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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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mehr von ihm. Ich breche den Kontakt ab und Vater stürzt reglos zu Boden. Seine Augen sind offen, sein Mund ist verzerrt. Er röchelt.
    »Vater!«, rufe ich, aber ich erreiche ihn nicht. Was habe ich getan?
    Ich stürze davon, um Mrs Nightwing und Tom zu holen.
    »Es geht um Vater!«, platze ich heraus. »Er ist im Salon.«
    Sie folgen mir unverzüglich. Tom und meine Direktorin ziehen Vater auf einen Stuhl. Sein Atem geht immer noch röchelnd und auf seiner Unterlippe ist blutiger Speichel. Seine Augen starren mich anklagend an.
    »Was zum Teufel ist passiert?«, fragt Tom.
    Ich kann nicht antworten. Ich möchte weinen, aber ich bin zu erschrocken. Lord Denby erscheint. »Kann ich helfen?«
    »Kommen Sie meinem Vater ja nicht näher!«, brülle ich. Die Magie erhebt ihre Stimme wieder in mir und es kostet mich all meine Kraft, sie zum Schweigen zu bringen.
    »Gemma!«, ermahnt mich Tom.
    »Sie ist von Sorge überwältigt. Vielleicht sollten wir die junge Dame auf ihr Zimmer bringen«, schlägt Lord Denby vor und greift nach meinem Arm.
    »Nein! Fassen Sie mich nicht an!«
    »Miss Doyle …«,beginnt Mrs Nightwing; den Rest höre ich nicht mehr. Ich stürze zur Tür, und als ich durch den Flur taumle, könnte ich schwören, dort die Elfe aus dem Niemandsland zu sehen. Meine Beine zittern, aber ich schaffe es. Den ganzen Weg. Auf den Berg und zum Brunnen der Ewigkeit und zu Circe.
    »Ascha, ist das Waldvolk gekommen?«
    »Ich habe niemanden gesehen«, antwortet sie. »Bist du wohlauf, Lady Hope?«
    Nein, ich bin nicht wohlauf. Ich bin verseucht mit Hass. »Warte hier. Ich werde dich vielleicht brauchen.«
    »Wie du wünschst, Lady Hope.«
    Blicke deiner Furcht ins Auge. Dazu ist der Brunnen da. Ich bin bereit. Und nach heute Nacht werde ich nichts mehr fürchten müssen.
    In der Höhle ist es warm. Schwül. Und der Boden ist feucht. Wasser sickert aus kleinen Rissen im Brunnen.
    »Circe«, rufe ich.
    »Hallo, Gemma«, antwortet sie und mein Name hallt in der Höhle wider.
    »Ich weiß, dass Sie einen Pakt mit den dunklen Geistern der Winterwelt geschlossen haben. Sie waren die ganze Zeit mit ihnen im Bunde. Aber jetzt habe ich den Dolch und werde die Dinge in Ordnung bringen.«
    Es ist still mit Ausnahme des tröpfelnden Wassers.
    »Bestreiten Sie, dass Sie meine Magie wollten?«
    »Das habe ich nie bestritten«, sagt sie und in ihrer Stimme ist jetzt keine Spur mehr von einem verhaltenen Flüsterton wie bei meinem ersten Besuch. »Sie sagen, Sie haben den Dolch?«
    »Ja, und ich werde ihn Eugenia zurückgeben und all Ihre Intrigen werden umsonst sein«, sage ich. »Wilhelmina Wyatt hat versucht, mich zu warnen. Sie beide standen sich sehr nahe – das hat mir Brigid erklärt. Und Wilhelmina sagte Dr. Van Ripple, dass ihre Schwester sie verraten habe – ›ein Monster‹, so schrieb sie. Ich weiß niemanden, auf den diese Beschreibung besser passt. Sie hat Ihnen vertraut«, sage ich, die Magie in mir niederringend. »Genauso, wie meine Mutter es getan hat. Wie ich es eine Zeit lang getan habe. Aber jetzt nicht mehr.«
    »Und was wollen Sie nun tun?«
    »Was ich schon längst hätte tun sollen«, sage ich. »Das Waldvolk kommt, um zusammen mit den Hadschin das Bündnis mit uns zu schließen. Wir werden hier beim Brunnen unsere Hände ineinanderlegen. Ich werde die Magie zurückgeben. Und Sie werden sterben.«
    Ein platschendes Geräusch, klar und energisch, dringt aus dem Brunnen. Bewegung. Einer der Steine bricht aus der Brunnenwand heraus und Wasser ergießt sich in einem Strom in die Höhle. Gefolgt von einem zweiten und dritten Stein und dann erhebt sich, wie ein Seeungeheuer aus der Tiefe, Circe aus dem Brunnen, rosig und lebendig.
    Rasch stecke ich den Dolch in die Scheide an meiner Taille, bevor ihr Blick darauf fällt.
    »Wie …«
    »Ich bin jetzt Teil dieser Welt, Gemma. Wie Ihre Freundin Pippa.«
    »Aber Sie waren gefangen …«
    »Ich ließ Sie zuerst Magie an den Brunnen abgeben, um mir diese dann einverleiben zu können. Ich benützte sie, um die Steine zu lockern. Aber eigentlich waren die Würfel bereits gefallen, als Sie mich das erste Mal beschenkt haben – als Sie mir aus Ihrem eigenen, freien Willen Magie gegeben haben. Das genügte, um mich zu befreien.«
    »Warum haben Sie es dann nicht schon früher getan?«
    »Ich brauchte mehr Magie«, sagt sie und tritt über den zerbrochenen Brunnenrand. »Und ich bin geduldig. Das ist der Lohn für die vielen Enttäuschungen, die ich erlebt habe.«
    Ich

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