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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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nachzustellen. Es würde nicht gut enden.«
    Sie bewegt ihre Hand über mir und ich werde in kalte Finsternis gestoßen. Undeutlich fühle ich mich auf Ascha und die Klatschmohnfelder zuwanken. Mein Körper brennt und die Gedanken in meinem Kopf sind nicht meine eigenen. Ich sehe alles wie ein Schattenspiel an der Wand. Amar auf seinem weißen Pferd, hinter ihm eine Reihe von Gespenstern mit ihren Umhängen voll schreiender Seelen. Ich reiße mich von diesem Bild los und falle prompt in die Arme von Simon. »Tanz mit mir, Gemma«, verlangt er eindringlich und ich werde herumgewirbelt, bis ich schwindlig bin und den verzweifelten Wunsch habe, losgelassen zu werden. Ich kämpfe mich frei und da ist Pippa, mit dem toten Kaninchen in ihren Händen und mit blutverschmiertem Mund.
    Bei den Steinen in der Nähe des geheimen Tors beobachte ich mit Entsetzen, wie all jene ehrwürdigen Frauen eine nach der anderen spurlos verschwinden und die leeren Stelen von Unkraut überwuchert werden. Ich kehre zum Ball zurück und taumle in das Maskentreiben. Ich kann mich selbst nicht richtig fühlen. Es ist zu viel Magie im Spiel.
    »Ich höre Ihre Gedanken«, flüstere ich den Gästen zu und ihre Masken können ihre Verwirrung, ihre Geringschätzung nicht verbergen.
    Ein Rabe fliegt durch das offene Fenster und innerhalb eines Wimpernschlags verwandelt er sich in den Komödianten, der uns auf dem Rasen unterhalten hat. Ich blinzle und sehe die schwarz umränderten Augen und die schwarz und rot bemalten Arme eines Klatschmohnkriegers. Er grinst mich an, bevor er in der Menge untertaucht.
    Ich renne blindlings hinter ihm her, stoße gegen eine Frau, die ihren Punsch auf ihr Kleid verschüttet. »Tut mir leid«, murmle ich. Ich sehe ihn. Kettenhemd. Tunika. Eine schwarze Federnmaske. Er nimmt den Arm einer Dame und führt sie aus dem Ballsaal und in den Marmorsaal, wo ich sie beide verliere. Sie sind nicht unter den hier versammelten Feen, Kobolden und Raubvögeln.
    Die Marmorsäule pulst vor Leben. Eines der darin eingeschlossenen Fabelwesen bricht aus und lässt sich mit seinen schimmernden Flügeln auf Cecilys Schulter nieder. Ich sehe, wie Cecilys Augen flattern, als das Ding über ihren Hals leckt.
    »Fort mit dir!« Ich remple Cecily an.
    »Du bist unmöglich!«, schimpft Cecily.
    Oben an der Decke legt das kleine Biest den Finger auf die Lippen. Ich blinzle zweimal, aber es ist immer noch da.
    »Es ist nicht wirklich! Nichts davon! Sie hat das mit mir gemacht!« Ich höre mein Lachen – ein gewaltiges Hexengekicher – und es entsetzt mich. Ich greife nach dem Dolch und erinnere mich, dass er fort ist.
    »Sie hat ihn genommen«, sage ich.
    »Schhhh«, sagt die Elfe und Wärme durchflutet mich. Ich fühle mich, als hätte ich mit Honig gesüßten Wein getrunken. Mein Kopf ist schwer. Die Worte der Gäste dehnen sich zu langen plüschartigen Lautfäden. Ich bin nur auf das kratzende Geflüster der winzigen Wesen eingestellt. Ihre Stimmen sind scharf wie Feuerstein, jedes Wort ein Funken.
    »Opfer, Opfer, Opfer …«
    »Lasst mich in Ruhe!«, rufe ich und die Maskierten starren das Mädchen an, das seinen Verstand verloren hat.
    »Hab gehört, Sie hatten heut ’n kleines Problem, Miss«, sagt Fowlson. Mein Bruder, Lord Denby, Großmama, Miss McChennmine und Mrs Nightwing – sie alle sind ebenfalls da, mit besorgten Gesichtern. Oder hasserfüllten. Es ist schwer, das zu unterscheiden.
    »Mir geht’s gut«, protestiere ich.
    Wurde ich nicht gewarnt? Sie ist eine Betrügerin. Wilhelmina Wyatt hat sie gefürchtet – und Wilhelmina war alles andere als furchtsam. Nimm dich in Acht vor der Geburt des Mai.
    Brigid legt mir eine Hand auf die Stirn. »Armes Kind, Sie glühen ja.«
    »Wo ist Vater?«, sage ich in wilder Panik.
    »Kein Grund zur Sorge, meine Liebe.« Lord Denbys Mund bewegt sich unter seiner Fuchsmaske. »Meine Kutsche ist schon vorgefahren. Ihr Bruder und ich werden Ihren Vater sicher nach London bringen, wo Dr. Hamilton sich sofort um ihn kümmern wird.«
    »Marsch, ins Bett!« Mrs Nightwing blickt ehrlich besorgt drein und ich wünschte, ich könnte ihr alles sagen.
    Fowlson stützt mich auf der einen Seite und Brigid auf der anderen und so führen sie mich zur Treppe. Lord Denby legt seinen Arm um meinen Bruder wie der Vater, den Tom sich immer gewünscht hat.
    Lauf, Tom, denke ich, aber die Worte sterben im Innern meines Kopfes.
    Meine Füße schleifen am Boden, also nimmt Fowlson mich hoch und trägt mich. Unten im

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