Kartiks Schicksal
mache einen Schritt zurück.
»Ich hatte Sie überschätzt, Gemma. Das Ganze wächst Ihnen über den Kopf. Ich werde mir den Baum Aller Seelen selbst ansehen.«
»Das werde ich nicht zulassen«, sage ich und die Magie rumort in mir. »Ich habe heute schon genug verloren.«
Unter Aufbietung all meiner Kräfte rufe ich die Magie hervor und dann fliegt Circe rückwärts und landet auf dem Boden.
Schnaufend rappelt sie sich auf die Füße. »Nicht schlecht.«
Ich bewege meinen Arm über die Steine des Brunnens und lasse sie auf Circe zuschießen. Circe stoppt sie wenige Fingerbreit vor ihrem Gesicht und sie fallen in Stücken zu Boden.
»Ihre Zauberkraft ist eindrucksvoll, Gemma. Wie sehr hätte ich mich über eine wahre Freundschaft mit Ihnen gefreut«, sagt sie, während wir einander umkreisen.
»Sie sind zu keiner wahren Freundschaft fähig«, fauche ich sie an. Ich greife nach einer Scherbe und diese wird unter Circes Berührung zu einer Schlange. Ich lasse sie rasch fallen.
»Reagieren Sie nicht nur, Gemma. Denken Sie zuerst. Wenigstens in dieser Beziehung hatte der Orden recht.«
»Sagen Sie mir nicht, was ich zu tun habe!« Ich verwandle Circes Schlange in eine Peitsche, die auf ihren Rücken heruntersaust.
Sie schreit vor Schmerz auf und ihre Augen durchbohren mich. »Ich sehe, Sie haben jene dunklen Winkel schließlich erforscht.«
»Sie müssen es wissen. Sie haben sie dort eingepflanzt.«
»Nein, ich habe Ihnen nur geholfen, sie zu sehen«, sagt sie, aber dann zwinge ich sie unter dem festen Griff der Magie auf die Knie.
»Gemma.« Ich höre Kartiks Stimme, und als ich mich umdrehe, liegt er da auf dem Boden. Sein Gesicht ist blutüberströmt.
Ich lasse von Circe ab und stürze zu ihm. »Hat sie das getan? Wie …«
Er beginnt zu lachen. »Vorsicht.«
Und er verschwindet vor meinen Augen, eine Illusion. Ich wende mich zu Circe um und sie lässt ihrer Zauberkraft freien Lauf und drückt mich an die Wand. »Auch ich habe Ihre dunklen Winkel erforscht, Gemma.«
Ich versuche mich zu wehren, aber als die Magie kommt, gehorcht sie mir nicht. Sie wendet sich gegen mich und ich kann nicht klar sehen. Vater steht neben Circe, starr vor sich hinblickend, die Laudanumflasche fest in der Hand. Ich sehe Felicity, Pippa und Ann einen Reigen tanzen, ohne mich. Tom und Lord Denby schwanken. Ich schließe die Augen, um die Bilder zu vertreiben, aber die Nacht war zu viel für mich. Mein Körper zittert. Ich kann nicht einmal nach Ascha rufen. Es gelingt mir nicht, mich aus Circes Griff zu befreien.
»Dies ist keine Schlacht, die Sie gewinnen können, Gemma. Der Sieg wird mein sein. Ich gehe in die Winterwelt, um zu Ende zu führen, was ich begonnen habe. Aber ich werde Eugenia Spence von Ihnen grüßen.«
»Ich werde Sie töten«, flüstere ich. Noch einmal versuche ich, mir die Magie gefügig zu machen, und noch einmal schwimmt mein Kopf von Halluzinationen. Circe zieht den Dolch aus seiner Scheide und für einen Moment denke ich, dass sie mich damit töten wird. »Haben Sie Dank dafür«, flüstert sie.
Circe lässt mich los und ich falle zitternd auf den Boden. Sie hockt sich neben mich und ihre Augen sind warm, ihr Lächeln traurig. »Es gibt Zeiten, da wünsche ich mir, ich könnte zurückkehren und meinem Leben eine andere Richtung geben. Andere Entscheidungen treffen. Wenn ich das getan hätte, wären Sie und ich einander vielleicht als völlig andere Menschen in einem anderen Leben begegnet.« Sie streichelt sanft mein Haar und ich bin unfähig, mich ihrer Berührung zu entziehen. Ich kann nicht sagen, ob die Magie oder mein Bedürfnis nach Zärtlichkeit dabei am Werk ist. »Aber die Vergangenheit lässt sich nicht ändern und wir tragen unsere Entscheidungen mit uns, vorwärts, ins Unbekannte. Wir können nur weiterschreiten. Erinnern Sie sich, dass ich Ihnen das in Spence gesagt habe? Es scheint eine Ewigkeit her zu sein, nicht wahr?«
In der Ecke der Höhle sehe ich noch immer meinen Vater und die anderen. Sie beobachten die Szene missbilligend. Dann brechen sie in Stücke, die sich in ein Nest von Schlangen verwandeln.
»An Ihrer Stelle würde ich vorsichtig mit der Magie umgehen, Gemma. Denn Sie und ich haben sie zwischen uns geteilt. Die Magie hat sich verändert – das Magische Reich hat sich verändert – und niemand kann sagen, was damit jetzt heraufbeschworen werden könnte.« Circe küsst mich liebevoll auf die Wange. »Leben Sie wohl, liebe Gemma. Seien Sie nicht so dumm, mir
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