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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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herein, als geharnischte Kriegerin in ihrem Kettenhemd, mit rosigen Wangen und leuchtenden Augen. »Was willst du?«
    »Fee, du kannst nicht hierbleiben«, sage ich. Sie nimmt neben Pippa Platz. »Warum nicht?«
    »Das Magische Reich versinkt im Chaos. Die Völker befinden sich im Krieg, der Tempel wurde niedergebrannt und Circe ist in die Winterwelt gegangen, um sich mit den dunklen Geistern zusammenzutun.«
    »Das alles betrifft uns hier nicht«, sagt Pippa und weist mit einer großen Geste auf die Wände der Kapelle. »Wie wär’s wieder mit einem Fest heute Abend?«
    »Pippa«, sage ich fassungslos. »Wir können kein Fest feiern.«
    Pippas Lachen ist hell und mädchenhaft. »Kümmern wir uns nicht um die Geister. Die sind mir nicht gewachsen.«
    Sie steckt eine Beere in den Mund und schleckt ihre Finger ab.
    »Richtig«, stimmt Bessie zu. »Miss Pippa ist ihnen haushoch überlegen.«
    Sie und Mae sehen Pippa mit einer stolzen Ergebenheit an und ich möchte Pippa am liebsten von ihrem Thron stoßen.
    »Hast du ihnen gesagt, wieso du hier bist? Weshalb du nicht ins Jenseits übersetzen kannst?«
    Pippas Augen blitzen. »Oh, Gemma, wirklich.« Sie und die Fabrikmädchen wechseln Blicke und grinsen. Das Grinsen schlägt in ein Kichern um, das meine Haut kribbeln lässt.
    »Sie hat mich gebeten, ihr zu helfen, über den Fluss zu setzen, aber sie konnte nicht hinüber. Weil sie sich zu lange hier aufgehalten hatte. Weil sie die Beeren gegessen hatte«, sage ich. Ich stoße einen Kelch um; die dicken purpurroten Beeren kullern über den Boden und werden von den Ranken verschluckt.
    »Du wolltest hinübergehen? Ohne es mir zu sagen?«, sagt Felicity leise.
    Pippa ignoriert Felicitys schmerzliche Enttäuschung. Sie heftet ihre unsteten, schwankenden Augen auf mich. »Was spielt das jetzt für eine Rolle? Ich wurde nämlich für einen höheren Zweck aufgespart.«
    Ich blicke reihum in die bewundernden Gesichter der Mädchen. Wendy ist nicht unter ihnen.
    »Wo ist Wendy?«, frage ich. In Mercys Augen sehe ich ein furchtsames Aufflackern.
    »Sie ist fortgelaufen«, antwortet Pippa kühl.
    Das nächste Mal wird es kein Kaninchen sein.
    »Willst du mir sagen, dass sie auch ihren Käfig durchgenagt hat?«
    Pippa zuckt die Schultern. »Wenn’s dir Spaß macht.«
    »Sag mir, wo sie ist!« Ich knalle meine Hand auf den Altar, Pippa stemmt in einer spöttischen Pose die Hände in die Hüften. »Oder was?«
    Felicity schaltet sich ein. »Pippa, hör auf.«
    »Bist du jetzt auf ihrer Seite?«, fragt Pippa.
    »Es gibt keine Seiten«, sagt Ann. »Oder?«
    »Jetzt gibt es sie«, antwortet Pippa und mein Blut pulsiert ein wenig rascher.
    »Sie hat Wendy in die Winterwelt gebracht«, sagt Mercy schnell.
    Bessie versetzt ihr einen Kinnhaken, der sie zu Boden streckt. »Das ist ’ne verdammte Lüge, Mercy Paxton. Nimm das zurück!«
    »Niemand mag eine Verräterin, Mercy«, tadelt Pippa.
    Das Mädchen kauert sich auf den Boden. Die Burg stöhnt. Die Ranken sind von Mehltau befallen, krank. Eine kriecht über meinen Fuß, schwer wie ein Stein, und mein Fuß ist darunter eingeklemmt. Ich ziehe ihn mit Gewalt heraus.
    »Pippa«, sage ich, »was hast du getan?«
    »Was du nicht tun würdest. Arme Gemma, immer so voller Angst vor ihrer Macht. Nun, ich hab keine Angst davor.«
    »Pippa, du hast doch keinen Handel mit den dunklen Geistern abgeschlossen?«
    »Und wenn doch?«
    Felicity schüttelt den Kopf. »Das hast du nicht.«
    Pippa schlägt sich leicht ans Gesicht. »Es war eine so winzige Kleinigkeit, die sie verlangt haben. Ein Opfer, das niemand vermissen würde. Ich habe dieses dumme Kaninchen geopfert – das ist alles. Du siehst, was wir dafür bekommen haben!« Sie öffnet ihre Arme weit, aber ich sehe nur eine zerfallende, von Unkraut überwucherte Burg.
    »Sag mir, dass du sie nicht in die Winterwelt gebracht hast, dass ich unrecht hatte, so etwas zu denken«, flehe ich.
    »Ich sag dir alles, was du hören willst«, erwidert sie, während sie sich mit Beeren vollstopft.
    »Sag mir die Wahrheit ! «
    Pippas Augen schießen Blitze. Ihre Zähne sind blauschwarz von Saft. »Sie. War. Eine. Last.«
    Felicity fasst sich an den Magen. »Oh Gott.«
    »Nein, Fee, du wirst sehen. Es wird einfach wundervoll.« Pippa schenkt den anderen ein kokettes Lächeln. »Soll ich dir sagen, was der Baum versprochen hat? Was ich dort gesehen habe, nachdem ich das Opfer dargebracht hatte? Ich sah die Zeit des Ordens zu Ende gehen und etwas Neues

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