Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray

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ja Blattern«, sagt ein Herr.
    »Oh. Oh mein Gott«, stöhnt Mrs Wharton. Eine Welle der Bestürzung geht durch die Gäste. Niemand möchte sich anstecken, und obwohl Mrs Wharton alles tut, um ihr perfektes Fest nicht platzen zu lassen, gelingt es ihr nicht. Schon zerren Ehefrauen ihre Männer am Arm und verabschieden sich unter Entschuldigungen.
    Und dann beginnt es auch noch zu regnen, obwohl Ann, Felicity und ich daran ganz und gar unschuldig sind. Die Musickapelle hört auf zu spielen. Die Kutschen werden vorgefahren. Die Gäste zerstreuen sich und die Kinder werden ins Kinderzimmer gebracht. Man lässt uns dankenswerterweise allein.
    »Oh, ich möchte diesen Moment wieder und wieder erleben«, sagt Ann, als wir unter einer von Weinlaub umrankten Pergola Schutz suchen.
    »Hexen!«, imitiert Felicity Charlotte und wir kichern hinter vorgehaltener Hand.
    »Trotzdem«, sagt Ann und Mitleid schwingt in ihrer Stimme, »sie ist nur ein Kind.«
    »Nein«, sage ich. »Sie ist ein Teufel. Und ihre Mutter hat sie restlos verdient.«
    Ann denkt darüber nach. »Stimmt. Aber was ist, wenn ihre Mutter ihr glaubt?«
    Felicity reißt einen Grashalm entzwei. »Niemand hört auf Kinder, auch wenn sie die Wahrheit sagen.«
    *
    Der Arzt kommt und stellt seine Diagnose: Windpocken. Da Ann nie Windpocken gehabt hat, veranlasst der Arzt, dass sie die Kinder und das Haus für drei Wochen verlässt. Mrs Nightwing ist einverstanden, Ann so lange aufzunehmen, bis sie gefahrlos zurückkehren kann. Innerhalb weniger Minuten sitzt unsere Freundin in unserer Kutsche.
    Mrs Wharton protestiert heftig gegen Anns Abreise.
    »Kannst du nicht hierbleiben?«, fleht sie, als Anns Koffer in der Kutsche verstaut wird.
    »Nein, das kann sie nicht«, beharrt der Arzt. »Es wäre sehr gefährlich, wenn sie sich mit den Windpocken ansteckt.«
    »Aber wie soll ich ohne sie zurechtkommen?«, jammert Mrs Wharton.
    »Beruhigen Sie sich, Mrs Wharton«, sagt Mr Wharton. »Wir haben ein Kindermädchen und in drei Wochen ist unsere Annie wieder da. Nicht wahr, Annie?«
    »Sie werden kaum merken, dass ich weg bin«, antwortet Ann und ich glaube tatsächlich, sie genießt es, das zu sagen.

44. Kapitel
    Anns Rückkehr nach Spence wird von den jüngeren Mädchen mit Hurra begrüßt. Alle bemühen sich um ihre Aufmerksamkeit. Jetzt, nachdem sie »fort« war, finden sie sie aufregend und exotisch. Es spielt keine Rolle, dass es nur ein paar Wochen waren und nur ein Landaufenthalt, Ann strahlt für sie das Fluidum einer Dame von Welt aus. Brigid verspricht uns allen zur Feier des Tages einen Karamellpudding, und bis wir uns am Abend im Zelt neben dem Feuer niederlassen, ist es, als seien wir nie getrennt und Anns Reise nichts als ein böser Traum gewesen.
    Nur Cecily, Elizabeth und Martha halten Distanz, aber Ann scheint es nichts auszumachen. Wir erzählen Ann alles – von unserem Besuch bei Dr. Van Ripple, der Schiefertafel, dem von mir entdeckten Komplott Miss McChennmines und Fowlsons, mit dem Ziel, die Magie zurückzuholen. Von Kartik. Dieser Teil macht mich trübsinnig. Das Einzige, was ich nicht gestehe, sind meine Besuche bei Circe, denn ich weiß, das würden sie nicht verstehen. Ich verstehe es selbst kaum.
    »Also«, fasst Ann zusammen, »wir wissen jetzt, dass Wilhelmina von jemandem, dem sie vertraute, verraten wurde, von jemandem, den sie aus ihrer Zeit in Spence kannte.«
    Felicity beißt in ein Stück Schokolade. »Richtig.«
    »Eugenia Spence und Mutter Elena vermuten beide, dass irgendjemand mit den dunklen Geistern der Winterwelt im Bund ist, und Mutter Elena fürchtet, dass dieses Bündnis die Toten zu uns bringen wird.«
    »Sehr gute Zusammenfassung, nur weiter so«, sage ich und stibitze mir ein Stück Schokolade.
    »Die Völker des Magischen Reichs könnten sich ebenfalls mit den dunklen Geistern der Winterwelt verbünden und eine Rebellion anzetteln.«
    Wir nicken.
    »Um Eugenia zu befreien und der Winterwelt Frieden zu bringen, müssen wir den Dolch finden, den Wilhelmina Wyatt aus Spence gestohlen hat. Und Wilhelmina, die eine Drogensüchtige und eine Diebin und überhaupt eine anrüchige Person war, könnte versuchen, uns durch Gemmas Visionen zu dessen Versteck zu führen. Oder uns in eine Falle zu locken.«
    »Genau.« Felicity schleckt ihre Finger ab.
    »Miss McChennmine und – sehr wahrscheinlich – Mrs Nightwing wissen von dem geheimen Tor ins Magische Reich, glauben aber, dass es sich nur öffnen lässt, wenn der Turm wiederaufgebaut