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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Brillanten tragen?«, fragt Elizabeth.
    Mademoiselle LeFarge errötet. »Ach du meine Güte, nein. Die wären viel zu kostbar. Aber ich habe eine wunderschöne Perlenkette bekommen.«
    »Werden Sie die Flitterwochen in Italien verbringen? Oder in Spanien?«, fragt Martha.
    »Wir werden eine bescheidene Hochzeitsreise nach Brighton unternehmen«, sagt Mademoiselle LeFarge und die Mädchen sind tief enttäuscht.
    Brigid tippt mir auf die Schulter. »Mrs Nightwing ruft nach Ihnen, Miss«, sagt sie in einem mitleidigen Ton und ich wage nicht zu fragen, was sie dazu veranlasst hat.
    »Ja, danke«, sage ich und folge ihr in das Heiligtum unserer Direktorin.
    Mrs Nightwing deutet auf einen Stuhl. »Wie fühlen Sie sich heute, Miss Doyle?«
    »Besser«, sage ich.
    Sie schiebt den Brieföffner und das Tintenfass auf ihrem Schreibtisch hin und her und mein Herzschlag beschleunigt sich.
    »Worum handelt es sich? Was ist passiert?«
    »Sie haben ein Telegramm von Ihrem Bruder«, sagt sie und reicht es mir.
     
    VATER SEHR KRANK STOP HOLE
    DICH IN VICTORIA STATION VOM
    ZUG AB STOP TOM
     
    Ich blinzle die Tränen fort. Ich hätte auf dem Maskenball nicht so brutal sein sollen. Vater war noch nicht bereit für die Wahrheit. Und nun fürchte ich, einen Schaden angerichtet zu haben, den ich nicht wiedergutmachen kann.
    »Es ist meine Schuld«, sage ich unglücklich.
    »Schnickschnack!«, poltert Mrs Nightwing und es ist genau das, was ich brauche – einen erfrischenden Wind im Rücken. »Ich werde Brigid beauftragen, Ihnen beim Packen zu helfen. Mr Gus wird Sie gleich morgen früh zum Zug fahren.«
    »Danke«, murmle ich.
    »Meine Gedanken begleiten Sie, Miss Doyle.« Ich glaube, sie meint es ehrlich.
    Auf dem langen Weg zu meinem Zimmer kommt mir Ann atemlos entgegen.
    »Was ist los?«, frage ich. Ich sehe den Schrecken in ihrem Gesicht.
    »Es geht um Felicity«, keucht sie. »Ich habe versucht, auf sie einzureden. Sie wollte nicht auf mich hören.«
    »Was soll das heißen?«
    »Sie ist ins Magische Reich gegangen. Zu Pippa. Sie will bei ihr bleiben. Für immer.«

56. Kapitel
    Wir stehen neben dem halb fertigen Ostflügel. Leuchtkäfer flimmern in den Bäumen und ich muss zweimal hinsehen, um sicher zu sein, dass es nur jene harmlosen Insekten sind. Der Durchgang ins Magische Reich kommt mir kälter vor und ich beschleunige meine Schritte. In dem Moment, in dem wir durch das Tor im Hügel treten, merke ich, dass etwas nicht stimmt. Alles ist ein wenig grau, als sei der Londoner Nebel hereingesickert.
    »Was ist das für ein Geruch?«, fragt Ann.
    »Rauch«, antworte ich.
    In der Ferne verdunkelt eine große schwarze Rauchwolke den Himmel. Sie steigt von dem Berg auf, auf dem sich der Tempel und die Höhlen der Seufzer befinden, wo die Hadschin leben.
    »Gemma?«, fragt Ann mit angstgeweiteten Augen.
    »Komm weiter!«, rufe ich.
    Wir hetzen zu den Mohnfeldern. Es regnet Asche, die unsere Haut mit einer dünnen silbergrauen Schicht bedeckt. Hustend kämpfen wir uns auf den Berg hinauf. Der Weg ist blutrot von zermalmten Klatschmohnblüten. Ann stolpert beinahe über den Leichnam eines Unberührbaren. Da sind noch mehr. Ihre verkohlten Leiber säumen den Weg zum brennenden Tempel. Ascha taumelt aus den rauchenden Trümmern.
    »Lady Hope …«
    Sie sinkt gegen mich und ich schleppe sie zu einem Felsblock.
    »Aschal Ascha, wer hat das getan?«, stoße ich hervor.
    Sie bricht hustend zusammen. Ihr versengter orangeroter Sari breitet sich um sie wie das rußgeschwärzte Federkleid eines prächtigen Vogels.
    »Ascha ! «, rufe ich. »Sag’s mir!«
    Sie sieht mir in die Augen. Ihr Gesicht ist mit schwarzen Streifen überzogen. »Es … es war das Waldvolk.«
    Die Medusa ruft vom Fluss. Ann und ich bringen Ascha zum Schiff hinunter und holen Wasser für sie. Sie trinkt es gierig, mit einem schier unstillbaren Durst. Ich bebe vor Wut. Ich kann nicht glauben, dass Philon und das Waldvolk so etwas getan haben. Ich habe sie für friedlich gehalten. Vielleicht hatte der Orden schließlich doch recht und die Magie kann nicht geteilt werden.
    »Erzähl mir, was geschehen ist«, sage ich.
    »Sie kamen, als wir schliefen. Sie stiegen auf den Berg und umzingelten uns. Es gab kein Entkommen. Einer von ihnen hielt eine Fackel an den Tempel. ›Das ist für Creostus‹, sagte er. Und der Tempel brannte.«
    »Es war eine Vergeltungsaktion?«
    Sie nickt und wischt sich mit dem befeuchteten Saum ihres Saris das Gesicht ab. »Ich habe ihnen gesagt, dass

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