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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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lehnt sich gegen einen Baum. »Das ist der Ort! Das ist der Unglücksort, der mir meine Carolina genommen hat! Ruft nach Eugenia – bittet sie, sie soll dem Frevel Einhalt gebieten.«
    »Völlig übergeschnappt«, murmelt jemand.
    Kartik taucht aus dem Handgemenge auf und bahnt sich einen Weg nach vorn. Seine Lippe blutet. »Wenn wir uns zusammenschließen, hätten wir eine bessere Chance, Störenfriede welcher Art auch immer zu schnappen. Wir könnten Wache stehen, während Sie schlafen …«
    »Solches Gesindel wie euch Wache halten lassen? Dann würden wir mit leeren Taschen und durchschnittenen Kehlen aufwachen!«, ruft einer der Arbeiter.
    Neues Geschrei erhebt sich, Anschuldigungen fliegen hin und her und der Kampf droht wieder aufzuflammen.
    Mrs Nightwing marschiert auf den Kampfplatz. »Meine Herren! Der Vorschlag ist vernünftig. Die Zigeuner werden in der Nacht Wache stehen, sodass Ihre Männer in Ruhe schlafen können.«
    »Ich lasse nicht zu, dass sie uns beobachten«, sagt Mr Miller.
    »Aber wir werden Sie beobachten«, sagt Ithal. »Zu unserer eigenen Sicherheit.«
    »Dummes Zeug ! «, schnaubt Mrs Nightwing. »Mädchen! Warum stehen Sie hier herum wie schnatternde Gänse? Sofort in den Schulraum mit Ihnen.«
    Während ich an Kartik vorbeigehe, halte ich meine Augen stur auf meine Schulkameradinnen gerichtet. Schau ihn nicht an, Gemma. Er ist deinem Ruf nicht gefolgt. Geh weiter.
    Ich schaffe es, die Eingangstür von Spence zu erreichen, bevor ich mir gestatte, einen flüchtigen Blick hinter mich zu werfen. Und da steht Kartik und folgt mir mit seinem Blick.
    *
    »Briefe! Briefe!« Brigid kommt mit der wöchentlichen Post an, die sie aus dem Dorf geholt hat. Wir lassen alles stehen und liegen und umringen sie. Hände strecken sich ihr entgegen, um eine Nachricht von zu Hause in Empfang zu nehmen. Die jüngeren Mädchen weinen und schniefen über den Briefen von ihren Müttern, so groß ist ihr Heimweh. Aber wir Alteren sind begierig auf Klatsch und Tratsch.
    »Aha!« Felicity hält mir triumphierend eine Einladung hin. »Lies selbst.«
    »›Herzliche Einladung zu einem Türkischen Ball zu Ehren von Miss Felicity Worthington im Haus von Lord und Lady Markham, Beginn acht Uhr abends.‹« Ich lese es laut. »Oh, Felicity, wie wundervoll.«
    Sie drückt die Einladung an ihre Brust. »Ich kann meine Freiheit schon fast schmecken. Was hast du bekommen, Gemma?«
    Ich schaue auf die Adresse auf der Rückseite des Kuverts. »Einen Brief von meiner Großmutter«, sage ich und stecke ihn in mein Buch.
    Felicity zieht eine Augenbraue hoch. »Warum öffnest du ihn nicht?«
    »Ich mache ihn später auf«, sage ich mit einem Blick auf Ann. Jede von uns hat einen Brief bekommen, ausgenommen Ann.
    Brigid hält einen Brief ans Licht und betrachtet ihn stirnrunzelnd. »Oh, die Frau hat sie nicht alle. Der Brief ist nicht für uns. Miss Nan Washbrad. Hier gibt’s keine Nan Washbrad.«
    Ann macht fast einen Hechtsprung nach dem Briefumschlag. »Darf ich sehen?«
    Brigid hält ihn außer Reichweite. »Na, na. ’s ist Mrs Nightwings Sache zu entscheiden, was damit geschehen soll.«
    Hilflos sehen wir zu, wie Brigid Miss Trimbles lange erwarteten Brief zu Mrs Nightwings Korrespondenz legt und diese sorgfältig in ihrer Schürzentasche verstaut.
    »Er muss von Mr Katz sein. Wir müssen ihn zurückbekommen«, sagt Ann verzweifelt.
    »Ann, wohin legt Brigid Mrs Nightwings Post?«, frage ich.
    »Auf ihren Schreibtisch«, sagt Ann und schluckt schwer. »Oben.«
    *
    Wir müssen bis zur Abendandacht warten, ehe wir uns um Anns Brief kümmern können. Während die anderen Mädchen ihre Schals und Gebetbücher holen, stehlen wir uns in Mrs Nightwings Arbeitszimmer. Das Zimmer wirkt alt und muffig und, genau wie der Bausch auf der Rückseite ihres Kleides, schrecklich altmodisch.
    »Wir müssen uns beeilen«, sage ich.
    Wir ziehen Schubladen auf und stöbern darin in der Hoffnung, Anns Brief zu entdecken. Ich öffne einen kleinen Schrank und schaue hinein. Die Regale sind mit Büchern gefüllt. Die wahre Liebe von Mabel Collins. Ich habe gelebt und geliebt von einer Mrs Forrester. Stürmische Leidenschaft. Trixies Ehre. Das Verbrechen der blinden Elsie. Ein glorreicher Galopp. Geduld bringt Rosen.
    »Ihr werdet nicht glauben, was ich soeben gefunden habe«, kichere ich. »Liebesromane! Was sagt ihr dazu?«
    »Gemma, wirklich«, zischt Felicity von ihrem Wachposten an der Tür. »Wir haben im Moment Wichtigeres zu tun.«
    Beschämt

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