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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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aufgehenden Mondes. Sie konnte eine Welt jenseits der unseren betreten, das sogenannte Magische Reich. Es ist ein wunderschöner Ort, Vater. Aber mitunter auch erschreckend. Sie hatte dort Anteil an der Magie. Und die gleiche Magie fließt auch in meinen Adern. Deshalb wollen sie mich töten – um sich die Magie anzueignen.«
    Vaters Lächeln schwindet. »Gemma, diese Geschichte ist nicht amüsant.«
    Ich kann nicht aufhören. Es ist, als müsse alles, was in mir verschlossen war, nun herauskommen. »Sie wurde nicht zufällig getötet. Sie kannte diesen Mann in Indien, Amar. Er war ihr Beschützer. Sie starben, weil sie versuchten, mich vor einer mörderischen Zauberin namens Circe zu beschützen.«
    Vaters Blick ist hart und er macht mir Angst, aber ich höre nicht auf. Ich kann nicht. Jetzt nicht mehr. »Ich habe sie dort gesehen, im Magischen Reich, nach ihrem Tod. Ich habe mit ihr gesprochen! Sie machte sich Sorgen um dich. Sie sagte …«
    »Das genügt!« Er sagt es ruhig, aber bestimmt.
    »Aber es ist wahr!« Ich würge die Tränen hinunter. »Sie hat keine Wohltätigkeitsveranstaltungen besucht oder sich den Kranken gewidmet! Das hat sie nie getan, Papa, und du weißt es.«
    »So will ich sie in meiner Erinnerung behalten.«
    »Macht es dir nichts aus, dass sie in Wirklichkeit gar nicht so war? Hast du dich nie darüber gewundert, dass du nichts über ihre Vergangenheit wusstest? Warum sie so geheimnisvoll war? Hast du sie nicht danach gefragt?«
    Er erhebt sich und geht zur Tür. »Diese Unterhaltung ist beendet. Du wirst dich bei Lord Denby für deine Unhöflichkeit entschuldigen, Gemma.«
    Ich laufe ihm nach wie ein Kind. »Lord Denby ist Teil von allem. Er gehört den Rakschana an und er will Tom für diese obskure Gemeinschaft gewinnen, um mir meine Magie wegzunehmen. Er …«
    »Gemma«, sagt Vater warnend.
    »Aber, Papa«, stammle ich, von unterdrücktem Schluchzen geschüttelt. »Ist es nicht besser, die Wahrheit auszusprechen, zu wissen …«
    »Ich will nichts wissen!«, brüllt er und ich verstumme.
    Er will nichts wissen. Weder über Mutter noch über Tom oder mich. Oder über sich selbst.
    »Gemma, Kleines, lass uns diesen Unsinn vergessen und zum Fest zurückkehren, ja?« Er hustet heftig in sein Taschentuch. Er scheint nicht richtig atmen zu können. Aber der Krampf löst sich; das Rot in seinem Gesicht verblasst wie ein Sonnenuntergang.
    Ich kann nicht antworten. Es ist, als hätte sich mir ein kaltes, schweres Gewicht auf die Brust gelegt. Jeder hält meinen Vater für einen so ungemein charmanten Mann, aber ich möchte ihn für seinen unbekümmerten Charme hassen. Ich möchte, aber ich kann nicht, denn Vater ist alles, was ich habe. Und wenn es sein muss, dann werde ich ihn zwingen zu sehen.
    »Vater.«
    Bevor er protestieren kann, ergreife ich seinen Arm und wir sind verbunden. Seine Augen weiten sich. Er versucht sich aus meinem Griff zu befreien. Er kann meine Berührung nicht ertragen – nicht einmal für einen Moment. Und diese kleine Erkenntnis trifft in die tiefste Wunde in meinem Innern.
    »Du wirst sehen, Vater. Du wirst der Wahrheit ins Auge blicken, und wenn ich dich dazu zwingen muss.«
    Je mehr er sich dagegen wehrt, umso mehr Magie muss ich aufwenden. Ich zeige ihm alles, fühle unter meiner Hand sein Zittern, höre die kleinen Schreie der Verweigerung. Bald werde auch ich gewahr, was in ihm verborgen ist. Seine Geheimnisse. Seine Eitelkeiten. Seine Ängste. Sein Leben spult sich vor meinem inneren Auge ab wie ein verschlungenes Band. Und ich bin diejenige, die wegschauen möchte. Aber ich kann nicht. Es ist zu viel Magie am Werk. Ich habe keine Kontrolle mehr darüber. Wir sind gnadenlos verbunden. Ich bemerke den kleinen Fetzen Papier in seiner Tasche, eine Adresse in Ost-London, wo er das Opium bekommt, das er benötigt. Die Sucht ist wieder aufgeflammt. Ich fühle, wie sein Kampf dagegen erlahmt. Er wird wieder anfangen und aufs Neue in den Teufelskreis geraten.
    Helle Verzweiflung erfasst mich. Ich schlucke schwer und zwinge mich, nicht zu fühlen. Mir keine Sorgen zu machen. Aber es gelingt mir nicht. Ich weiß, dass die Magie nicht heilen kann, aber das kann mich nicht davon abhalten, es weiter zu versuchen. Ich werde ihm dieses Verlangen nehmen und dann werde ich Tom von seiner Begeisterung für die Rakschana heilen und wir werden wieder so glücklich sein, wie wir es einmal gewesen sind.
    Vater stößt noch einen kleinen Schrei aus und plötzlich fühle ich nichts

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