösen.
    Rosenboom blieb kritisch. Das Gespräch werde einen Erpresser nicht von seinem Vorhaben abbringen. Weinstein müsse man anders in den Griff kriegen, sagte er und kostete den Gedanken an das In-den-Griff-Kriegen aus, bis ihm schließlich bewusst wurde, dass dies bei Weinstein ebenso wenig verschlug wie ein Gespräch. Dennoch willigte Rosenboom zögernd ein und bat sich ein paar Tage Zeit zur Vorbereitung aus.

38
    Eine Woche später fuhr Knobel abends kurz vor acht über die A 45 bis zur Ausfahrt Dortmund-Hafen und folgte von dort Rosenbooms Wegbeschreibung über die Schnellstraße in das Industriegebiet um den weitläufigen Kanalhafen und dort in die Speicherstraße.
    Rosenboom hatte die alte Gaststätte Anker als Treffpunkt für ein Gespräch zwischen Weinstein und Knobel vorgeschlagen. Wenn sich das Gespräch gut entwickele, wolle Rosenboom im Anschluss selbst mit Weinstein sprechen und unter vier Augen die Angelegenheit begraben. Bis dahin werde er im Büro der nahe gelegenen Lagerhallen seiner Firma warten, bis ihn Knobel über sein Handy anrufe.
    Knobel hatte sein Treffen mit Weinstein mehrfach gedanklich durchgespielt. Es gab weder Weisungen seines Mandanten noch ein Verhandlungsangebot, nichts, was er als Verhandlungsmasse in das Gespräch mit Weinstein hätte einbringen können. Sein Auftrag war lediglich, ein ergebnisoffenes Gespräch zu führen. Würde Weinstein sein Spiel fortsetzen wollen, würde nicht nur Rosenboom, sondern auch er selbst dem anderen marionettenhaft zu Willen sein müssen.
    Der direkte Weg in die Speicherstraße war wegen einer Baustelle versperrt. Knobel wendete, umfuhr das Industriegebiet und gelangte aus der anderen Richtung zu seinem Ziel.
    Alte Ziegelbauten ragten wie Zahnstümpfe schwarz in den Abendhimmel. Die schmucklosen Lagergebäude rechts und links des Anker waren um diese Zeit verwaist. Das Haus mit der Wirtschaft zwängte sich zwischen zwei Backsteingebäude, in die sich Im- und Exporthändler einquartiert hatten. Knobel fuhr langsam vorbei und parkte abseits in einer verkrauteten Baulücke. Als er ausstieg, dröhnte aus einer nahen Maschinenhalle dumpfes metallisches Schlagen.
    Die Frage der passenden Kleidung war bis zuletzt offen geblieben, schließlich hatte sich Knobel für einen grauen Anzug entschieden. Kein teurer Stoff, ein unauffälliges Symbol für Seriosität.
    Weinstein saß an einem Ecktisch und rauchte. Er begrüßte Knobel mit demonstrativem Gleichmut. Der Schankraum war fast leer. Ein paar Arbeiter stießen auf den Feierabend an, drei andere spielten Skat, die Wirtin hinter dem Tresen addierte die Tageseinnahmen und stellte das Radio lauter.
    Knobel sagte, dass er auf ein gutes Gespräch hoffe, und Weinstein zuckte abwartend mit den Schultern. Er blies den Rauch seitlich weg, und Knobel fühlte sich an Löffke erinnert.
    Sie tranken Bier.
    »Es ist das Beste, wenn Sie sagen, was Sie wollen«, eröffnete Knobel. »Wenn eine Einigung im Raum steht, stößt Rosenboom hinzu.«
    Weinstein blickte erstaunt auf.
    »Er ist hier?«
    »Ganz in der Nähe.«
    Knobel blieb vage.
    »Er ist sehr daran interessiert, mit Ihnen Frieden zu schließen. Und ich glaube, auch

Weitere Kostenlose Bücher