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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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ist ein Ausweg.«
    Wir kriechen in das widerliche, stinkende Loch. Die Wände tropfen vor Feuchtigkeit. Eine dicke Brühe ergießt sich über den Boden des Tunnels. Sie quillt in meine Schuhe und sickert in meine Strümpfe und ich muss gegen einen Brechreiz ankämpfen. Der Tunnel ist voll huschender Bewegung. Fette schwarze Ratten rennen auf ihren dünnen Beinen, schlüpfen plötzlich aus kleinen Maueröffnungen. Ihr Quieken ruft eine Gänsehaut auf meinen Armen hervor. Meine ganze Haut scheint zu kribbeln. Ein frecher Kerl streckt dicht neben meinem Gesicht seine Nase hervor und ich schreie. Kartik presst mir eine Hand auf den Mund.
    »Schhhh«, flüstert er und sogar das hallt in dem stinkenden Kanal wider.
    Eng aneinandergedrängt stehen wir in dem feuchten, ekligen Tunnel und horchen. Alles, was wir hören, ist das ständige Tropfen und grässliche Klicken der Rattenkrallen. Und dann noch etwas.
    »Hallo, Freunde. Wir wissen, dass ihr hier seid.«
    Kartik bewegt sich stetig vorwärts, doch der Kanal vor uns wird immer dunkler. Panische Angst erfasst mich. Ich kann nicht mehr weiter.
    »Machen Sie die Augen zu. Ich werde Sie führen«, flüstert Kartik. Er kommt neben mich und schlingt seinen Arm um meine Taille.
    Ich stehe wie festgefroren. »Nein. Ich kann nicht. Ich …«
    »Haben wir euch ! « Im Handumdrehen sind Fowlsons Männer bei uns. Sie packen Kartik und drehen ihm den Arm auf den Rücken, bis er vor Schmerz aufschreit.
    »Jetzt bin ich aber wirklich böse«, sagt Fowlson, während er langsam auf uns zukommt.
    »Ich habe sie dem Orden gegeben«, platze ich heraus. »Sie hatten recht – ich habe Sie vorhin angelogen. Aber erst heute Morgen habe ich mich mit Miss McChennmine getroffen. Sie hat mich überzeugt. Wir haben im Magischen Reich einen Bund geschlossen. Die Magie ist jetzt wirklich im Besitz des Ordens. Ich schwöre es ! «
    Ein milderer Zug tritt in Fowlsons Gesicht. Er sieht besorgt aus, verwirrt. »Heute Morgen?«
    »Ja«, lüge ich.
    Fowlson ist so nahe, dass ich den Apfel riechen kann. Gleich darauf verzerrt sich sein Mund wieder vor Zorn. »Wenn das stimmt, dann kann mich nichts mehr davon abhalten, Kartik hier und jetzt die Kehle durchzuschneiden.« Er drückt Kartik die flache Klinge an den Hals. »Armer Bruder Kartik. Soll ich Ihnen sagen, was mit ihm passiert ist, Miss?«
    Kartik wehrt sich gegen das Messer.
    »Wir haben ihn festgenommen. Wissen Sie, wie lang ein Mann unseren Verhören standhalten kann?« Fowlson hält seinen Mund so dicht an mein Ohr, dass ich seinen heißen Atem spüren kann. »Ich hab Gefangene in weniger als einem Tag weichgekriegt. Aber unser Kartik, der wollte nicht gestehen. Wollte uns nicht sagen, was er über Sie und das Magische Reich weiß. Wie lang hat’s gedauert, Kartik? Fünf Tage? Sechs? Ich hab vergessen zu zählen. Aber zum Schluss ist er zusammengebrochen, wie ich’s erwartet hatte.«
    »Ich bring dich um«, keucht Kartik, mit dem Messer an seiner Kehle.
    Fowlson lacht. »Ist das deine Achsoweh-Ferse, Freundchen? Soll sie’s nicht erfahren?« Fowlson hat Kartiks Angst gerochen und Blut geleckt. Er drückt die Klinge mit grausamem Vergnügen gegen Kartiks Kehle, aber was er zu mir sagt, ist noch grausamer. »Am Ende ist er total übergeschnappt. Hat angefangen, in seinem Kopf Amar zu sehen. Der gute alte Amar hatte ’ne Botschaft für ihn. ›Du wirst ihr Tod sein, Bruder.‹ Und was er dann gesehen hat, muss einfach grauenhaft gewesen sein, denn er hat geschrien und geschrien, bis nur noch Luft rausgekommen ist. Und da hab ich gewusst, dass ich ihn schließlich doch gebrochen hatte.« Fowlson grinst höhnisch. »Aber ich versteh nicht, warum er Ihnen diese Geschichte nicht erzählen wollte.«
    Kartiks Augen sind feucht. Er scheint abermals gebrochen zu sein und ich könnte Fowlson dafür umbringen. Ich werde nicht zulassen, dass Kartik noch einmal wehgetan wird. Nicht, solange ich es verhindern kann.
    »Achilles«, sage ich.
    Fowlsons Messer schwankt einen Moment. »Was?«
    »Es heißt Achillesferse, nicht Achsoweh-Ferse, Sie verdammter, ungebildeter, dummer Schnösel.«
    Fowlson sperrt die Augen weit auf und lacht. »Oho, das Fräulein nimmt seinen hübschen Mund ganz schön voll. Wenn ich mit dem hier fertig bin, zahl ich’s Ihnen heim und nicht zu knapp.«
    »Nein, das glaube ich nicht.« Flink wie ein Hase fasse ich zu. Meine Hand auf seinem Arm. Zauberkraft durchströmt mich wie die Themse selbst. Ein grelles Licht erfüllt den Tunnel,

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