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Karrieresprung

Karrieresprung

Titel: Karrieresprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Erfmeyer
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hinterherzulaufen, denn er fühlte sich herausgefordert, etwas zu schaffen, was dem Erfolg ihres Vaters entsprach.
    Manchmal bereute er still, in das Haus ihres Vaters eingezogen zu sein, aber andererseits bot sich hierzu keine wirkliche Alternative. Lisas Wohnung war von Anfang an darauf ausgerichtet, dass sie im Hause blieb, und Lisa hatte nie ernsthaft etwas anderes erwogen. Er konnte ihr dies also nicht vorwerfen. Wenn er ihr dann doch einmal vorsichtig vorgeschlagen hatte, einen anderen Weg zu gehen, pflegte sie stets zu lachen, gleichwohl er es nicht als Auslachen empfand, zumal er sich eingestehen musste, den eigenen Weg stets unterlassen zu haben. Solche Gespräche waren schwierig, und sie wurden noch schwieriger, wenn Lisa ihm ihre ganze Aufmerksamkeit schenkte. Sie nahm dadurch dem Gespräch die Leichtigkeit, die es ihm erlaubt hätte, sich ihr ehrlich mitzuteilen. Lisa duldete keine beiläufigen Botschaften, dennoch hätte er ihr gern wie nebenbei von seiner Angst erzählt, sich mit ihr messen zu müssen, auch wenn er wusste, dass er den Wettstreit mit ihr verlieren würde.
    Als es ihm doch einmal gelang, seine Angst vor ihr auszubreiten, nahm sie ihn in den Arm, um daraufhin sein Gefühl zu analysieren. Als sich seine Sorgen sodann im Nichts auflösten, fühlte er sich in seinen düsteren Ahnungen bestätigt. Das Gespräch hatte nichts Versöhnliches. Dabei konnte er selbst ihm keinen versöhnlichen Abschluss geben, und Lisa hatte an dem Gespräch nichts Belastendes empfunden.
    Danach liebten sie sich. Sie schliefen oft miteinander, wenn etwas unklar geblieben war.

3
    In den ersten Monaten seiner Tätigkeit bei Dr. Hübenthal & Partner sah Stephan Knobel kein Gerichtsgebäude von innen, und er betreute kaum eigene Mandanten. Die meiste Zeit saß er zurückgezogen in seinem Mansardenbüro hoch über der Prinz-Friedrich-Karl-Straße. Seine Arbeit bestand hauptsächlich darin, Aufgaben zu erledigen, die ihm von den Sozien aus den 100er-Zimmern übertragen wurden. Insbesondere Löffke deckte ihn mit Akten ein, in denen eine bestimmte Rechtsfrage zu klären war, deren Beantwortung zeitraubendes Studium umfangreicher juristischer Literatur voraussetzte. Löffke pflegte in solchen Fällen, ihn zu sich zu bitten und mit knappen Worten zu skizzieren, worum es ging. In Löffkes Akten ging es stets um viel, und wenn es in der Sache einmal nicht um hohe Streitwerte ging, war nach seinen blumigen Worten zumindest der Mandant für die Kanzlei grundsätzlich von großer Bedeutung. Somit war jede Akte von außerordentlicher Wichtigkeit, und Löffke verstand es stets, wortgewaltig seine Strategie zu rühmen, mit der er den Fall zu Ende führen werde. Knobel saß bei diesen Gesprächen wie am ersten Tag auf dem Schwingsessel vor Löffkes Schreibtisch. Eifrig fertigte er Notizen, während Löffke zwischendurch innehielt, den Rauch seiner unvermeidlichen Zigarette ausstieß und zu anderen Fällen abschweifte, die zwar ganz anders gelagert waren, dem vorliegenden aber in einem Detail ähnelten, in jedem Fall aber von ihm mit Bravour abgeschlossen wurden. Löffke gefiel es, ihm bei solchen Gelegenheiten Fachfragen zu stellen, deren Beantwortung das Wissen eines gewieften Routiniers voraussetzte. Knobel musste deshalb zumeist schulterzuckend dem Vorgesetzten selbst die Antwort überlassen.
    Es waren jene kollegialen Gespräche, die unter dem Ungleichgewicht der Gesprächspartner litten. Indem Löffke die Rolle des erhabenen Lehrers einnahm, steckte er Knobel zwangsläufig in die Rolle des unwissenden Schülers, der gleichermaßen pflichtschuldig zu staunen hatte. Knobel litt unter diesen Prüfungen, in denen er unter der Last der von ihm nicht zu beantwortenden Fragen nach nichts anderem streben konnte als der Prüfungsstunde endlich entfliehen und sich in Büro 307 zurückziehen zu können.

    Das karge Mansardenzimmer war ihm inzwischen vertraut und als Zufluchtsort fast lieb geworden, auch fiel ihm mittlerweile der säuerliche Geruch der Reinigungsmittel nicht mehr auf.
    Seine Akten, die nicht seine waren, schichtete er dort sorgfältig zu kleinen Stapeln und ordnete sie nach seinen hausinternen Auftraggebern. Von Büchern umgeben, die er sich schüchtern aus den Büros im Erdgeschoss auslieh, löste er theoretisierend rechtliche Einzelprobleme von Fällen, die er im Detail nicht kannte, jedoch allein schon wegen ihres enormen Umfangs Ehrfurcht einflößten und ihm dadurch fremd bleiben mussten.
    Gewissenhaft und

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