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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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uns ist die Themse. Sie haben uns in die Enge getrieben.
    Kartik schiebt mich hinter sich.
    Fowlson grinst höhnisch. »Möchtest dein Mädchen schützen, was?«
    »Welches Mädchen?«, fragt Kartik.
    Fowlson lacht. »Sie mag zwar in Hosen und ’nem Mantel stecken, aber ’s sind die Augen. Die lügen nicht.«
    »Gib mir dein Wort als ein Bruder, dass du sie in Ruhe lässt«, sagt Kartik, aber ich kann die Angst in seiner Kehle pochen sehen.
    Fowlson kräuselt hasserfüllt die Lippen. »Du hast die Gemeinschaft verlassen, Bruder. Zwischen uns gibt’s keinen Ehrenkodex mehr. Ich muss dir gar nichts versprechen.« Fowlson zieht ein Messer aus der Tasche. Er lässt es aufschnappen und die Klinge glänzt im schwachen Gaslicht.
    Hastig suche ich das Ufer nach einem Menschen ab, der meine Schreie hören und uns zu Hilfe kommen könnte. Aber der Nebel verdichtet sich. Und wer würde bei solch einem Tohuwabohu nicht lieber Reißaus nehmen? Magie. Ich könnte sie beschwören, aber dann wüsste Fowlson endgültig, dass ich gelogen habe, als ich behauptete, ich hätte sie nicht mehr.
    Einer seiner Kumpane wirft ihm einen Apfel zu, den Fowlson geschickt mit einer Hand auffängt. Er setzt das Messer an und schält ihn in dünnen, langen Ringeln, die er auf den Boden fallen lässt.
    Mit dem Mut der Verzweiflung presche ich vor. »Ich will, dass Sie meinen Bruder in Ruhe lassen.«
    Fowlson grinst boshaft. »Ach ja, wollen Sie das?«
    »Ja«, sage ich und ich wünschte, meine Stimme würde schneidender klingen. »Bitte.«
    »Nun ja, das hängt von Ihnen ab, Miss Doyle. Sie haben etwas, das uns gehört.«
    »Was sollte das sein?« Meine Stimme gehorcht mir, ohne zu zittern.
    »Ah, wie naiv sind Sie eigentlich?« Sein Grinsen erstarrt zu einer Grimasse. »Die Magie.«
    Er kommt einen Schritt näher und Kartik und ich weichen zurück. Noch ein Schritt und wir liegen in der Themse.
    »Ich hab’s Ihnen schon gesagt. Ich habe sie nicht mehr.«
    Kartiks Augen wandern nach links und rechts und ich hoffe, er entdeckt einen Fluchtweg.
    »Sie lügen«, knurrt Fowlson.
    »Wie wollen Sie wissen, dass sie lügt?«, fragt Kartik.
    Fowlson fährt ihn scharf an. »Ich rede mit ihr.«
    »Die Rakschana sollten das Magische Reich beschützen, nicht die Magie stehlen.« Ich muss Zeit gewinnen.
    »So war es einmal, Miss. Die Dinge haben sich geändert. Die Hexen haben ihre Zeit gehabt.«
    Wir sitzen hier in der Falle. Wir können nirgendwohin außer in die Themse.
    »Wenn ich’s recht bedenke, dann hab ich einen guten Fang gemacht.« Er zeigt mit dem Messer auf Kartik. »Du bist ein Verräter an der Bruderschaft und Sie« – er lässt die Klinge zu mir wandern – »Sie haben die Lösung für all unsere Probleme.«
    »Können Sie springen?«, flüstert mir Kartik zu. Er wirft einen Blick zu dem Boot, das unter uns vertäut ist. Ich nicke.
    »Was habt ihr Turteltauben zu tuscheln?«, fragt Fowlson.
    »Bei drei«, flüstert Kartik. »Eins, zwei …«
    Ich schaffe es vor lauter Angst nicht zu warten. Ich springe bei zwei und ziehe Kartik mit. Wir fallen hinunter und prallen mit einem dumpfen Schlag, der mir durch den ganzen Körper fährt, auf dem Bug des vor Anker liegenden Schiffes auf.
    »Ich sagte drei.« Kartik keucht, als wären seine Lungen geborsten.
    »T-tut mir leid«, stammle ich.
    Fowlson ruft uns vom Steg etwas zu und ich sehe, dass er zum Sprung ansetzt.
    »Weg hier.« Kartik reißt mich hoch und wir humpeln zum Heck, hinter dem ein zweites, kleineres Boot ankert. Zwischen den beiden Booten ist eine kleine Lücke, aber im Dunkeln und mit dem Plätschern der Themse scheint der Zwischenraum eine Meile breit zu sein. Das Boot schlingert, was die Sache noch heikler macht.
    »Springen Siel«, ruft Kartik. Er setzt über den Zwischenraum und zieht mich mit sich.
    »Was zum Teufel!«, ruft ein überraschter Matrose, als wir in sein Boot plumpsen.
    »Überraschungsinspektion!«, ruft Kartik und ist schon wieder auf und davon, mit mir im Schlepptau.
    Noch ein Sprung und wir sind auf dem Kai. Wir rennen in halsbrecherischem Tempo über den glitschigen Boden. Fowlson und seine Kumpane sind dicht hinter uns. Unterhalb der Straßenböschung öffnet sich ein Schacht. Ein Abwasserkanal.
    »Dort hinein!«, ruft Kartik und seine Worte hallen als Echo wider. Aus dem Kanal schlägt uns ein so entsetzlicher Gestank entgegen, dass mir speiübel wird. Ich drücke den Handrücken gegen meine Nase.
    »Ich glaube, das schaff ich nicht«, würge ich hervor.
    »Es

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