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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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wir an der Abschlachtung des Zentauren nicht beteiligt waren. Aber sie glaubten mir nicht. Ihr Entschluss war schon in ihren Augen zu lesen. Sie kamen in kriegerischer Absicht und nichts konnte sie aufhalten.«
    Sie hält ihre zitternden Finger an die Lippen, während wir zu dem brennenden Tempel hinaufschauen. Wo die Glut auf die Mohnfelder sinkt, steigen wunderschöne rote Rauchkringel auf. »Wir haben nie etwas infrage gestellt. Es ist nicht unser Weg.«
    Ich lege den Arm um ihre Schulter. »Euer Weg muss sich ändern, Ascha. Es ist Zeit, alles infrage zu stellen.«
    Wir bilden mit den Hadschin eine Reihe und reichen Eimer voll Wasser von einem zum anderen weiter, bis wir die Flammen so gut wie möglich gelöscht haben.
    »Warum heilst du dieses Übel nicht mit Magie?«, fragt ein Hadschin-Junge.
    »Es ist zurzeit leider keine sehr günstige Methode«, sage ich, die Augen auf den schwelenden Tempel gerichtet.
    »Aber die Magie wird alles wieder in Ordnung bringen, nicht wahr?« Er lässt nicht locker und ich sehe, wie verzweifelt er glauben möchte, wie sehr er sich wünscht, dass ich meine Hand über sein kaputtes Heim schwenke und es wieder ganz mache. Ich wünschte, ich könnte es. Ich schüttle den Kopf und reiche den Eimer weiter.
    Die Medusa trägt uns durch den goldenen Schleier zu der Insel, wo das Waldvolk zu Hause ist. In drohender Aufstellung säumen sie das Ufer, bereit, zu ihren neuen Speeren und Armbrüsten zu greifen. Die Medusa hält uns in einem sicheren Abstand vom Ufer – nahe genug, um gehört zu werden, aber weit genug, um zurückweichen zu können. Philon tritt an den Rand des Wassers. Der Blättermantel des Zwitterwesens hat orange, rote und goldene Schattierungen angenommen. Der hohe Kragen lodert um seinen schlanken Hals.
    »Du bist hier nicht willkommen, Priesterin«, ruft Philon.
    »Ich komme gerade vom Tempel. Ihr habt ihn niedergebrannt!«
    Philon nimmt eine herrische Haltung an. »So ist es.«
    »Warum?«, frage ich, weil mir keine bessere Frage einfällt.
    »Sie haben einen der Unseren getötet! Willst du uns verweigern, Gerechtigkeit zu üben?«
    »Und so habt ihr zwanzig der Ihren getötet? Was ist das für eine Gerechtigkeit?«
    Ascha erhebt sich auf schwachen Beinen. Sie klammert sich an die Reling. »Wir haben den Zentaur nicht getötet.«
    »Das behauptest du«, donnert Philon. »Wer hat es dann getan?«
    »Such die Antwort in dir selbst«, erwidert Ascha kryptisch.
    Neela wirft einen Stein nach uns. Er landet im Wasser und bespritzt die Schiffswand. »Wir haben genug von euren Lügen! Verschwindet!«
    Sie wirft noch einen Stein, der mich knapp verfehlt und auf dem Deck landet. Einem Impuls folgend ergreife ich den Stein und wiege ihn in meiner Hand.
    Ascha hält meinen Arm fest. »Vergeltung ist ein Hund, der seinen eigenen Schwanz jagt.«
    Aus diesen Worten spricht Weisheit, aber ich möchte den Stein werfen und muss alle Kraft aufwenden, um ihn fest in meiner Hand zu behalten.
    »Philon, fragst du dich überhaupt nicht, was aus unserem Bündnis werden soll, nun, wo ihr den Tempel niedergebrannt habt?«
    Ein Raunen geht durch das versammelte Volk. Und für einen Moment sehe ich einen Funken Zweifel in Philons kühlen Augen. »Die Zeit für Bündnisse ist vorbei. Lassen wir nun die Magie selbst ihr Werk tun. Wir werden sehen, wer am Ende gewinnen wird.«
    »Aber ich brauche eure Hilfe! Die dunklen Geister der Winterwelt schmieden ein Komplott gegen uns! Circe ist zu ihnen gegangen …«
    »Noch mehr Lügen!«, ruft Neela und das Waldvolk kehrt mir den Rücken.
    »Komm, Gebieterin«, sagt die Medusa. »Wir haben unser Möglichstes getan.« Sie legt ab, aber erst als wir den goldenen Schleier passiert haben, bin ich imstande, meinen Griff um den Stein zu lockern. Ich lasse den Stein in den Fluss fallen, wo er lautlos versinkt.
    Ann nimmt meinen Arm. Ihr Gesicht ist hart und entschlossen. »Wir müssen Felicity finden.«
    *
    Wir finden Pippa und die Mädchen in der Burg – sie trinken Wein und spielen. Dämmeriges Zwielicht taucht die Kapelle in eine geheimnisvolle Düsternis. Bessie reißt einer Libelle die Flügel aus und sie und Mae lachen, als die Libelle über den Boden hopst und verzweifelt versucht fortzufliegen. Pippa sitzt auf dem Thron und isst Beeren aus einem goldenen Kelch, bis ihre Lippen dunkelblau sind. Schüsseln und Becher sind bis zum Rand mit Beeren gefüllt.
    »Wo ist Felicity?«, frage ich. »Habt ihr sie gesehen?«
    »Hier bin ich.« Felicity tänzelt

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