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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Schönheit, aber er steht mir recht gut. »Es tut mir leid, dass du nicht als du selbst ins Theater gehen kannst, Ann.«
    Sie nickt schicksalsergeben. »Macht nichts. Ich werde sie sehen und das allein ist mir wichtig.«
    »Gut. Also wollen wir’s mal versuchen, ja?«
    Ich nehme Anns Hände in meine. Sie hat immer noch ein bisschen Magie in sich übrig behalten und die verbindet sich mit dem, was ich ihr gebe. Ihre Freude darüber, ihr Vorbild gleich sehen zu dürfen, ist ansteckend. Ich fühle, wie ihre Magie von ihren Händen in meine übergeht und ein unsichtbares Band schafft, das uns verbindet.
    »Also los, verwandle dich in wen auch immer«, sage ich lächelnd. »Wir warten gespannt.«
    »Es wird nur einen Moment dauern!«, sagt sie geheimnisvoll. Ihre Wangen sind schon gerötet. »Ich versprech’s.«
    »Das wird in einer Katastrophe enden, davon bin ich überzeugt«, brummt Felicity, als wir uns nach unten auf den Weg machen. Sie zupft an einer Schleife an ihrem Hals herum. Ich lege meine Hand darauf und die Schleife entfaltet sich zu voller Schönheit.
    »Du bist es, die immer sagt, die Magie ist nutzlos, außer man macht sie sich zunutze«, sage ich.
    »Ich habe damit keine kleinen Ausflüge zu Veranstaltungen oder neue Hüte gemeint«, entgegnet sie scharf.
    »Für Ann bedeutet das die Welt.«
    »Ich begreife nicht, wie der Besuch einer Matinee ihr Leben verändern soll«, murrt Felicity. »Statt einer Gouvernante wird sie eine Gouvernante sein, die im Theater war.«
    »Ich weiß es auch nicht. Aber es ist ein Anfang«, sage ich.
    »Hallo.«
    Wir drehen uns nach Anns Stimme um, aber es ist nicht Ann, die oben auf der Treppe steht. Es ist eine vollkommen andere Person – wie einem Journal entsprungen: ungefähr zwanzig Jahre alt, mit üppigen dunklen Locken, einer Stupsnase und saphirblauen Augen. An diesem Geschöpf ist keine Spur von Ann zu entdecken. Das Mädchen trägt ein Kleid, das auf der Titelseite von La Mode Illustrée abgebildet sein könnte, eine Kreation aus pfirsichfarbener Seide mit schwarzem Moirébesatz und einem breiten Spitzenkragen. Die an den Schultern gebauschten Puffärmel verjüngen sich entlang den Armen. Das Tüpfelchen auf dem i bildet ein Hut aus karamellfarbenem Samt, geschmückt mit einer einzelnen Feder. Ein zierlicher Regenschirm vervollständigt das Ensemble.
    Sie posiert am oberen Treppenabsatz. »Wie sehe ich aus?«
    »Einfach perfekt«, sagt Felicity erstaunt. »Ich kann’s nicht glauben.«
    Ann blickt mich neugierig an. »Gemma?«
    Sie wartet auf eine Antwort. Nicht dass sie nicht entzückend wäre, das ist sie. Aber es ist nicht mehr Ann. Ich suche nach den vertrauten Zügen meiner Freundin – das runde Gesicht, das scheue Lächeln und die wachsamen Augen – und finde sie nicht. Ann wurde durch dieses seltsame Geschöpf ersetzt, das ich nicht kenne.
    »Es gefällt dir nicht«, sagt sie und beißt sich auf die Lippe.
    Ich lächle. »Es ist nur, dass du so ganz anders aussiehst.«
    »Darum geht es ja«, sagt sie. Sie rafft ihre Röcke und dreht sich ein wenig. »Und du bist sicher, dass mich niemand erkennt?«
    »Ich erkenne dich nicht«, versichere ich ihr.
    Ein Schatten huscht über ihr Gesicht. »Und wie lange wird die Täuschung anhalten?«
    »Das kann ich nicht sagen«, antworte ich. »Mehrere Stunden mindestens. Vielleicht sogar den ganzen Tag – sicherlich lange genug für unsere Zwecke.«
    »Ich wünschte, sie würde für immer anhalten«, sagt Ann seufzend und berührt mit einer behandschuhten Hand ihre rosige Wange.
    Cecily stolziert daher mit einem affektierten Grinsen auf dem Gesicht. Sie trägt eine wunderschöne Perlenkette mit einem zierlichen Anhänger, einer zauberhaften Kamee. »Oh, Fee, sieh mal! Ist sie nicht fantastisch? Meine Mutter hat sie mir geschickt. Ich sollte sie nicht vor meinem Debüt tragen, aber ich kann nicht widerstehen. Oh, guten Tag«, sagt sie, als ihr Blick auf Ann fällt.
    Felicity hakt sofort ein. »Cecily, das ist meine Cousine, Miss …«
    »Nan Washbrad«, sagt Ann kühl. Felicity und ich platzen fast vor Lachen, weil nur wir wissen, dass es sich um ein Anagramm ihres Namens, Ann Bradshaw, handelt.
    Anns Verwandlung wirkt Wunder. Cecily scheint von Felicitys »älterer Cousine« regelrecht bezaubert zu sein.
    »Wollen Sie uns zum Tee Gesellschaft leisten, Miss Washbrad?«, fragt sie atemlos.
    »Das ist mir leider nicht möglich. Wir werden Miss Lily Trimble in Macbeth sehen.«
    »Ich bin eine große Bewunderin von Miss

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