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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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grässliches kleines Biest. Wie hältst du das nur aus?«
    Ann wischt eine rasche Träne fort. »Wie man sich bettet …«, beginnt sie, spricht den Satz aber nicht zu Ende.
    »Pfeif drauf«, sagt Felicity eindringlich.
    »Wie denn?« Ann tupft ihr anderes Auge ab.
    »Du könntest durchbrennen«, schlägt Felicity vor. »Oder irgendeine entsetzliche Krankheit vortäuschen – oder du könntest dich so verhasst machen, dass nicht einmal die allergrässlichsten Kinder dich zur Gouvernante haben wollen.«
    »Gemma?« Ann sieht mich flehend an.
    So leicht kommt sie mir nicht davon. »Ich habe dir schon früher meine Hilfe angeboten«, erinnere ich sie. »Willst du sie diesmal wirklich annehmen?«
    »Ja«, sagt sie und ich kann an ihrem entschlossenen Kinn erkennen, dass es ihr ernst ist.
    »Über was redet ihr?«, quengelt Charlotte und versucht sich zwischen uns zu drängen.
    »Über ein großes Monster, das zu neugierige kleine Mädchen frisst«, faucht Felicity. Ann entschlüpft ein heimliches Lachen.
    »Das sag ich meiner Mutter.«
    Felicity beugt sich so weit herunter, dass sie auf gleicher Höhe mit dem Gesicht des Kindes ist. »Tu, was du nicht lassen kannst.«
    Charlotte zuckt zusammen. Dann wirft sie Ann einen Blick zu und rennt heulend zu ihrer Mutter. »Mami, Annies Freundin hat zu mir gesagt, ein Monster wird mich fressen!«
    »Ich bin erledigt«, seufzt Ann.
    »Ein umso triftigerer Grund, unsere Pläne in die Tat umzusetzen.«
    *
    Nachdem Mrs Wharton – vor den Augen und zum Unbehagen der Gäste – Ann wegen Charlottes Wutanfall gründlich die Leviten gelesen hat, befiehlt sie Ann, ihren Pflichten wieder nachzukommen. Wir schlendern dicht hinter ihnen her, während Charlotte die Rosen mordet. Ich beuge mich zu ihr und sage liebenswürdig: »Du darfst die Rosen nicht abbrechen, Lottie.«
    Sie starrt mich mit hasserfüllten Augen an. »Du bist nicht meine Mutter.«
    »Das stimmt«, fahre ich fort. »Aber wenn du nicht aufhörst, werde ich gezwungen sein, es deiner Mutter zu sagen.«
    »Dann werde ich sagen, es war Ann, die die Rose abgebrochen hat.«
    Um ihre Macht zu demonstrieren, wirft sie mir eine Rose vor die Füße.
    »Jetzt wollen wir mal«, flüstere ich Ann ins Ohr.
    »Lottie, du darfst den Rosen nicht wehtun«, sagt Ann so freundlich wie möglich. »Sonst könnten die Rosen dir wehtun.«
    »Das ist dumm.« Charlotte bricht noch eine ab.
    Als sie zu einer weiteren geht, sagt Ann sehr bestimmt: »Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.« Sie lässt ihre Hand in einer wellenartigen Bewegung über die Rosen wandern und ruft dabei die Magie hervor, die ich ihr gegeben habe. Charlotte reißt die Augen auf, als die geköpften Blüten von ihren gebrochenen Stängeln fliegen. Sie steigen in einer funkelnden roten Spirale auf. Es ist ein wunderhübscher Anblick und wäre an sich schon sehr effektvoll, aber wichtig ist, das kleine Biest gehörig zu beeindrucken. Die Rosen fliegen flugs auf sie zu und schweben eine Sekunde lang über ihrem erstaunten Gesicht, bevor sie zum Angriff ansetzen. Die Dornen stechen sie in die Arme, die Hände, die Beine und mehrmals in den Po. Charlotte brüllt und rennt zu ihrer Mutter. Die Rosen legen sich wieder nieder. Ich sehe, wie das Mädchen ihre Mutter am Arm zieht und gleichzeitig ihren Hintern reibt. Kurz darauf schleppt eine wimmernde Charlotte ihre Mutter zu uns. Einige Gäste folgen, um zu sehen, was die Aufregung zu bedeuten hat.
    »Sag’s ihr!«, schreit Charlotte. »Sag ihr, was die Rosen getan haben! Sag ihr, wozu du sie angestiftet hast!«
    Wir schenken Mrs Wharton unser unschuldigstes Lächeln, allen voran Ann.
    »Aber Lottie, was meinst du, mein Schatz?«, fragt Ann voller Mitleid und Besorgnis.
    Charlotte kennt keins von beiden. »Sie hat den Rosen gesagt, sie sollen fliegen. Sie hat ihnen gesagt, sie sollen mir wehtun! Sie hat den Rosen gesagt, sie sollen fliegen! Das hat sie getan!«
    »Meine Güte, wie hab ich das denn gemacht?«, fragt Ann mit sanftem Tadel.
    »Du bist eine Hexe! Und du auch! Und du!«
    Die Gäste kichern darüber, aber Mrs Wharton ist ärgerlich. »Charlotte! Du mit deiner Fantasie! Du weißt doch, was Papa vom Flunkern hält.«
    »Es ist nicht geflunkert, Mama! Sie haben’s getan! Wirklich!«
    Ann schließt die Augen und vollzieht einen letzten Zauber. »Lieber Himmel«, sagt sie und betrachtet besorgt Charlottes Gesicht. »Was sind das für Tupfen?«
    Tatsächlich erscheinen rote Pusteln auf dem Gesicht des Kindes.
    »Oje, das sind

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