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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Reihen. Eins der Mädchen ruft laut nach Liebe, doch sie wird niedergebrüllt.
    »Abenteuer und Tod!«, schreien wir.
    »Dann also die Geschichte vom heiligen Georg, dem Drachentöter? Und einer holden Prinzessin am Rande des Opfertods? Wird sie leben? Wird sie sterben? Heute Abend stellen wir Ihnen einen Helden, einen Arzt, einen türkischen Ritter und natürlich einen Drachen vor. Aber zuerst brauchen wir eine Prinzessin. Ist eine unter Ihnen, die unsere dem Tod geweihte holde Jungfrau sein möchte?«
    Die Mädchen sind sofort Feuer und Flamme. Sie wedeln mit den Armen und versuchen, durch Zurufe auf sich aufmerksam zu machen, während der Komödiant langsam auf und ab schreitet, um uns zu begutachten.
    »Sie, mein Fräulein, mit dem tizianroten Haar.« Ich brauche einen Moment, um zu begreifen, dass der Komödiant mich meint. Durch meine Größe und meine Haarfarbe bin ich hervorgestochen. »Würde Sie uns die Ehre erweisen, unsere holde Jungfrau zu sein?«
    »Ich …«
    »Ach, nun geh schon«, sagt Felicity und gibt mir einen Schubs.
    »Holde Jungfrau, ich danke Euch.« Er setzt mir eine Krone aufs Haupt. »Unsere Prinzessin!«
    Die Mädchen sind enttäuscht. Sie applaudieren halbherzig.
    »Lasst uns unsere Geschichte in einem idyllischen Städtchen beginnen, durch das ein goldener Fluss fließt. Doch was ist das? Himmel! Ein Drache hat dort sein Nest gebaut!«
    Die Männer im Drachenkostüm bewegen sich fauchend und knurrend vorwärts. Sie halten ein Fähnchen, das Feuer darstellen soll.
    »Die in Angst und Schrecken lebenden Bürger getrauen sich nicht mehr, zum Fluss zu gehen, um Wasser zu holen. Und so fassen sie einen verzweifelten Plan. Um den Hunger des Drachen zu stillen, beschließen sie, ihm eine Prinzessin zu opfern! So wie es damals üblich war.«
    Die jüngeren Mädchen schreien entsetzt auf. Felicity ruft laut: »Hals- und Beinbruch, Gemma!«, und die älteren Mädchen brechen in schallendes Gelächter aus. Sogar Miss McChennmine und Mademoiselle LeFarge kichern. Es ist herzerwärmend. Der Feueratem des Drachen kommt von Sekunde zu Sekunde näher.
    Der Komödiant hat keine Lust, sich seine Vorstellung solcherart verderben zu lassen. Er holt seine furchteinflößendste Stimme hervor. Sie donnert so schaurig durch die düstere Nacht, dass ich eine Gänsehaut bekomme. »Die holde Prinzessin schreit um Rettung!« Er zeigt auf mich – und wartet. Ich belohne seine Geduld mit einem Ausdruck der Verblüffung.
    »Schreien Sie«, flüstert er.
    »Aaaah.« Es ist der blutärmste Schrei in der Theatergeschichte.
    Die Gereiztheit des Komödianten ist unter seinem bärtigen Lächeln zu erkennen. »Sie sind eine holde Jungfrau am Abgrund des Todes! Der glühende Atem des Feuer speienden Drachen ist nur wenige Fingerbreit von Ihren rotgoldenen Locken entfernt! Sie sollen wie Zunder brennen! Schreien Sie! Schreien Sie um Ihr Leben!«
    Es scheint nicht viel verlangt zu sein, doch es ist viel zu peinlich, als dass ich auch nur einen Ton hervorbringe. Die Zuschauer werden langsam unruhig. Ich könnte sie daran erinnern, dass ich mich nicht freiwillig um diese Rolle beworben habe. Ein herzzerreißender Schrei ertönt, laut und echt. Es ist Ann. Ihr Schrei geht mir durch und durch. Den Handrücken an die Stirn gelegt, spielt sie die Rolle wie Lily Trimble persönlich.
    Die Komödianten rufen Bravo. »Ah, da ist unsere Prinzessin!«
    Sie holen Ann nach vorn und setzen ihr die Krone auf den Kopf. Ich werde zu den anderen Mädchen zurückgeschickt, ohne Dank für meine Bemühungen.
    »So schlecht war ich gar nicht«, knurre ich, als ich wieder bei Felicity bin.
    Felicity tätschelt meinen Arm. Das Tätscheln heißt: Doch, das warst du.
    Ich kann nicht lange die Beleidigte spielen, denn Ann ist großartig. Ich vergesse völlig, dass sie Ann ist. Sie ist wahrhaftig eine Prinzessin, die in Gefahr ist, verschlungen zu werden. Während die Komödianten sie an den Handgelenken fesseln, tritt sie um sich und fleht um Gnade.
    »Wird niemand diese junge Dame retten? Wird sie dem Tod ins Angesicht sehen?«, fragt der Anführer der Komödianten munter.
    Ein verstimmtes Jagdhorn ertönt. Es klingt weniger nach einem Schlachtruf als nach einer sterbenden Kuh. Der heilige Georg mit Helm und Federbusch trifft ein.
    »Ah! Sagt an, wer naht allhier? Freund oder Feind? Verratet’s mir!«
    »Der heilige Georg ist’s!«, ruft ein Mädchen.
    Der Komödiant gibt vor, nicht gehört zu haben. »Ich bitte euch, sagt, wer ist es?«
    »Der

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